Pünktlich ein Jahr nach ihrem Krimi-Debüt „Ausgeweidet“ legt das Mörderische Duett aus Düsseldorf den zweiten Kriminalfall um das Ermittlerteam Clemens von Bühlow und Maria Esser vor. Diesmal haben sich Brigitte Lamberts und Annette Reiter den Süden Düsseldorfs als Schauplatz der Geschichte ausgesucht. Und sie legen gleich noch einen drauf, indem sie – anders als im Debütroman – einen Serienkiller sein Unwesen treiben lassen. Ich persönlich LIEBE ja Serienkiller, also im Krimi …
Der Inhalt des Kriminalromans in aller Kürze:
Am Benrather Rheinufer wird eine Frauenleiche nicht nur abgelegt, sondern regelrecht in Szene gesetzt. Das Opfer ist mit Tellertutu und Ballettschuhe bekleidet und hält eine rote Rose in den Händen. Der erfahrene Krimifreund ahnt: Hier geht es nicht um eine Beziehungstat oder einen Raubmord, hier ist richtig was los! Wer sich als Mörder solche Mühe macht, der mordet sicher ein zweites Mal und vielleicht auch noch öfter. Meine Vorfreude auf einen Serienkiller und ein spannendes Krimivergnügen war schnell geweckt. Die Autorinnen stellen uns den Mörder im Prolog als „Hod“, den germanischen Gott der Dunkelheit, vor, der seine Opfer von der Tanzfläche einer Szenedisco fischt. Sehr skurril und spannend und man hofft, dass das Ermittlerteam den Mörder schnell zu fassen bekommt. Natürlich muss diese Hoffnung aus dramaturgischen Gründen enttäuscht werden. Und sie wird es, todsicher, denn die Ermittlungen laufen nur schleppend an und schon bald wird eine zweite Frauenleiche gefunden. Die Kommissare stehen sofort unter Druck und die Jagd auf Hod beginnt …
Meine persönliche Wertung:
Brigitte Lamberts und Annette Reiter sind ihrer im Debütkrimi eingeschlagenen Linie treu geblieben und liefern wieder einen sorgfältig recherchierten, authentischen Polizeikrimi (Whodunit) ab. Die gradlinig vorgetragene, wenig spektakuläre (aber damit authentische) Polizeiarbeit, mit allerlei kulinarischer Raffinesse veredelt, ist bereits im zweiten Krimi zu ihrem Markenzeichen geworden. Zudem spiegelt der Roman auf ganz hervorragender Weise das Lokalkolorit von Düsseldorf wider. Die Beschreibung von Eigenart und Atmosphäre der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt geht weit über die Nennung lieb gewonnener Klischees hinaus. Genau so müssen gute Regionalkrimis angelegt sein.
Ich möchte auch kurz auf die Detailtreue und das fundierte Fachwissen des Autorenpaares hinweisen. Wie bereits bei ihrem Debüt, zeigen Lamberts und Reiter, dass sie ihren Krimi sorgfältig vorbereitet haben. Die Zeichnung des Clemens von Bühlow als Fallanalytiker beispielsweise gelingt hier besser als beim Erstlingswerk. Das geschickt in Szene gesetzte Fachwissen der Autorinnen bietet einen unterschwelligen Lerneffekt, der zu keiner Zeit dozierend wirkt. So lernt man zum Beispiel verschiedene Tötungsmethoden zu unterscheiden oder etwas zur Abschätzung des Todeszeitpunkts. Zudem portraitieren die zahlreichen Teambesprechungen den wahren Ermittleralltag, der unter Umständen von mühseliger und wenig spektakulärer Recherchearbeit aber auch von bürokratischen Konflikten gekennzeichnet sein kann. Darüber hinaus beschreiben die Autorinnen ihre Hauptfiguren nicht, sie lassen sie auftreten – in Besprechungen, bei Zeugenbefragungen oder beim Essen. Das setzt das Kopfkino des Lesers in Gang und man taucht ein in Szene und Atmosphäre.
Wie bereits im Debütkrimi hätte auch hier ein zweiter Erzählstrang der Geschichte gut getan. Der Ermittlungsakt ist zwar realitätsnah dargestellt, dramaturgisch aber verläuft er zu geradlinig. Mir fehlen Verzögerungen und verpasste Gelegenheiten, falsche Schlussfolgerungen und falschen Fährten.
Mein Fazit:
Wieder ein sehr guter Regionalkrimi, der insbesondere den Freunden realitätsnaher Ermittlerarbeit ein kurzweiliges Lesevergnügen bereiten kann.
© Andreas Kaminski („Kriminalinski“), Cloppenburg, April 2015