Rezension vom 11.01.2013
(8)
Unglaublich fesselnd und im guten Wortwitz wird die Geschichte von Francis erzählt. Francis Dean, fast 18, Einzelgänger, Grübler, lebt mit seiner depressiven Mutter in ständiger Geldnot und mit düsteren Zukunftsaussichten an der Ostküste der USA. Seinen Vater kennt er nicht. Eigentlich hat Francis bereits mit seinem Leben abgeschlossen. Nachdem seine Mutter von ihrem Freund verlassen wurde, musste die beiden in einen Trailer Park am Stadtrand ziehen und wohnen nun am Rand der Gesellschaft. Doch als seine Mutter wieder einmal wegen ihrer Depressionen in eine Klinik eingewiesen wird und sich anschließen versucht umzubringen, ändert sich Francis Leben. Seine Mutter schreibt ihm einen Abschiedsbrief, indem sie ihm verrät, dass sein Vater keiner ihrer vielen One-Night-Stands gewesen ist, sondern er das Resultat eines einzigartigen Projektes sei - der Samenbank der Genies. Plötzlich hat Francis wieder eine Lebensperspektive - er will seinen Vater finden. Francis macht sich zusammen mit seinem einzigen Freund und einem Mädchen, dass er in der Psychiatrie kennengelernt hat, auf die Suche nach seinem Vater.
Der Hauptteil des Buches besteht aus ihrer Reise quer durch Amerika. Der Autor beschreibt die einzelnen Stationen ihres Trips in einer perfekten Länge, sodass sich das Buch nicht hinzieht. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen mit denen man nicht gerechnet hätte. Die drei erleben manches auf ihrer Reise. Es gibt viel Streit und es wird einiges gesagt, was vielleicht nicht so gesagt werden würde, wäre die Situation anders.
Dem Autor Benedict Wells ist es mit diesem Roman gelungen, drei verschiedene Charaktere aufeinander treffen zu lassen und diese in ihren gegenseitigen Beziehungen logisch und nachvollziehbar miteinander agieren zu lassen. Die kurzzeitige Verstrickung dieser drei Individuen beschreibt der Autor in einer rasanten Erzählweise, die dennoch nicht auf eine Entschleunigung an den richtigen Stellen verzichtet, um hier pointierte Momentaufnahmen zu machen. Behutsam lässt der Autor den Leser teilhaben an der Entwicklung dieser drei so unterschiedlichen jungen Menschen und stellt die verschiedenen Aspekte der nach wie vor aktuellen Diskussion um die Gentechnik vor ohne hier parteilich zu werden. Die Charaktere sind ein klein wenig überspitzt dargestellt und kommen nahe an Stereotypen ran. Aber eigentlich passt das zur Stimmung und ist stimmig.
Von der Sprache her ist die Geschichte manchmal relativ einfach konzipiert und gut verständlich, aber dann auch oft sehr hintergründig und philosophisch. Die Dramaturgie ist sehr spannend aufgebaut, ständig erlebt die Hauptfigur abwechselnd fatale Rückschläge und dann wieder unverhoffte Chancen. Das Leben ist eine atemberaubende Achterbahnfahrt - alles ist möglich.
Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist für mich das Ende. Das hat mir leider nicht ganz so gut gefallen, aber das ist meine persönliche Meinung und andere werden vielleicht auch begeistert sein.
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