Vier Fragen an Adèle Bréau

Mit Fast perfekte Heldinnen und Männer von fast perfekten Heldinnen sind von der französischen Autorin Adèle Bréau aktuell gleich zwei Bücher erschienen, die die gleiche Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählen. Warum das so ist und wie viele ihrer eigenen Erfahrungen sie in den Romanen verarbeitet hat, schildert sie uns im Interview.

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Die vier Freundinnen aus Ihrem Buch Fast perfekte Heldinnen sind aus dem Leben gegriffen. Wie viel von Ihnen selbst (und Ihren eigenen Freundinnen) steckt in den Vieren?

Das, was die vier Mädels erleben, ist sehr nah an der Alltagsrealität vieler Frauen – an meiner eigenen, an der meiner Freundinnen, vor allem aber an der all jener Frauen, die mir in den fünf Jahren begegnet sind, als ich bei Terrafemina für den Blog und die Zuschriften der Userinnen zuständig war. Mit ihnen habe ich mich intensiv über die Themen ausgetauscht, die Frauen von heute im Alltag beschäftigen: Kinder, Beziehung, die Balance zwischen Berufs- und Privatleben… Die Frauen kamen von überall her – aus Frankreich und aus dem französischsprachigen Ausland, aus unterschiedlichen Milieus – was mir erlaubte, über den Tellerrand des Mikrokosmos Paris hinauszublicken (selbst wenn die Handlung meiner Romane in Paris spielt) und universelle Probleme im Leben der Frauen und Mütter von heute anzusprechen.

 

Wie kam es zu der Idee, die Perspektive der Frauen und die ihrer Männer in zwei zusammengehörige Bücher aufzuteilen? War das von vornherein so geplant oder gab es ursprünglich ein umfangreiches Buch, das beide Sichtweisen enthielt?

Nein, zunächst war das nicht so geplant. Ich habe den ersten Band während meiner Elternzeit geschrieben, hatte aber schon die Idee, eine Trilogie aus dem Stoff zu machen. Ich mag Sagas, Figuren, denen man sich verbunden fühlt, weil man ihre Entwicklung verfolgt, wie in einer Familie, deren Mitglieder man aufwachsen sieht. Als ich den ersten Band dann noch einmal gelesen habe, ist mir klargeworden, dass die Männer darin ganz schön einstecken müssen. In dem Moment ist die Idee entstanden, auch sie zu Wort kommen zu lassen, in einem zweiten Band. In einer Beziehung gibt es ja meist einen sehr unterschiedlichen Blick auf dieselbe Situation, die Empfindungen sind nicht die gleichen. Die Serie The Affair bringt das gut auf den Punkt. Das Ergebnis waren zwei Romane, die sich zwar im selben Zeitraum abspielen, jedoch nicht dieselbe Geschichte erzählen.

 

Was würden Sie sagen, nachdem Sie das Buch fertig geschrieben haben – hat es Ihren Blick auf Männer und Frauen und ihre unterschiedlichen Perspektiven verändert?

Ja. Mir ist bewusst geworden, dass wir alle dazu neigen, die Dinge von unserem Standpunkt aus zu analysieren, uns auf die Fehler des anderen zu fokussieren, was er/sie gemacht hat oder eben nicht, was man alles ertragen muss, ohne dass man sich dabei bemüht, einmal aus seiner oder ihrer Perspektive auf die Situation zu schauen und sich selbst zu hinterfragen. Im Grunde habe ich Wasser in meinen eigenen Wein geschenkt und versucht, meinen Partner besser zu verstehen, der mich übrigens trotzdem nervt, wenn er die Schranktür nicht zumacht.

 

Man sieht die Fernsehserie förmlich vor sich, wenn man die Bücher liest. Ist da schon etwas in Planung? Mit wem würden Sie Mathilde, Alice, Lucie und Éva besetzen, wenn Sie sich das aussuchen dürften?

Die Fernsehrechte sind inzwischen tatsächlich vergeben. Die vier Freundinnen stelle ich mir als energische und lustige Vierzigjährige vor, wie zum Beispiel Virginie Efira, die ich wirklich toll finde, oder Camille Cottin, Marina Foïs… Frauen, mit denen man sich gern identifiziert, die uns allen ähnlich sind, nur mit besseren Frisuren.

 

Das Interview führte Claudia Puls.


Die Bücher

9783548613253Fast perfekte Heldinnen
Nach wilden Studienjahren, durchtanzten Nächten und unzähligen Flirts sind die Freundinnen Mathilde, Alice, Lucie und Éva vierzig und erwachsen geworden. Gerade haben sie bei Lavendelduft und kühlem Rosé herrliche gemeinsame Sommerferien in der Provence verbracht. Kaum in Paris, holt der Alltag sie jedoch schnell ein. Mathilde und Max sind zurück in ihrer Beziehungshölle. Alices Liebesleben liegt seit der Trennung von Adrien brach, sie startet als Chefköchin in einem Sternerestaurant durch. Éva trifft, als Vincent wieder einmal auf Geschäftsreise ist, auf den verführerischen Jacques. Allein die wohlhabende Lucie mit dem großen Herzen und ihrer gut sortierten Familie scheint auf einer ruhigen Welle zu reiten. Vorerst jedenfalls…

 

 

9783548613260Männer von fast perfekten Heldinnen
Was machen eigentlich die Männer, während Mathilde, Alice, Éva und Lucie mit vollgepackten Terminkalendern durch ihren Alltag wirbeln? Die Trennung von Mathilde erlaubt Max, endlich Luft zu holen, Verantwortung zu übernehmen, für sich selbst und für seine Kinder, die er nun in »Teilzeit« betreut. Adrien versucht einen Neustart mit Alice, der jedoch misslingt, was die Chancen ihres Chefs Fred steigen lässt – doch Fred muss erst mal seine traumatische Mutter- Sohn-Beziehung klären. Für Christophe, den überambitionierten Topmanager, geraten alle Gewissheiten ins Wanken: Er hadert mit seinem Beruf ebenso wie mit seiner Ehe – soll er alles an den Nagel hängen? Jacques wiederum erfährt, dass er der Vater von Évas Baby ist, und brütet über einem Plan, sie für sich zu erobern.

 

 

Links
Fast perfekte Heldinnen und Männer von fast perfekten Heldinnen auf den Seiten der Ullstein Buchverlage

 

Adèle Bréau

Adèle Bréau

Adèle Bréau ist Journalistin, erstellt Psycho-Tests für die Frauenpresse, hat die Website terrafemina.com mitgegründet und unterhält mit adeledebrief.wordpress.com einen Blog, auf dem sich Frauen untereinander austauschen.

Foto: © Francesca Mantovani

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