Vier Fragen an… Felix Plötz

Der immergleiche Rhythmus des Arbeitslebens: eat, work sleep, repeat – das kann doch nicht alles sein. Muss es auch nicht. Unser Autor Felix Plötz gründete schon mehrere Unternehmen nebenher und erklärt im Interview, wie man sein eigenes Ding macht, ohne den sicheren Job an den Nagel zu hängen.

 

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Dein Buch heißt „Das 4-Stunden Startup“. Was ist damit gemeint?

Das Buch zeigt, wie man neben dem Job sein eigenes Ding machen kann – also ein Business gründet ohne dafür zu kündigen. Ich glaube, fast jeder hatte schon mal eine Geschäftsidee im Kopf: „Man müsste doch mal“ oder „Warum gibt es eigentlich dieses oder jenes noch nicht“, sind ganz typische Gedanken. Das Problem ist: Zu viele gute Ideen werden nicht ausprobiert, weil in unseren Köpfen das „entweder oder“-Mantra noch zu sehr verankert ist. Entweder angestellt oder selbständig. Entweder Sicherheit oder Selbstverwirklichung.  Entweder Geld oder Glück. Das ist Unsinn. Es geht beides. Wir haben heute alle Möglichkeiten, um ohne großes Risiko ein eigenes Business neben dem Job zu starten. Das 4-Stunden-Startup ist die moderne Version des klassischen zweiten Standbeins: seine Talente und Fähigkeiten austesten und dabei Geld verdienen.

Ein weiterer Punkt ist mir wichtig: Leider trauen sich noch zu wenige Menschen an ein eigenes unternehmerisches Projekt heran. Auch hier gibt es noch zu viele Vorurteile. Wenn ich den Begriff „Startup“ höre, denke ich doch als erstes an diese stereotypen Gründer-Stories, in denen Ex-Unternehmensberater irgendein Business züchten, um es ein paar Monate später für ein paar Millionen zu verkaufen. Es ist ja toll, wenn das klappt, aber es ist nicht alles. Das Spektrum der Möglichkeiten für ein eigenes Startup ist so viel größer.

 

Vier Stunden pro Woche für eine Unternehmensgründung – wie geht das?

Grundsätzlich geht das, weil ein 4-Stunden-Startup ohne Erfolgsdruck entstehen kann! Das ist ja gerade das Charmante daran: Du musst nicht von deiner Idee leben können oder Investoren glücklich machen. Bei mir war der Start ins „Unternehmertum“ übrigens auch gar nicht finanziell motiviert.  Ich arbeitete in einem Großkonzern und hatte irgendwann den ewigen Rhythmus aus „eat, work, sleep, repeat“ satt. Das konnte doch nicht alles sein! Für mich war irgendwann klar: Ich wollte nicht mein gesamtes Berufsleben in einem Großraumbüro fristen. Ich wollte mein eigenes Ding machen. Und das hab ich dann auch. Allerdings neben dem Job. Ich war zu vorsichtig oder meinetwegen auch zu ängstlich, um gleich alles aufzugeben, nur um meine Geschäftsidee verfolgen zu können. Ich fing mit meiner Idee an, weil es spannend war, mein eigenes Ding zu machen, zu lernen und einen Haufen unbezahlbarer Erfahrungen zu machen. Um Geld ging es dabei am Anfang nicht, auch wenn ich mein erstes 4-Stunden-Startup ein paar Jahre später verkaufen konnte.

 

Du hast ja schon mehrere Startups gegründet. Diese werden ja irgendwann auch größer. Landet man dann wieder im 40-Stunden-Hamsterrad?

Das ist eine Entscheidung, die ganz bei dir selbst liegt. Ich habe Gründer getroffen, für die von Anfang an klar war, dass sie ihren sicheren Job niemals aufgeben würden, egal wie erfolgreich das 4-Stunden-Startup auch wird. Die Geschichte der beiden Gründerinnen von Bibabox, die ich in meinem Buch vorstelle, fällt genau in diese Kategorie.  Dann gibt es andere Geschichten, wie die von Thomas Bachems Lebenslauf.com. Ein Projekt, das am Anfang zwar mehr als 4 Stunden pro Woche gefordert hat, aber irgendwann ein Selbstläufer wurde. Das Unglaubliche: Thomas konnte sein 4-Stunden-Startup für einen 7-stelligen Betrag an Xing verkaufen. Auch das ist möglich.

Bei mir selbst war es so, dass ich mein Projekt ungefähr 1 ½ Jahre lang nebenher aufgebaut habe, bis ich dann den Sprung ins bereits angewärmte Wasser gewagt habe. Ich kündigte erst, nachdem klar war, dass meine Idee tragfähig ist. Dann schwor ich mir eine Sache: nicht zurück zum Rhythmus aus „eat, work, sleep, repeat“ zu geraten. Ich hatte das Hamsterrad nicht verlassen, um mir ein neues zu kreieren. Vielmehr sollte in meinem Leben Platz für interessante andere Ideen sein. Diese habe ich wiederum ebenfalls als 4-Stunden-Startups begonnen. Ich wollte neue Erfahrungen machen, dazulernen und mich selbst ausprobieren.

Auf diese Weise bin ich auch zum Schreiben gekommen: Mein erstes Buch veröffentliche ich im Selfpublishing auf Amazon. Für das zweite Buch „Palmen in Castrop-Rauxel“ wollten mein Geschäftspartner Dennis Betzholz und ich uns vom Internetriesen unabhängiger machen und  haben daher das Projekt komplett in unternehmerischer Eigenverantwortung aufgezogen: Durch Crowdfunding sammelten wir über 10.000 Euro ein, finanzierten davon Druck und Lektorat – und gründeten letztlich unseren eigenen Verlag, in dem das Buch erschien.

Dass aus dieser Aktion ein echter „Selfmade-Bestseller“ würde, hätten wir uns damals nicht träumen lassen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sich unser „Ein-Buch-Verlag“ zu einem „echten“ Verlag entwickeln würde: Plötz & Betzholz wurde Anfang 2015 Deutschlands erster YouTube-Verlag. Unser 4-Stunden-Startup schien einen Nerv getroffen zu haben: Ein paar Monate später wurden wir für unser Geschäftsmodell mit der Wildcard der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet. Über 130 internationale Publishing-Startups hatten sich dafür beworben.

Danach ging alles Schlag auf Schlag. Uns wurde eine Vertriebskooperation angeboten, die wir annahmen. Mit unserem nächsten Buch eroberten wir daraufhin prompt die Spiegel-Bestsellerliste – und plötzlich waren zwei große Verlagsgruppen an uns interessiert– wir entschieden uns letztlich für die Ullstein Buchverlage. Am ersten Februar wurde die Übernahme von Plötz & Betzholz als Imprint offiziell bekannt gegeben. Das ist für mich ehrlich gesagt immer noch unglaublich – im absolut positiven Sinne.

Mittlerweile habe ich mein erstes Startup – den Anbieter eines Spritspartrainings – an den ADAC verkauft. Bei Plötz & Betzholz bin ich weiter als Herausgeber für die Weiterentwicklung des Verlags verantwortlich. Außerdem halte ich Vorträge in großen Unternehmen und auf Wirtschaftskonferenzen. Und zum ersten März werde ich die Vertriebsleitung in einem jungen Berliner Internet-Startup übernehmen. Wie gesagt, die Möglichkeiten, sein eigenes Ding nebenher zu machen und sich selbst auszuprobieren sind da! Und: Es kann sich Unglaubliches entwickeln – wenn wir uns bloß trauen, anzufangen.

Im Jahr 2008 haben wir „Die 4-Stunden Woche“ von Timothy Ferriss veröffentlicht. Eine Inspiration für dich?

Absolut. Ich selbst habe das Buch 2009 in die Finger bekommen und es seitdem auch schon einige Male verschenkt. Der Ansatz, den Tim beschreibt, ist damals wirklich revolutionär gewesen. Was mir persönlich nicht so gut gefallen hat, war allerdings der ausgeprägte amerikanische Stil sowie die Tatsache, dass die im Buch beschriebenen automatisierbaren Geschäftsideen manchmal etwas blutleer daherkommen. Hier steht eben der finanzielle Aspekt ganz deutlich im Vordergrund. Ein eigenes Buch, ein eigener Verlag, ein eigenes Spritspartraining – all diese Ideen sind offensichtlich nicht automatisierbar, aber sie sind trotzdem wunderbar neben dem Job zu verwirklichen.

Als meine Lektorin mein Buchkonzept in die Hand bekam, war für sie unmittelbar klar: Das wird der inoffizielle Nachfolger der 4-Stunden-Woche. Ich hatte anfangs eher gemischte Gefühle dabei, habe mich aber überzeugen lassen. 6 Jahre nach der 4-Stunden-Woche ist es wirklich an der Zeit, das Rad ein Stück weiterzudrehen und zu zeigen, dass ein eigenes kleines Startup nicht nur für Ex-Unternehmensberater eine realistische Möglichkeit ist – sondern für viele von uns, die sich selbst nie für potenzielle Gründer gehalten hätten. Denn eat, work, sleap, repeat kann einfach nicht alles sein im Leben.

Die Fragen stellte Simon Grimm.


 

Das Buch
Immer mehr Menschen gehen nach Feierabend ihren Leidenschaften nach und gründen »nebenher«. Für ein solches »4-Stunden-Startup« braucht man kein Büro in Berlin und kein Venture-Capital, sondern bloß Neugier, Mut und Leidenschaft. Neben der Denkweise von Startup-Gründern stellt Felix Plötz die Tools vor, um außergewöhnliche Ideen schnell und günstig zu testen und professionell umzusetzen.

Weblinks
„Das 4-Stunden-Startup” auf den Seiten der Ullstein Buchverlage
Der Plötz & Betzholz Verlag auf Facebook

 

Felix Plötz

Felix Plötz

Felix Plötz, geboren 1983, ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und arbeitete in einem Großkonzern, als er nebenher sein erstes Business gründete. Außerdem schreibt und verlegt er Bücher, u.a. „Palmen in Castrop Castrop-Rauxel” (2014). Sein Verlags-Startup gewann 2015 gegen 130 internationale Konkurrenten die „Wildcard” der Frankfurter Buchmesse. Plötz arbeitet als Autor, Berater und Business Speaker in Bad Honnef.

Foto: © Sarah Rubensdörffer

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