Zugegeben, als mich die ganz in gold gekleidete Büchersendung des Verlages erreichte und mich dann dieses hübsche Buch mit einem feinen Schleifchen und einem persönlich geschriebenen Kärtchen anlachte, war ich doch ein bisschen verliebt, aber letztlich zählt dann doch was zwischen den Buchdeckeln steckt und nicht wie hübsch sich die Braut gemacht hat.
Und wenn man ehrlich ist, versteckt sich hinter der gar nicht mal so schlechten Idee, doch wieder nur ein bisschen New Adult Kram mit unsäglichem Bad Boy und jungfräulicher Heldin. Aber fangen wir von vorne an.
Leisa Rayven lässt ihre Geschichte im Theatermillieu spielen und das ist besonders auf den ersten 150 Seiten richtig interessant. In Rückblenden wird Holts und Cassies Leben auf der Schauspielschule geschildert und wie sie sich dort mal mehr mal weniger näher kommen. Tatsächlich bekommt der Leser einen guten Einblick in das Innenleben eines Schauspielers, der fremde Gefühle und Verhaltensweisen zum Leben erwecken muss.
Leider sind es widerum aber auch die Theaterszenen, die das ganze billig wirken lassen. Bei einer Probe zu „Romeo und Julia“ müssen die Beiden eine Erotikszene spielen und trotz hautfarbener Kostüme, die Nacktheit simulieren sollen, bescherrt Romeo der holden Julia den ersten Orgasmus ihres Lebens. Ernsthaft? Während die Regisseurin zwei Meter daneben steht? Und merken tut es natürlich auch keiner!
Hinzu kommt, dass ich selbst nach 300 Seiten immer noch nicht wusste, was der gute Holt der Cassie denn nun angetan hat. Normalerweise mag ich Zeitsprünge und Rückblenden in Romanen sehr gerne, aber wenn sich auf hunderten von Seiten andauernd darauf bezogen wird, dass der Held sich wie ein Arschloch benommen hat, einem aber erst auf den letzten Metern jemand sagt, was er genau getan hat, dann fühl ich mich veräppelt. Besonders da Holt sich redlich Mühe gibt, Cassie davon zu überzeugen, dass er sich geändert hat und der Leser sich irgendwann fragt, wieso die gute Frau so unfassbar nachtragend ist, während sie sich gleichzeitig nach ihm verzehrt.
Wenig überraschend sind auch der schwule Quotenfreund, die verständnislosen Eltern und natürlich die ausgeschmückte lange Sexszene, als in einer Rückblende irgendwo jenseits von Seite 400 Cassies und Holts erstes Mal geschildert wird. Das Traurige ist, dass die Autorin eine flotte und fließende Schreibe hat und besonders das Setting wirklich Potential hat, aber dabei rausgekommen ist dann doch nur der momentan immer gleiche Liebesromanschmalz zwischen zwei gutaussehenden jungen Menschen, die einfach nur mal ein klärendes Gespräch bräuchten und/oder einen guten Therapeuten. Aber dann wäre der Roman nach 50 Seiten zu Ende und Novellen und Kurzgeschichten kauft schließlich kein Mensch.
Da ich womöglich mit Mitte 30 nicht ganz der Zielgruppe entspreche, möchte ich nicht ausschließen, dass es vielleicht auch an mir liegt. Allerdings habe ich die letzten Monate auch gute New Adult Romane gelesen (Colleen Hoover z.B.) und bezweifle hiermit, dass alles nur meine Schuld ist!