Der Veröffentlichung seines Buchs „Kress“ blickte der Autor Aljoscha Brell zuversichtlich entgegen – bis die Ullstein Buchverlage dieser Brief erreichte. Ob der Zwist beigelegt werden kann, ist noch unklar. Von Kress‘ rhetorischen Fähigkeiten können sich nun nicht nur die Leser dieses Blogs, sondern auch alle Twitter-User mithilfe unseres Kress-Zitat-Generators überzeugen.
Sehr geehrter Herr Ullstein,
mit beträchtlichem Befremden habe ich Ihre Absicht zur Kenntnis genommen, dieser Tage ein Buch mit dem Titel „Kress“ zur Veröffentlichung zu bringen. Nicht nur heißt dieses Buch so wie ich. Aufgrund der Informationen, die im sogenannten „World Wide Web“ darüber verfügbar sind, muss ich davon ausgehen, selbst sein Protagonist zu sein. Durch die Veröffentlichung Ihres Buchs sehe ich meine eigenen Persönlichkeitsrechte und darüber hinaus die eines mir bekannten Tauberichs empfindlich gestört.
Nun spricht vom Grundsatz her nichts gegen ein Buch über meine Person. Tatsächlich begrüße ich Ihr Unterfangen ausdrücklich, halte es für nicht weniger als angemessen, dass man sich in schriftlicher Form mit meiner Person auseinandersetzt – wenngleich ich eine gewisse Verwunderung über den Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht verbergen möchte. Immerhin haben meine Beiträge zur Goetheforschung, die unzweifelhaft Anlass Ihres Buches sind, ihren Weg in die Fachöffentlichkeit bislang nicht gefunden. Entschieden wehren muss ich mich allerdings dagegen, dass dieses Buch nicht von mir selbst, sondern von Ihrem Autor, Herrn Aljoscha Brell, verfasst wurde. Ich habe Erkundigungen über Herrn Brell eingezogen. Es handelt sich bei ihm, verzeihen Sie mir die deutlichen Worte, um einen Nichtskönner höchsten Grades, dessen größte Errungenschaft darin besteht, als Siebzehnjähriger im Schultheater einige Sätze fehlerfrei aufgesagt zu haben. Es ist mir vollkommen schleierhaft, wie Sie dazu kommen, einer solchen Maximalpflaume wie Herrn Brell ausgerechnet meine Biografie anzuvertrauen.
Wie Sie unzweifelhaft wissen, hat das Landgericht München I in einem ganz ähnlichen Fall im Jahr 2003 für die in ihren Persönlichkeitsrechten verletzte reale Person entschieden und die Veröffentlichung des betreffenden Buchs unterbunden. So weit müssen wir es nicht kommen lassen. Zur Güte möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag unterbreiten: Unterlassen Sie die geplante Veröffentlichung von Herrn Brells Buch, ziehen Sie bereits ausgelieferte Exemplare zurück, verpflichten Sie diejenigen, die es gelesen haben, schriftlich zu Stillschweigen. Ich schreibe Ihnen dann gerne ein neues, sicherlich besseres, vor allem aber von mir höchstpersönlich autorisiertes Buch über mich. Was halten Sie davon? Über das Honorar werden wir uns gewiss einig.
Ich würde mich freuen, diese Angelegenheit in der beschriebenen, gütlichen Weise regeln zu können. Ihrer Antwort sehe ich entgegen.
Darf ich Sie abschließend bitten, mir ein Exemplar Ihres Titels „Darm mit Charme“ zuzusenden, über den ich viel Gutes gehört habe?
Hochachtungsvoll,
Weblinks
Die offizielle Website von Aljoscha Brell
Kress auf den Seiten der Ullstein Buchverlage
Aljoscha Brell bei Twitter
[…] fand es super! Guter Humor! Und da ist es natürlich passend, dass der Herr Kress im Vorfeld einen Brief an den Verlag geschrieben hat, um die Veröffentlichung des Buches zu verhindern. Hat er zum Glück nicht […]
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[…] dem Blog der Ullstein Buchverlage findet sich nach der Veröffentlichung des Romans ein Brief des “Protagonisten”, der sich nach eingehender Beschäftigung mit dem Werk in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt […]