Couch-Wertung:

84°

Leser-Wertung

-
Zum Bewerten, einfach Säule klicken.
 50° 100°

Zum Bewerten, einfach Säule klicken.

Bitte bestätige - als Deine Wertung.

Gebe bitte nur eine Bewertung pro Buch ab, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Danke!

0 x 91°-100°
1 x 81°-90°
0 x 71°-80°
0 x 61°-70°
0 x 51°-60°
0 x 41°-50°
0 x 31°-40°
0 x 21°-30°
0 x 11°-20°
0 x 1°-10°
B:84
V:0
W:{"1":0,"2":0,"3":0,"4":0,"5":0,"6":0,"7":0,"8":0,"9":0,"10":0,"11":0,"12":0,"13":0,"14":0,"15":0,"16":0,"17":0,"18":0,"19":0,"20":0,"21":0,"22":0,"23":0,"24":0,"25":0,"26":0,"27":0,"28":0,"29":0,"30":0,"31":0,"32":0,"33":0,"34":0,"35":0,"36":0,"37":0,"38":0,"39":0,"40":0,"41":0,"42":0,"43":0,"44":0,"45":0,"46":0,"47":0,"48":0,"49":0,"50":0,"51":0,"52":0,"53":0,"54":0,"55":0,"56":0,"57":0,"58":0,"59":0,"60":0,"61":0,"62":0,"63":0,"64":0,"65":0,"66":0,"67":0,"68":0,"69":0,"70":0,"71":0,"72":0,"73":0,"74":0,"75":0,"76":0,"77":0,"78":0,"79":0,"80":0,"81":0,"82":0,"83":0,"84":1,"85":0,"86":0,"87":0,"88":0,"89":0,"90":0,"91":0,"92":0,"93":0,"94":0,"95":0,"96":0,"97":0,"98":0,"99":0,"100":0}
Carsten Kuhr
Vom Bibliothekarslehrling, der auszog dem Krieg zu beenden

Buch-Rezension von Carsten Kuhr Sep 2015

Der junge Jaarn wächst im Turm der königlichen Bibliothek auf. Hier lernt er nicht nur große Folianten zu schleppen, Texte zu kopieren sondern auch zu gehorchen. Als er eines Nachts geweckt und zum Leiter der Bibliothek befohlen wird, weiß er wirklich nicht, was er ausgebrochen haben könnte. Doch statt für einer Missetat belangt zu werden, wartet der alternde König auf ihn und eröffnet Jaarm, dass er der letzte verbleibende Spross des Königsgeschlechts und damit Thronerbe wäre.

Damit nicht genug hätte ihn das Schicksal auserkoren, ein verschollenes, legendäres Schwert, das eherne Schwert, das aus Geschichten geschmiedet wurde, zu vervollständigen und dem Gott des Krieges zu Fuße zu legen. Der Weltfrieden hängt anscheinend von einer kleinen, unsportlichen Leseratte ab, die mit der Aufgabe offenbar massiv überfordert ist. Ihm zur Seite stellt der König, der kurz danach verraten und gemeuchelt wird, einen legendären Abenteurer und Dieb.

Zusammen brechen sie auf, die Queste zu erfüllen – verfolgt, gejagt und bedroht von allen, die ein Interesse am Krieg haben – und das sind Viele ...

Auf den ersten Blick eine Fantasy-Queste im Stil der 70er Jahre, doch dann ...

Christian von Aster ist einer der interessantesten Autoren der deutschsprachigen Phantastik. Wer ihn einmal live erleben durfte – und er ist viel unterwegs in deutschsprachigen Gegenden – weiß mit welcher Freude und Intensität der Autor seine literarischen Preziosen vorträgt.

Leider ist sein Oeuvre, auch dank seines Engagements im Bereich Film, eher klein geraten. Zumeist finden kürzere, pointierte Texte Aufnahme in seine Sammlungen, die er im Eigenverlag herausgibt.

Nach einer etwas anderen, besonderen, fast bin ich geneigt zu sagen absonderlichen aber auf jeden Fall vergnüglichen Zwerge-Trilogie im Egmont-Lyx Verlag erschien vor ein paar Jahren ein ersten Phantastik-Roman in der Hobbit-Presse von Klett-Cotta. Dieser Roman - Der letzte Schattenschnitzer - scheint sich glücklicherweise so gut verkauft zu haben, dass der Verlag nun ein weiteres Werk aus der von Aster´schen Werkstatt auflegt.

Die Handlung kommt uns auf den ersten Blick leidlich bekannt vor – ein junger, überforderter Mann wird auserwählt eine Queste zu erfüllen, die seine Welt retten soll. Es geht um Frieden für die Welt, um alten Hass, um Geheimnisse und Götter, die ihre Schöpfung verlassen haben.

Wie wir dies von von Aster erwarten, erweist sich die Queste in der Tradition der 70er Jahre jedoch auf den zweiten Blick als ein wenig anders, als erwartet. Statt der Jagd auf einen Schatz oder die Mühe sich selbst zum natürlich gerechtem Herrscher eines Reiches aufzuschwingen, geht es vorliegend um etwas weit profaneres – um den Weltfrieden! Wenn dem Gott des Krieges das legendäre eherne Schwert zu Füssen gelegt wird, dann soll endlich wieder Friede auf Erden herrschen – so zumindest die Mär.

Eine wahrhaft verantwortungsvolle, wichtige und anerkennenswerte Queste, allein, es gibt, wie im realen Leben auch, immer Kriegsgewinnler. Menschen, die sich vom Krieg Profit versprechen, die ihre merkantile Zukunft vom Fortsetzen des ewigen Schlachtens abhängig gemacht haben. Dass es sich hierbei immer um die Reichen, die Mächtigen der Welt handelt, die ihre Ziele durchzusetzen gewohnt sind sorgt für einen rauen Gegenwind für unsere Erzähler.

Mit hinein verwoben hat der Autor alte Familienfehden, ehrbare Gauner, Diebe und Leichenfledderer, wobei er immer mit wachem Auge auf menschliche Schwächen und Unzulänglichkeiten schielt.

Unterschwellig hat er viel in seine spannend aufgezogene Handlung hineingepackt. So geht es um wirtschaftliche Macht und verantwortungslose Politiker / Könige, um die Angst vor Veränderung, um die Automatismen des Krieges und der Unfähigkeit von Menschen sich zu ändern. Und es geht – einmal mehr – um die Kraft der Liebe und der Hoffnung und um Götter, denen ihre Gläubigen herzlich egal sind.

Das hat Pepp, bietet jede Menge Verwicklungen, faszinierende Gestalten und reichlich Dramatik so dass sich der Roman bestens für eine Urlaubslektüre eignet. Eine Fortsetzung scheint möglich, ich denke aber, das von Aster so viele Geschichten mit sich herumträgt, dass er uns lieber zu neuen Ufern entführen wird.

Das eherne Buch

Das eherne Buch

Deine Meinung zu »Das eherne Buch«

Hier kannst Du einen Kommentar zu diesem Buch schreiben. Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer, respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Danke!

Letzte Kommentare:
09.11.2015 11:39:55
Tobias Dahlmann

Ich rechne dieses Buch der düsteren High-Fantasy zu. Es ist ein abgeschlossener Einzelroman und macht nicht den Eindruck, als wäre eine Fortsetzung angedacht. Beschrieben wird (mit Ausnahme einzelner Abschnitte) ein einzelner, jugendlicher Hauptcharakter namens "Jaarn von Stahl". (Falls jemand sprachliche Vorbildung fehlt: "järn" ist schwedisch für "Eisen", und die Wortwurzel kommt auch sonst vor.) Die meisten anderen Namen sind jedoch nicht redend.
Beschrieben wird, wie Jaarn das "eherne Buch" (ein magisches Schwert, geschmiedet aus Geschichten) zu einem Tempel des Kriegsgottes bringen soll. Der Hintergrund dazu ist eine Wette unter Göttern. Die Überbringung soll alle Kriege beenden, von denen die Welt ansonsten reichlich geplagt wird. Welt und Reich gehen als Begriffe in dem Roman übrigens etwas durcheinander. Das allein schadet nicht wirklich.
Dennoch schließt sich hier eine Schwäche des Buches an: Einerseits wird der Kriegsgott als übermächtig dargestellt. Alles richtet sich nach ihm, wodurch ohnehin schon die Logik arg strapaziert wird. Wenn ständig Landstriche entvölkert werden, müsste eigentlich irgendwann niemand mehr zum Kämpfen übrig sein.
Andererseits aber kann der Kriegsgott nicht persönlich in das Geschehen eingreifen, und irgendetwas in seinem Sinne beeinflussen. Hier hat man es dann plötzlich wieder mit einem sozialen Gottesbild zu tun. Man fragt sich, warum die Leute denn nicht einfach Frieden schließen, wenn sie ihn denn dann haben wollen. Der schwächliche Kriegsgott hindert sie ja doch nicht daran.
Man hätte hier sehr gut eine Debatte zum sozialen und kulturhistorischen Stellenwert von Kriegen anschließen können. Diese habe ich wirklich vermisst. An ihrer Stelle wird allgemein auf einen Gott verwiesen, der scheinbar schizophren ist.
Auch andere Götter werden nur ganz am Rande erwähnt. Man fragt sich unwillkürlich, warum die örtlichen Jäger eigentlich keinen Gott des Waldes haben, und die Fischer keinen Gott des Meeres. Offenbar möchte Christian von Aster sein Buch auf Aussagen ausrichten, und nicht auf entsprechende Hintergründe. Leider führt das zu immanenten Widersprüchen. Der Wunsch nach Frieden wird allgemein vorausgesetzt, aber nicht in seinen Implikationen diskutiert.
Jaarn jedenfalls begegnet auf seiner teils unfreiwilligen Reise einer Reihe von Charakteren, die vielfach sehr schön und ideenreich ausgearbeitet sind. Warum allerdings gerade Jaarn der Auserwählte ist, wird bis zum Schluss nicht wirklich geklärt. Es gibt nur sehr lockere Andeutungen in Richtung der keltischen Mythologie. Diese werden jedoch auch nicht ausgeführt.
Ich kannn nur spekulieren, ob das ein Kunstgriff sein soll, damit sich eine breitere Leserschaft mit ihm identifizieren kann. Bei mir hat das nicht funktioniert. Der Hauptcharakter ist für mich die mit Abstand farbloseste Gestalt in dem Buch. Dadurch haben allerdings dann andere Charaktere ihre zahlreichen Momente, die gerade durch den Kontrast deutlich werden.
Zwischendurch gibt es noch eine größere Anzahl von Crossover-Querverweisen, die man von Christian von Aster erwarten durfte. Der Stadt-Land-Konflikt nimmt eine zentrale Rolle ein. Eine bestimmte Personengruppe benimmt sich wie Urchristen. Die Figur des Gidwigk diskutiert Autorendasein und Realitätswahrnehmung.
Seinen Glanzpunkt und seine stärksten Momente hat das Buch für mich bei der Beschreibung der Weißen Stadt. Im Kontext von Krieg und Frieden liefert Christian von Aster hier ein Bild, das teilweise auf die EU der Gegenwart verweist. Man kann sicherlich auch zahlreiche andere Sozialwelten erkennen, die sich von einem umgebenden Krieg abschotten wollen. In jedem Fall haben die entsprechenden Abschnitte positive, vielschichtige Forderungen an den Leser.
Das Buch schließt auf eine schöne Weise. Der Leser wird vorher tatsächlich gedanklich auf Abwege geschickt. Dadurch gelingt es dem Autor, die Spannung durchgehend aufrecht zu erhalten. Er schließt mit einer Pointe, die absolut passend und lesenswert ist, in sich aber dennoch weitere Fragen aufwirft.

Insgesamt kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Es hat kleinere logische Schwächen. Diese bewegen sich jedoch absolut im Rahmen dessen, was man von anderen Fantasy-Autoren auch erzählt bekommt. Ihnen gegenüber stehen Stärken, die man nur selten findet. Sobald Christian von Aster einmal in ein Motiv oder eine Diskussion eingestiegen ist, führt er sie erzählerisch wie bildsprachlich auf die gebührenden Höhen der Fantasy.
Für mich ist dies mein Buch des Jahres 2015.

Sci-Fi & Mystery
(MUSIC.FOR.BOOKS)

Du hast das Buch. Wir haben den Soundtrack. Jetzt kannst Du beim Lesen noch mehr eintauchen in die Geschichte. Thematisch abgestimmte Kompositionen bieten Dir die passende Klangkulisse für noch mehr Atmosphäre auf jeder Seite.

Sci-Fi & Mystery