Rezension vom 13.09.2015
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Schauplatz England
Die 16 jährige Victoria "Tori" Spring kapselt sich langsam, aber sicher, mehr und mehr von ihren Freunden und Mitschülern ab. Sie findet das gut so, denn Menschen sind schlecht. Außer ihr scheint niemand verstanden zu haben, wie das reale Leben so läuft und wie stressig das doch alles ist. - Tori wird von Kapitel zu Kapitel immer depressiver und negativer. Sie wehrt sich aktiv gegen alles, was ihr Spaß machen oder einen Ausweg aus ihrer "tiefschwarzen Gedankenhölle" bieten könnte.
Das ändert sich nicht mal, als sie einen weiteren Außenseiter namens Michael kennenlernt, der sich augenscheinlich ziemlich für sie interessiert und auch versucht, sie aufzuheitern. Tori bleibt Tori, denn niemand leidet so sehr wie sie.
Aber da ist noch die Sache mit ihrem Bruder Charlie und einer Organisation namens "Solitaire", die das Leben an ihrer Schule für ein paar Tage ordentlich auf den Kopf stellt…
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Und um Solitaire sollte es in dem Buch doch gehen, oder? Zumindest habe ich das bei Titel und Klappentext so verstanden. Zudem habe ich mehr Auseinandersetzung und Dialog zwischen den aufgeführten Charakteren erwartet. (Tori/Michael; Tori/Becky; Tori/Lucas)
Letztendlich bleibt man aber ganz oft mit Tori allein ihrem Kopf, der voll von düsteren Gedanken, nicht nachvollziehbaren Entscheidung und einer krankhaften Angst vor dem Sinn des Lebens oder der Erfahrung von Spaß und Glück zu sein scheint. Das Buch als „Fänger im Roggen“ für das digitale Zeitalter zu bezeichnen halte ich von der Times sehr gewagt, wobei ich natürlich niemandem die Freude an diesem Roman absprechen möchte, denn dann würde ich dasselbe sinnlose Ziel verfolgen wie die Protagonistin selbst.
Die Ansätze der Autorin für einen gelungenen Jugendroman kann ich deutlich erkennen. Meiner Meinung nach hätte eine Erzählung in der dritten Person dem ganzen jedoch besser getan. Alle Figuren bleiben blass, werden nur angeschnitten, verdeutet und am Ende zu schnell abgekanzelt, um mehr Platz für Tori zu haben, deren offenkundig emotionale Verstörung mich zu oft irritiert hat und sehr skeptisch weiterlesen ließ.
Mir war die ganze Zeit so als wollte mir das Buch unbedingt irgendwas sagen (wie Michael, als er Tori ins Restaurant folgt), doch als es dann Zeit für die Botschaft ist, fiel diese entweder völlig unter den Tisch, wurde vergessen oder halt…gab es etwa keine, außer „Die Welt ist schlecht und Du kannst sowieso nichts daran ändern“?! oder "Leben kann schön sein, muss es aber nicht?!" (besonders dann nicht, wenn man sich selber nicht bemüht)
Fazit
Tolles Cover, toller Einband, guter Ansatz eines Romans. Leider für meinen Geschmack nicht ganz gelungen, da sich die Geschichte einfach zu sehr in den Leiden der in der Pubertät stecken gebliebenen Protagonistin ergießt, für die es am Ende wenigstens ein leises Fünkchen Hoffnung gibt…
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