Bei uns steht wieder alles in den Startlöchern für die Frankfurter Buchmesse: Zahlreiche Neuerscheinungen der deutschsprachigen und internationalen Literatur wollen entdeckt werden. Wir haben die Romane zusammengetragen, die unsere Kolleginnen der Presseabteilung jetzt besonders empfehlen. Hier kommt Teil 2 mit Archil Kikodze, Lukas Rietzschel und Christian Berkel.
Archil Kikodze: „Der Südelefant“

CHRISTINE HEINRICH
Der georgische Autor Archil Kikodze erzählt in einem schillernden inneren Monolog von einem Mann, der einen Tag lang ohne Ziel durch das heutige Tiflis läuft, flaniert, sich treiben läßt. Die Gegenwart dieses einen Tages in der Stadtlandschaft wird immer wieder durch Assoziationen und Flashbacks durchbrochen. Erinnerungen an die Kindheit, die Geliebte, aber auch an politische Ereignisse in Tiflis und die Geschichte Georgiens – all das wird zart eingefangen und fügt sich zu einem melancholischen Puzzle.
Kikodzes Themen: das Verhältnis von Alt und neu, die damit verbundene Umwertung der Werte, der Konflikt zwischen wahrem und falschem Leben.
Lukas Rietzschel: „Mit der Faust in die Welt schlagen“

SUSANN BRÜCKNER
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ ist eine Geschichte darüber, was es heißt, nach der Wende in einem verlorenen Landstrich aufzuwachsen. Und es ist ein zunehmend krasses Portrait zweier Brüder, von denen einer immer weiter in eine radikale, rechte Richtung treibt. Die Atmosphäre des Aufwachsens in der ländlichen Lausitz wird greifbar – die Resignation, die Leere, das Verstummen. Und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit.
Menschen, die in den Neunziger Jahren in Ostdeutschland aufgewachsen sind (wie ich), werden bei der Lektüre dieses Romans auf ein Gefühl stoßen, das sie kennen. Und sie werden sich wundern – wann spielt der Roman noch? In den Nullerjahren? Wohnt dort dieses unbenannte, unbehauste Gefühl noch immer, das mit dem Zustand der Menschen und der Dinge zusammenhängt? Die Bildsprache, Dialoge und Figuren zeigen alles, aber erklären nichts. Ich hatte mehrfach Gänsehaut beim Lesen.
Christian Berkel: Der Apfelbaum

BETTINA KASTEN
Der Debütroman des Schauspielers Christian Berkel erzählt die Liebesgeschichte des ungleichen Liebespaares Sala, die aus einer intellektuellen jüdischen Familie stammt, und Otto, der aus einer Berliner Arbeitsfamilie kommt. Der Roman führt über drei Generationen von Berlin, Paris, Gurs bis nach Buenos Aires.
Der Autor zeichnet mit dieser unglaublichen Familiengeschichte ein Panorama des 20. Jahrhunderts und ermöglicht es nachfolgenden Generationen, die Vergangenheit besser zu verstehen. Und das gelingt ihm so überzeugend, dass Daniel Kehlmann ihm bescheinigt: „Dieser Mann ist kein schreibender Schauspieler. Er ist Schriftsteller durch und durch. Und was für einer.“
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