Fotokolumne „Mein Berlin“: Klaus Hoffmann

In unserer Fotokolumne „Mein Berlin“ zeigt uns Sänger, Schauspieler und Autor Klaus Hoffmann ein Bild aus Berlin-Charlottenburg. Auf einem kleinen Spaziergang erkennt er vertraute Orte und erinnert sich an seine Kindheit.

von Klaus Hoffmann

 

Die Kirche im Dorf

Sie blieben vor dem Fenster des Möbelladens stehen, meine Eltern. 1957. Nachkriegszeit. Sie starrten auf eine Möbellandschaft, bestehend aus einem Cocktailtisch und einem Zwei-Personen-Sofa nebst zwei geschwungenen Sesseln. Trevira, genoppt. 650 Mark sollte dieses Glück kosten. Sie hätten es ein Leben lang abbezahlen müssen.

Die Kirche steht noch, wenn man die Schustehrus hoch geht. Kleines Kirchenschiff, neu restauriert. Ich saß oben im Rang, nachdem Vater gestorben war. Ein scheuer Junge, zehn war ich. Vater war siebenundvierzig geworden. Ich machte einen Vertrag mit mir: Herr, hol mich hier raus. Ich will ein anderer werden. Reicher, berühmter, schnelle Autos fahren und dann nach New York.

Ich hatte Glück, ich kam raus.

Und jetzt lauf ich durch die alten Straßen, vorbei an den restaurierten Häusern meiner Kindheit. Nithackstraße, dann an der Tankstelle vorbei, Kaiser-Friedrich hoch. Immer weiter bis zum Schlosspark. Bin sentimental und heule ein bisschen innerlich aus purer Dankbarkeit, doch kein anderer geworden zu sein.

hoffmann_mein-berlin

© stille-music

Das neue Video zu Klaus Hoffmanns Single „Mein Herz ist ein Kind“ finden Sie hier.


 

Weblink
Die offizielle Website von Klaus Hoffmann

 

Hier geht’s zum 1. Teil unserer Fotokolumne „Mein Berlin“

 

Klaus Hoffmann

Klaus Hoffmann

Klaus Hoffmann wurde am 26. März 1951 in Berlin geboren. Für seine Arbeit als Schauspieler wurde er mit dem Bambi und der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Hoffmann ist verheiratet und lebt in Berlin.

Foto: © Malene

Print Friendly, PDF & Email