Identitätspolitik: Solidarität war gestern

Über sie wird auf aktuellen Foren heiss diskutiert, aber sie ist mitnichten ein neues Phänomen: die Identitätspolitik. Erfunden haben sie konservative Kräfte, die Ende des 18. Jahrhunderts gegen die Aufklärung Stellung bezogen. Umso erstaunlicher ist, dass sich heute vor allem linke Intellektuelle auf sie beziehen.

Frank Furedi
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Um Identität ging es auch der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung – aber damals stand die Politik im Vordergrund. (Bild: Express Newspapers/Getty Images)

Um Identität ging es auch der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung – aber damals stand die Politik im Vordergrund. (Bild: Express Newspapers/Getty Images)

Identitätspolitik ist in den westlichen Ländern zu einer massgeblichen Kraft im öffentlichen Leben geworden. Aber nach wie vor sieht man ihre heutigen Vertreter meist als direkte Nachkommen der Aktivisten, die in den 1960er Jahren Frauenrechte oder Selbstbestimmung für die Afroamerikaner einforderten. Diese Sicht ist irreführend, denn sie blendet aus, in welchem Mass sich die Akteure und die Anliegen der Identitätspolitik über die Dekaden hin gewandelt haben.