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Sanja Döttling
Ein ambivalentes Buch

Buch-Rezension von Sanja Döttling Mär 2012

Mit "Unter Dieben" präsentiert der amerikanische Autor Douglas Hulick seinen ersten Roman, den Auftakt einer fantastischen Serie rund um die Unterwelt der Kaiserstadt Illdrecca.

Drothe will nur seiner Arbeit als professioneller Schnüffler und Gerüchtekoch im Auftrag des Untergrundbosses Nicco nachgehen. Doch ein geheimnisvolles, antikes Buch lässt ihn mit ungeahnt gefährlichen Mächten in Kontakt kommen. Am Anfang ist er lediglich auf der Suche nach der alten Reliquie, um sie für gutes Geld an den Mann zu bringen. Doch schnell wird ihm klar, dass er nicht der Einzige ist, der das Buch besitzen will: Nicht nur die grauen Prinzen, im versteckten operierende Chefs des Untergrunds, auch die weißen Schärpen, eine Spezialtruppe des Kaisers, haben es auf das Buch - und nebenbei auch auf Drothes Leben - abgesehen. Selbst mit der schlagkräftigen Hilfe seines Freundes Bronze Degan, einem Mitglied eines Schwertkampfordens, fällt es ihm schwer, im Meer von Intrigen, doppeltem Spiel und Geheimnissen die Oberhand zu behalten. Denn auf den Strassen Illdreccas gilt der Grundsatz: Drehe deinen Verbündeten nicht den Rücken zu - oder du hast ein Messer in den Rippen stecken.

Teilweise fragt man sich, wie Drothe bis zum Ende des Buches überlebt: Da hustet er, wenn er im feindlichen Lager Gespräche aushört, da muss sein schwertschwingender Freund Bronze Degan ihn bestimmt fünf Mal aus brenzligen Situationen retten und da schafft er es fast, in seine selbst gebaute Falle zu tappen. Er ist weder der beste Schwertkämpfer noch scheint er in seinem Job als Schnüffler allzu gut zu sein. Seine Informationsbeschaffung wirkt oft plump und unbeholfen, sein Helfernetz beschränkt sich auf eine Handvoll Leute. Schlafen tut er selten, was seine ohnehin nicht sehr ausgeprägte Kombinationsgabe noch weiter eintrübt. Zumindest behauptet er, dass das der Grund ist. Relativ ahnungslos waten Drothe und der Leser brusttief in einer Verschwörung umher, die sie nicht verstehen.

Aber Drothe ist sich seiner Fehler durchaus bewusst. Außerdem muss man ihm zugute halten, dass er sich in einem knallharten Job behauptet und nicht gerade zimperlich ist. Ein Hauptcharakter mit Fehlern ist besser als einer, der alles kann.

Doch trotz allem: Die Stimmungsschwankungen, die Drothe durchlebt, sind selten nachvollziehbar. So pflegt er eine komplizierte Beziehung zu seiner Schwester, die am Hof des Kaisers lebt und deren Höflichkeitsbesuche manchmal von Meuchelmördern angehalten werden. Das hindert die beiden aber nicht an einer professionellen Zusammenarbeit. Der Hang zu motivlosem Handeln scheint verbreitet zu sein: Drothes Beschützerin Grünrock beispielsweise weigert sich standhaft, nach einem Mordanschlag auf ihren Herren das Wirtshaus zu bewachen, in dem Drothe übernachten will. Das sind nur wenige Beispiele für einige Ungereimtheiten, die jeglicher Logik widersprechen.

Besticht durch eine Welt mit eigener Sprache

Diese Unentschlossenheit beeinflusst ebenfalls die Dialoge. Sie führen häufig zu keinem Ziel und wabern von Thema zu Thema, ohne dass dem Leser klar wird, worum es eigentlich geht. Es wirkt fast so, als wüssten das die Charaktere selbst nicht.

Doch die Atmosphäre des Buches ist fesselnd; hauptsächlich weil Hulick sich nicht damit aufhält, die Welt zu erklären: Begriffe wie "Kin" für die Unterwelt, "Leichte" für die normale Stadtbevölkerung und "Nase" als Berufsbezeichnung für einen Gerüchtekoch wie Drothe katapultieren den Leser unverzüglich in seine Welt.

Hulick hält für seinen Leser immer eine Überraschung bereit; dabei deutet er schon geschehene Ereignisse manchmal um und die Handlung entwickelt sich so in ungeahnte Richtungen. Ein Bündel chaotisch wirkender Ereignisse ergibt am Ende sogar ein einigermaßen schlüssiges Bild. Aber was zuvor an den Dialogen bemängelt wurde, ist auch für die Handlung gültig: Irgendwie ist alles einen Tick zu verwirrend, zu verflochten. Ständig beschleicht einem das Gefühl, dass ein wichtiges Puzzleteil fehlt, so dass man den Sprung zur Lösung nicht ganz nachvollziehen kann.

"Unter Dieben" ist ein ambivalentes Buch. Auf der einen Seite besticht es durch eine Welt, die mit ihrer ganz eigenen Sprache den Leser schnell fesselt. Außerdem ist die Story voller Twists und Wendungen. Doch auf der anderen Seite sind die Charaktere nicht vollständig entwickelt, die Dialoge verfolgen kein erkennbares Ziel und manche Entscheidungen sind einfach nicht nachvollziehbar.

(Sanja Döttling, März 2012)

Unter Dieben

Unter Dieben

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Letzte Kommentare:
16.10.2013 23:34:49
Fawn

Also ich habe das Buch vor zwei Jahren auf Englisch gelesen und war sehr begeistert.

Ganz im Gegensatz zu der hier vertretenen Meinung hatte ich stets das Gefühl, vor (oder besser "in") einem fein und sorgsam gestrickten Netz von Bedeutungen und Ereignissen zu sitzen, das mich oft mit unerwarteten Knüpfstellen und der sich langsam erschließenden Ausdehnung und Tiefe überrascht hat. Ich lese es immer noch gerne wieder und bewundere jedes Mal von Neuem die Logik, die hinter jeder neuen Erkenntnis steckt.

Gerade weil der Leser und Drothe eben nicht von Anfang an die Ausmaße und Hintergründe jeder Begebenheit begreifen, sondern erst langsam entdecken, in welche Verschwörung sie da hineingerutscht sind, erlangt das Buch ein Spannung, wie ich sie selbst bei den großen Fantasyautoren selten erlebt habe.

Die Dialoge habe ich als sehr fein abgestimmt und oft sprühend von Drothes einmaligem trockenen Humor in Erinnerung.

Über Drothes "Hilfsbedürftigkeit" kann man denken, was man will. Mir persönlich ist ein Held mit realistischen Stärken und Schwächen lieber als ein Eragon-artiger Superheld, der sich jeglichen Identifizierungsversuchen des Lesers verweigert. Dass Hulick hier einen - körperlich und kampftechnisch - sehr schwachen Charakter zeichnet, ist jedoch nicht zu leugnen.

Da ich, wie gesagt, nur die Originalfassung kenne, kann ich keine Vergleiche anstellen. Da die angesprochenen "Logikfehler" im Englischen allerdings schlüssig dargestellt werden, vermute ich, dass Yorktown mit seiner These Recht hat, dass viel von der Verwirrung und den nicht nachvollziehbaren Gedankensprüngen der Übersetzung zuzurechnen sind.

Vielleicht werde ich mir gelegentlich mal die deutsche Übersetzung anschauen.

26.06.2012 13:40:14
Yorktown

Gelungene Rezension.

Mir sind noch kleinere, gelegentliche Fehler in den Formulierungen aufgefallen, Sätze, die so keinen Sinn machen. Kann sein, dass das an der Übersetzung liegt und gelegentlich die Bedeutung des Satzes zerstört wurde.

Insgesamt habe ich es im Urlaub gern gelesen, leichte Lektüre bei der man nicht mitdenken muss.

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