Vom Baum zum Haus

Im ersten Teil ihrer Fotostory zeigte Ina Knobloch uns ihren Abenteuer-Alltag in Costa Rica. In der Fortsetzung lernen wir, was es beim Bau eines Baumhauses zu beachten gilt, welche Baumhaustypen als Inspiration für ihr Dschungel-Zuhause dienten und wie ein Leben in Nachbarschaft mit Brüllaffen und Faultieren aussieht.

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier

 

1987 habe ich in Costa Rica auf der Baum-Plantage eines Familien-Freundes geholfen und auch meine eigenen Bäume gepflanzt, aus denen ich jetzt, dreißig Jahre später, mein Baumhaus gebaut habe. Wo heute mein Wald wächst, grasten einst Rinder. 

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Es gibt zwar keine nachhaltigere Bauweise als mit dem Holz zu bauen, das man selbst Jahrzehnte zuvor gepflanzt hat – aber ich war trotzdem ziemlich traurig, als der erste Baum fiel. Diesen haben wir übrigens genau zur richtigen Mondphase gefällt, das macht das Holz resistenter gegen Schädlinge. 

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

Bei Meran habe ich das Baumhaushotel San Luis entdeckt, das nur mit Mondholz gebaut wurde. Erfunden, bzw. wiederentdeckt, hat das Mondholz ein Österreicher. Inzwischen werden sogar ganze Hotels aus diesem besonders geernteten und verarbeiteten Holz gebaut.

 

 

 

 

Die abgefahrensten Baumhäuser habe ich im schwedischen Lappland entdeckt: Im Baumhaus-Ressort treehotel wurde jedes Baumhaus von einem Star-Architekten entworfen und nach einem eigens entwickelten System in den Bäumen befestigt. Der „schwebende“ Spiegelwürfel ist weltweit bekannt.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

Genau wie das UFO-Baumhaus – echt spacig.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die „Libelle“ ist der bisher letzte Entwurf und das größte Baumhaus im Ressort – ich bin gespannt, was noch kommt. Die Besitzer Britta und Kent Lindvall wollen noch eines bauen und sichten schon fleißig Entwürfe, die ihnen Architekten aus aller Welt schicken.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

 

Frankreich ist ein wahres Baumhausparadies, die Bauvorschriften sind dort längst nicht so streng wie in Deutschland, wo die Vorschriften in jedem Bundesland anders geregelt sind. Besonders abgefahren sind die Baumhauskugeln von Rémi Becherel.

 

 

 

 

Beeindruckend sind auch seine Baumhaus-Schlösser im Perigord – mit Sauna, Whirlpool und allem was man sich als Prinzessin wünscht.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

 

Die Baumhäuser Robins Nest in Nordhessen sehen zwar nicht aus wie ein Schloss – bieten dafür aber einen Blick auf Hessens schönstes Schloss: Berlepsch.

 

 

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 In Frankreich findet man häufig Baumhäuser im Schlosswald, aber in Deutschland ist das einzigartig.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

 

Und so sehen die Baumhäuser Robins Nest mit Schlossblick aus.

 

 

 

 

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

 

Auf der Suche nach Baumhausinspiration in Deutschland habe ich das verspielte, märchenhafte Baumhausdorf Einsiedel an der polnischen Grenze erkundet und mir ein paar Ideen abgeschaut.

 

 

 

 

 

Architektonisch haben mich aber vor allem die modernen Baumhäuser von Andreas Wenning beeinflusst.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Dieses Baumhaus in Texas, das aus mehreren Einheiten besteht, die über Brücken miteinander verbunden sind, diente als Vorbild für mein eigenes Baumhaus.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Der Duft der fünfblättrigen Frangipani und das heilige Pentagramm haben mich zu dem fünfeckigen Grundriss meines Baumhauses inspiriert. Die Frangipani-Bäume wachsen wild auf meinem Grundstück, sodass ihr Duft in mein Baumhaus weht.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein    Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

Der Blick von meinem Baumhaus-Schlafzimmer auf die Frangipaniblüten während der Regenzeit.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Der gleiche Blick während der Trockenzeit, dahinter die länglichen Hülsen sind die Früchte, die den Brüllaffen besonders gut schmecken.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

So sieht der Entwurf meines Architekten Olivier von der Weid aus, den er nach meinen Ideen und Bedürfnissen gestaltete. Da fehlen natürlich die Bäume und ich brauchte eine Weile, um mir das richtig vorstellen zu können.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

Und so sieht das Baumhaus-Ensemble inzwischen aus. Es gab ein paar kleine Änderungen, die Dachterrasse war leider nicht dicht und hat den Jahrhundertregen nicht überstanden. Leider waren auch die Reparaturen nicht ausreichend,daher brauchte ich ein weiteres Dach.

 

 

 

Zuerst hatte ich eine Markise spannen wollen, aus einem tollen Material aus Frankreich, aber die Wassermassen waren so enorm, dass sich eine richtige Wasserbombe bildete. Schließlich musste ich ein festeres Dach installieren. 

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein   Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Pannen und Probleme gab es bereits beim Hausbau: Beim ersten Installationsversuch krachte die Plattform für das kleine Baumhaus und zerbrach. Selbst die Brülläffchen, die uns die ganze Zeit beim Bau beobachteten schienen betroffen, als die Plattform für mein „Nest“ herunterfiel und zerbrach.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Beim zweiten Versuch mit der neuen Plattform, haben wir die Einzelteile beschriftet, die Plattform wieder auseinander genommen und wie ein Ikea-Bausatz oben wieder zusammengebaut.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

 

Danach nahm mein Wipfeldomizil schnell Formen an. Die dreieckigen Wände und Fenster waren die Idee meines Architekten und geben dem Baumhaus eine richtige Nestform.

 

 

 

 

So sieht es jetzt fertig aus, auch unterhalb runden die dreieckigen Elemente das Gesamtbild zur Nestform ab. Die Brücke ist zwar keine Hängebrücke geworden, wie ursprünglich geplant, aber einen sensationellen Ausguck hat man von hier aus allemal. Manchmal lege ich mich dort nachts hin und schaue in die Sterne.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Es hatte nicht nur logistisch pragmatische Gründe, das Baumhaus auf Stelzen zu bauen, sondern auch botanische: Beim Bau eines Baumhauses in einen Baum wird immer der Baum verletzt, egal ob das Haus mit Manschetten um den Baum befestigt wird oder mit Schrauben im Baum. Die Wundheilung von Pflanzen war eines meiner Forschungsthemen und so kann das dann aussehen, wenn ein Stacheldraht einen Baum verletzt.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

 

Auch im fertigen Baumhaus gibt es genug zu tun – und drum herum sowieso. Natürlich pflanze ich auch wieder Bäume, aber auf Tierstationen helfe ich ganz besonders gerne beim Aufpäppeln von verwaisten oder verletzten Tieren. Am liebsten kümmere ich mich um Faultierbabies. Ich liebe Faultiere!

 

 

 

 

Meine Nachbarn: erwachsene Faultiere im Dschungeldach.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 


Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

 

Es gibt es immer ein Tierchen im Dschungeldach zu retten, gerade erst war es dieser winzige Kolibri, den ich mit ein paar Tropfen Zuckerwasser wieder zum Leben erweckt habe.

 

 

 

 

 

Und während der Baumhaus-Bauzeit habe ich mich um ein Streifenhornbaby gekümmert, das aus dem Nest gefallen war. Wir haben es Chupsi genannt, weil es so ähnliche Geräusche machte. Nun bin ich mir sicher, dass es Chupsi ist, der mich täglich besucht und durch die Äste um mein Baumhaus turnt.

 

Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier_ resonanzboden_Ullstein

 

Fotos: Ina Knobloch


Das Buch

Die Biologin und Filmemacherin Dr. Ina Knobloch reiste durch die ganze Welt, um sich Inspirationen für ihr Baumhaus zu holen. In jahrelanger Forschung lernte sie die artenreichsten Lebensräume der Erde kennen. Und nach 30 Jahren erfüllt sie sich endlich ihren Lebenstraum: Ein eigenes Baumhaus in Costa Rica – auf einem Grundstück, auf dem sie 1987 selbst die Bäume gepflanzt hatte. Ina Knobloch will der Welt den Regenwald näher bringen und setzt sich gleichzeitig für seinen Schutz ein. Ein Weg voller Hürden und Rückschlägen, aber auch einmaliger Begegnungen und großartiger Abenteuer.

„Baumhaus mit Faultier“ auf den Seiten der Ullstein Buchverlage

Teil 1 der Fotostory von Ina Knobloch: Willkommen im Dschungel

 

Ina Knobloch

Ina Knobloch

Dr. Ina Knobloch, geboren 1963 in Karlsruhe, ist promovierte Biologin, lebt als Filmproduzentin und freie Autorin in Frankfurt am Main und Costa Rica. 1989 gründete sie den Tropenschutzverein Tropicaverde und widmete sich dann ganz dem Naturschutz, dem Filmen und Schreiben. Mehr als 100 Dokumentationen und Fernsehbeiträge produzierte und moderierte sie u.a. für ARD, ZDF und arte in den letzten 30 Jahren. Darüber hinaus schreibt sie Romane, Sachbücher und Artikel für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.

Foto: © Stephan Werner

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