Rezension vom 07.04.2015
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In "Der Engelsbaum" wird in Rückblenden die Lebensgeschichte der 58-jährigen Greta erzählt, die vor über 20 Jahren nach einem Unfall ihr Gedächtnis verloren hat und sich ihre Vergangenheit nun Stück für Stück zurückerobert. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs verliebt sich Greta, 18-jährig, unerfahren und nach Sicherheit und Geborgenheit suchend, in den amerikanischen Offizier Max. Er verspricht ihr, sie in die USA mitzunehmen und zu heiraten. Als er aber entdeckt, dass Greta ihren Lebensunterhalt als Tänzerin in einer Revueshow verdient, kehrt er ohne Abschied und ohne Erklärung ohne sie in die Heimat zurück. Greta muss feststellen, dass sie schwanger ist. Ein Freund aus dem Theater, David, der Gefühle für Greta hegt, bietet ihr an, in seinem Cottage in Wales die Geburt abzuwarten. Auf dem Anwesen, Marchmont, lernt Greta nicht nur Davids Mutter, sondern auch seinen Onkel Owen kennen. Um der Sicherheit für die ungeborenen Kinder willen - sie erwartet Zwillinge - heiratet sie Owen. Von nun an sind die Geschicke der Familie Marchmont untrennbar mit denen Gretas und ihrer Kinder sowie später ihrer Enkelin verbunden. Aber es dauert bis ins Jahr 1985, bis David und Greta zueinander finden. Besonders Davids Geduld wird dabei auf eine harte Probe gestellt, denn er - der immer wieder rettende Anker für Greta, ihre Tochter Cheska und sogar ihre Enkelin Ava - wird für seine Treue und Hilfsbereitschaft erst spät belohnt.
In diesem Buch gefallen mir zwei Dinge besonders gut:
1. Die Entwicklung der Charaktere: Man erlebt, wie sich Greta von der unerfahrenen jungen Frau zur guten Mutter und dann Glucke, die nur für ihre Tochter lebt und diese nicht loslassen kann, entwickelt. Man sieht die Tochter Cheska vom braven lieben Kleinkind zu einem gefeierten Kinderstar und einer Schauspielerin werden, die aber zugleich eine Schizophrenie entwickelt und schließlich zur Gefahr für ihre Familie wird. Wie sich ein Mensch aufgrund seiner Lebensumstände entwickelt, das ist meiner Meinung nach sehr gut dargestellt.
2. Es ist spannend mitzuerleben, wie sich einzelne Entscheidungen eines Menschen für sein ganzes weiteres Leben auswirken. Wie ein Dominostein den nächsten zum Fallen bringt. Das Buch beschreibt wunderbar die Verkettungen, die so entstehen.
Das Buch ist empfehlenswert für alle, die gern Familiengeschichten, über Familiengeheimnisse und über verhindertes Lebens- und Liebesglück lesen.
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