Auf der eigenen Veranda lauscht Ina Knobloch dem Rauschen des Dschungels – genau dort, wo sie 1987 ihre erste Nacht im Dschungel verbrachte. Das Baumhaus, in dem sie lebt, wurde aus dem Holz der Bäume gebaut, die sie vor drei Jahrzehnten selbst anpflanzte. Im ersten Teil ihrer Fotostory nimmt die Biologin und Filmproduzentin uns mit in ihr Zuhause im Dschungel und zeigt uns ihren Abenteuer-Alltag.
Mein erstes Dschungelabenteuer 1987 in Costa Rica. Natürlich ohne Handy, Computer, Internet und Festnetz-Telefone gab es im Outback natürlich auch keine.
Heute genieße ich das „Wipfelglück“ in meinem Baumhaus, das in diesem Jahr endlich ganz fertig geworden ist.
Trockenzeit vs. Regenzeit
Die Wipfel der Bäume waren mein Lieblingsplatz als Kind. Dort einfach nur zu sitzen und entspannen ist für mich auch heute noch das Größte.
Aber die riesige Artenvielfalt im Dschungeldach habe ich erst in Costa Rica kennengelernt. Der Stahlkäfig wurde von einem amerikanischen Forscher entwickelt, um die unbekannte Welt zu erkunden. Es ist wie ein Wald über dem Wald, die Äste sind über und über mit Aufsitzerpflanzen bedeckt, Orchideen, Bromelien, Farne und unzählige Ranken, wie die Yams, über die ich geforscht habe, aber auch Maracuya und Vanille gehören zu den in Mittelamerika heimischen Kletterpflanzen.
Reiten statt fahren ist im Dschungel immer noch das Beste und ich bin froh, wenn ich mal kein Auto sehe. Das habe ich erst in Costa Rica gelernt, in Deutschland hatte ich mit Pferden nichts am Hut, nur großen Respekt.
Ansonsten bin ich am liebsten zu Fuß unterwegs, zu „meinem“ Strand am Fuße „meines“ Urwaldhügels.
Dort gibt es immer was zu entdecken und am liebsten stecke ich meine Nase in die duftenden Blüten des Dschungels, die direkt am Strand wachsen.
Der Blick zum Sonnenuntergangund von meiner Baumhausterrasse: der Pazifik wird zu flüssigem Gold.
Yoga auf der Baumhausterrasse habe ich bei Freunden im benachbarten Santa Theresa kennen und lieben gelernt und mir gleich eine Yoga-Matte für mein eigenes Baumhaus gekauft.
Der Blick auf den Nationalpark Manuel Antonio, etwa hundert Kilometer südlich von meinem Baumhaus, ist immer noch paradiesisch, obwohl sich der Ort ganz schön entwickelt hat, was man der Küste zum Glück nicht ansieht.
In Manuel Antonio habe ich ein völlig abgefahrenes Flugzeugbaumhaus entdeckt.
Und mit Jürgen Stein von der Selva Bananito Station auf der Karibikseite habe ich die Urwaldwipfel in seinem Ultralight von oben erkundet. Wir waren auf der Suche nach Wilderern, leider auch in Costa Rica immer noch ein Problem.
In den Baumkronen lebt ein ganzer Zoo von verschiedensten Tieren, nicht nur Affen und Vögel, sondern auch kleine Bären, Faultiere, Schlangen, Frösche – und Leguane, die aussehen wie kleine Dinosaurier. Jurassic Park lässt grüßen, der Autor hat sich von Costa Rica inspirieren lassen, die zu Costa Rica gehörende Kokosinsel besucht und einen großen Teil seines berühmten Romans im Dschungel von Costa Rica geschrieben.
Die Pfeilgiftfrösche tragen sogar ihren Nachwuchs in die Baumkronen, dafür lassen sie die Kaulquappen auf ihren Rücken kriechen. Hoch oben im Dschungeldach setzen sie dann die Larven in einem Bromelientrichter ab, der stets mit Wasser gefüllt ist und sie vor Fressfeinden schützt.
Rechts zu sehen ist eine solche Bromelie, davon gibt es über 3000 Arten, die alle aus in den tropischen Wäldern von Süd- und Mittelamerika beheimatet sind und fast alle wachsen hoch oben in den Baumkronen. Bei uns sind sie als Zimmerpflanzen bekannt – und eine Art als Nutzpflanze: Die Ananas.
Und das ist eine Passionsblume, eine tropische Ranke, die sich in die Baumkronen schlängelt. Davon gibt es etwa 600 Arten, die auch alle im tropischen Süd- und Mittelamerika zu Hause sind und einige haben köstliche Früchte, am bekanntesten ist die Maracuya. Die Pflanzen streben nach dem Dschungeldach, weil sie am dunklen Urwaldboden nicht genug Licht bekommen und für die Tiere ist dieser „Wald über dem Wald“ ein wahrer Garten Eden.
Fotos: Ina Knobloch
Das Buch
Die Biologin und Filmemacherin Dr. Ina Knobloch reiste durch die ganze Welt, um sich Inspirationen für ihr Baumhaus zu holen. In jahrelanger Forschung lernte sie die artenreichsten Lebensräume der Erde kennen. Und nach 30 Jahren erfüllt sie sich endlich ihren Lebenstraum: Ein eigenes Baumhaus in Costa Rica – auf einem Grundstück, auf dem sie 1987 selbst die Bäume gepflanzt hatte. Ina Knobloch will der Welt den Regenwald näher bringen und setzt sich gleichzeitig für seinen Schutz ein. Ein Weg voller Hürden und Rückschlägen, aber auch einmaliger Begegnungen und großartiger Abenteuer.
„Baumhaus mit Faultier“ auf den Seiten der Ullstein Buchverlage