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Winnetou unter Werw ... was?!

Buch-Rezension von Tom Orgel Okt 2010

Zugegeben, ich war mehr als skeptisch, als ich diese Büchersendung von Piper ebenso unerwartet wie unangekündigt erhielt. Bis dahin stand das gute Stück nämlich noch auf keiner unserer Rezensionslisten. Und ehrlich gestanden hätte ich mir ein Buch mit diesem Titel sicherlich nicht gekauft. Zum einen, weil ich als Kind zumindest Karl-May-Fan war (wenn auch interessanterweise nicht Winnetou-Fan). Zum anderen, da sich die Literatur-Mash-up-Versuche aus "urheberrechtsfreier Klassiker vs. Monster" nach Seth Grahame Greenes halbwegs gelungenem Austen-Remix "Pride and Prejudice and Zombies" als allesamt nur mäßig bis überhaupt nicht komisch herausgestellt haben.

Dementsprechend war mein erster Gedanke nach öffnen des Paketes denn auch: "Och nö - muss das sein?" Aber einem geschenkten Buch schaut man sehr wohl auf die Seiten und deshalb zuerst auf den Klappentext:

"... wussten Sie, dass Old Shatterhand eine Schwäche für junge Werwölfinnen hat? Dass Apachen den Mond anheulen und sich Bleichgesichter vor dem Sonnenlicht in Särge verkriechen? ..."

An dieser Stelle hätte ich gern aufgehört zu lesen - wenn mir nicht rechtzeitig eingefallen wäre, dass gerade deutsche Klappentexte mit dem tatsächlichen Inhalt gern mal nur die Schriftart gemeinsam haben. Deshalb habe ich das Teil (nach einer schnellen Recherche zu dem mir vollkommen unbekannten Autoren) doch aufgeschlagen.

Mayer Karl, Mayer mit "a y"

Der junge deutsche Abenteurer Mayer Karl wird in St. Louis von seiner Anstellung als Hauslehrer weg als Landvermesser angeworben. Er soll beim Bau einer Eisenbahn durch das noch unerschlossene Indianerland helfen. Wenig später bricht er mit seinem neuen Mentor Howlin' Sam, einem Perücke tragenden Männlein und Westmann in den noch wilden Westen auf. Wo er nicht nur seinen neuen Dienstherren Bancrott und dessen rumänische Wachmannschaft mit besagten Särgen begegnet, sondern schon kurz darauf in den Zwist zwischen Apachen und Kiowa hineingezogen wird. Beide Stämme stellen sich zu allem Überfluss auch noch als Werwolfsrudel heraus, so dass Mayer Karl und Howlin' Sam ihre liebe Mühe haben, zwischen Werwölfen, Vampiren und dauerbesoffenen Vermessern mit heiler Haut (oder zumindest Perücke) davon zu kommen.

Wie der Mayer Karl seinen Ruf als Lusche los wird, zu seinem Westmann-Namen kommt, Wolfsbrüderschaft mit Winnetou schließt und beinahe dessen kleine Schwester heiratet, das darf der geneigte Leser gern selbst herausfinden.

Im Ernst. Darf er. Denn ich werde von diesem Buch nicht abraten. Natürlich ist es kein literarisches Meisterwerk. Massentauglich ist es übrigens auch nicht unbedingt. Aber es ist eine gute und vor allem eine respektvolle Parodie.

Auf den ersten Blick wirkt sie völlig überdreht, was mich tatsächlich ein wenig abgeschreckt hat. Bis zu dem Moment, als ich sie aus der Hand gelegt und Karl Mays originalen Winnetou aus dem Regal gezogen habe. Dann ist mir nämlich klar geworden, dass Thannisch mit seiner Neuinterpretation sogar ziemlich nahe am Original geblieben ist. Seien wir ehrlich - Mays Winnetou ist für sich schon eine Parodie auf das Western-Genre (bevor es das Genre überhaupt so richtig gab). Schon seine Figuren sind klischeehaft überzeichnet. Der edelmütigste aller Edelmütigen, in seiner glanzvollen Erscheinung nur vor kurzen erst von einem glitzernden Vampir getoppt, die bösen, geradezu tierischen Kiowa, die alberne Figur des Sam Hawkens und natürlich er selbst, der Karl, der als Tausendsassa Old Shatterhand allenfalls noch von Baron Münchhausen in den Schatten gestellt wird.

Im Grunde hätten sogar die Werwölfe selbst von May stammen können. Denn bis dahin ist es wirklich ein erstaunlich kleiner Schritt. Der weiße Indianer-Lehrer Klekih-petra wird zum Klage-Peter, Sam Hawkens wurde nicht mit dem Messer, sondern der Kralle skalpiert, der finstere Rattler wird zur rumänischen Kreatur der Finsternis Ratanescu, aus dem Kiowa-Chef Tangua wird Tuntua und der alte Intschu tschuna wird eben zu Schuschuschuna.

Wie parodiert man einen deutschen Klassiker, der sich doch eigentlich selbst parodiert?

Das alles liest sich nur noch halb so albern, wenn man das Original im Kopf hat. Dann merkt man nämlich, dass Thannisch seinen Winnetou nicht nur gelesen hat, sondern auch mag. Dass er ihn mit Respekt behandelt und nur dort verändert bzw. ergänzt, wo es nötig ist. Dass Winnetou mit französischem Akzent spricht, lässt sich in einer Parodie einfach nicht vermeiden, wird aber wenigstens schlüssig erklärt. Auch warum die Indianer aus ihrem Silber-Schatz (auch wenn der nicht im gleichnamigen See liegt) kein Kapital schlagen, erklärt sich bei Werwölfen natürlich von selbst - und eine Blutsbrüderschaft ergibt unter diesen Umständen wenigstens einen Sinn.

Gerade aber dieses "halb so albern" tut der Parodie gut und hebt sie von vielen anderen ab. Es wird nicht jeder mögliche Witz auf Teufel komm raus noch ausgepresst. Dafür wird viel von der unfreiwilligen Komik der Vorlage erhalten und augenzwinkernd nur ein klein wenig unterstützt. Ehrlich gesagt war ich verblüfft, wie viele der hahnebüchenen Szenen überhaupt nicht parodiert sondern einfach übernommen sind. Insofern seien auch Tickman, Trickman und Trackman und die Übersetzung von "Greenhorn" als "Lusche" verziehen. Auch wenn kaum eine bessere zu finden gewesen wäre.

Insgesamt bleibt er nah am Original - so nah, wie es geht, wenn man drei Bücher in ein schmaleres fassen will. Dennoch funktioniert die Geschichte auch in dieser gerafften Form. Vielleicht auch gerade deshalb.

Ein abenteuerliches Märchen - in bester May-Tradition

Wie oben erwähnt: Das Buch ist sicherlich keine hohe Literatur, auch wenn (und vielleicht gerade weil) es den Tonfall und Erzählstil des Originals sehr gut einfängt. Was Parodien und Mash-ups angeht, ist "Winnetou unter Werwölfen" auf jeden Fall erfreulich gelungen und hat damit meine Befürchtungen nicht erfüllt. Vollständig genießen werden dieses Buch natürlich nur Leute können, die Winnetou und Co. gelesen haben. Und ich wage zu behaupten, dass das heute eher wenige sind. Zumindest nicht so viele wie "Twilight" oder "Harry Potter" kennen. Ob es also so viele zu würdigen wissen, lasse ich mal dahin gestellt. Beim Rest ist zu hoffen, dass sie sich noch an Lex Barker und Pierre Briece erinnern - oder zumindest den "Schuh des Manitou" aufmerksam genug gesehen haben. Ich fürchte aber, dass sich diese Leser meiner 60-Grad-Wertung dann eher nicht anschließen werden.

Ein Kritikpunkt: Die Qualität des Lese-Exemplars von rein technischer Seite aus. Die lackierte Prägung des Schriftzuges zumindest von meinem Exemplar war so schlecht ausgeführt, dass der Titel schon während des erstmaligen, normalen Lesens ohne mechanische Belastung aussieht, wie dreimal durch die Grabbelkiste und zurück gezogen. Sprich: Auf der gesamten Prägung reißt an vielen Stellen die Druckfarbe ab und die Klebebindung wirkt auch nicht so, als würde sie noch zwei weitere Leser verkraften. Das geht besser, wenn ich mich nicht irre.

Winnetou unter Werwölfen

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Letzte Kommentare:
26.11.2015 14:40:18
NiliBine70

Die Geschichte um Winnetou neu erzählt... Hört sich erst mal sehr kurios an, ist es auch! Aber so geschickt, dass es nicht weh tut, sondern immensen Spaß macht!

Karl Mayer (Mayer mit a y bitte!) bricht zu neuen Abenteuern in den Westen auf und wird dort mit einer Welt aus Werwölfen, Vampiren und Zombies konfrontiert. Immer wieder kommt es zu urkomischen Begebenheiten, die durch Wortwitz den Leser zu Kicherattacken reizen und es scheint, als gingen dem Autor nie die Ideen aus...(Kostprobe: wer bitte kommt schon auf Shay-Zee?!!).

Die Begegnung und Verbrüderung mit Winnetou (herrlich, der französische Dialekt!) steht im Mittelpunkt, worum sich die skurilsten Abenteuer ranken, wunderbar unterstrichen durch höchst amüsante Fußnoten.

Alles in allem ein wirklich gelungenes Stück Wildwest, nah am Original und doch in einer gänzlich anderen Liga. Ein überaus flüssiger und sehr bildhafter Schreibstil machen dem Leser Freude und lassen (hoffentlich nicht nur mich!) hoffen, dass es noch mehr Geschichten in dem Stile geben wird!

17.03.2013 10:35:56
Leonard van Straaten

Ich kann viel des in der Rezension über May Gesagten unterschreiben. Das Gros seiner Werke ist albern, wobei seine gelegentlich irritierende Frömmelei abstößt, mit der er als unbeirrter Gegner der Todesstrafe versucht, sich zur papstähnlichen moralischen Instanz hochzustapeln. Weniger dick aufgetragen wäre mehr gewesen und hätte Parodien keine Munition geliefert. Was Wunder, daß Mays pseudoreligiöse Hirnwäsche schon früher auch anderen sauer aufstieß, wobei ich schon in jungen Jahren Herbert Kranz‘ Ubique-Terrarum-Reihe als gelungene, ernstzunehmende Romane erkannte, mit denen ein geistig wacher Autor May als nicht ernstzunehmenden Schwadroneur vorführte.

Mit Irritation beim Durchblättern eines sich Judge Dredd nennenden Taschenbuches von 1995, das ich vor wenigen Tagen in der Wanne lesen wollte, sah ich, daß Peter Thannisch dort unter Lektorat bezeichnet wird. Der Satz, nur ein Beispiel, »Niemand kam hierhin außer ihm.« auf Seite 18, belehrte mich darüber, daß nicht nur May sich einer mitunter befremdenden Diktion bediente, und daß es immer noch schlimmer geht. So vorgewarnt verbietet es sich mir, einen Thannisch-Roman in die Hand zu nehmen. Schon gar nicht nähme ich ihn mit in die Wanne, und weil ich ein anderes Studienfach als Germanistik belegte, wüßte ich auch nicht, wie man den falsche Terminus im komisch aufgebauten Satz anders schreiben müßte, aber wenn Leute aus dem Volk draußen ihre Hund rufen, höre ich immer wieder: »Komm hierhin!«, und deshalb kann es so falsch nicht sein.

12.10.2010 14:22:12
kleinfriedelchen

Sei gegrüßt, Bleichgesicht! Du suchst nach Abenteuern im Wilden Westen? Nach unendlicher Freiheit, Bohnen und Speck am Lagerfeuer und dem Heulen der Kojoten in der abendlichen Prärie? Dann bist du hier genau richtig. Aber gibt acht, das ist nicht das einzige, dass du hier finden kannst. Die Rothäute, die die Gebiete besetzen, sind nämlich in Wirklichkeit alles Werwölfe und auch der schönen Squaw, mit der du da liebäugelst, wächst bei Nacht ein dichter Pelz. Oh, und hab ich schon erwähnt, dass viele Cowboys tagsüber in Särgen schlafen? Wie, das glaubst du mir nicht? Dann überzeuge dich doch selbst, mit dem Reisebericht „Winnetou unter Werwölfen“ von Karl Mayer und Peter Thannisch.

Es beginnt damit, dass Karl Mayer, der mehr oder minder berühmte Monstertöter und Autor aus Deutschland, damit beauftragt wird, Land zu vermessen, durch das der Unternehmer Bancrott Eisenbahnschienen verlegen will. Dummerweise soll die Bahnstrecke direkt durch das Gebiet der Werwolfs-Apachen führen, die das Eindringen der Weißen nicht kampflos hinnehmen wollen. So kommt es zum Kampf gegen die Apachen und Winnetou und sein Vater Schuschuschuna werden gefangengenommen. Doch Karl Mayer, der von seinen Freunden mittlerweile Old Silverhand genannt wird, erkennt Winnetous edles Gemüt, das dem Deutschen in nichts nachsteht, und befreit die beiden. Doch Winnetou erkennt ihn nicht als seinen Wohltäter und verletzt ihn in Werwolfgestalt lebensgefährlich. So wird Karl Mayer als Gefangener ins Lager der Apachen gebracht, wo er auf seine Hinrichtung am Marterpfahl warten muss. Und der Werwolfskeim wächst bereits in ihm…

Inspiriert durch den Erfolg von „Stolz und Vorurteil und Zombies“ schreibt Peter Thannisch die Geschichte Winnetous und Old Shatterhands neu. Und fügt hinzu, was Karl May zu erwähnen vergessen hat. Vampire, Werwölfe, Zombies und Co. machen den Wilden Westen unsicher. Das Resultat ist eine Parodie vom Feinsten. Fans des Originals werden mit diesem Buch sicher auf ihre Kosten kommen, denn der Autor verknüpft Mays Geschichte sehr gekonnt mit den eigenen Ideen. Aber auch Neulinge, die die Geschichten um Winnetou nicht kennen, werden mit diesem Buch ihren Spaß haben, denn Thannisch vermittelt nicht nur die Geschichte um Winnetou, er schreibt auch sehr humorvoll, mit viel Wortwitz und Situationskomik. Also, jeder der Lust auf ein Abenteuer im Wilden Westen hat, verbunden mit der haarigen Gefahr durch Werwölfe etc., der sollte dieses Buch lesen. Hau, Friedelchen hat gesprochen!

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