Marcus
Braun
Geboren
am 28. November 1971 in Bullay an der Mosel. 1991 Abitur in Wittlich.
1993 Beginn des Studiums der Germanistik, Philosophie und der Rechtswissenschaft
an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Marcus Braun lebt als
freier Schriftsteller in Berlin.
Seit 1993 veröffentlichte er Prosatexte in zahlreichen Literaturzeitschriften
und Anthologien. Sein erster Erzählband "Ohlem" erschien
im Jahr 1995. Ein Jahr zuvor publizierte er das Theaterstück "Zett
- Neues vom Untergang des Abendlandes". Sein Debütroman "Delhi"
kam 1999 im Berlin Verlag heraus. Es folgten die Romane "Nadiana"
(2000) und "Hochzeitsvorbereitungen" (2003). 1993 erhielt er
ein Arbeitsstipendium des Landes Rheinland-Pfalz, 1997 den Martha-Saalfeld-Förderpreis
und den Joseph-Breitbach-Preis des Landes Rheinland-Pfalz (für seinen
Text "Landmachen"). Im gleichen Jahr wurde er zum Ingeborg-Bachmann-Preis
nominiert. Bereits 1994 war Marcus Braun der deutsche Vertreter beim internationalen
Treffen junger Dramatiker "Interplay" im australischen Townsville.
Thomas Fechner-Smarsly in der Wochenzeitung "Freitag" (Nr.
13 vom 26. März 1999) üer Marcus Brauns Roman "Delhi":
"Wenn man diesem glänzenden Debut etwas vorwerfen wollte, dann
seinen Narzissmus. Braun ist verliebt in seine eigene Raffinesse, in sein
Changieren zwischen Traum, Film und Spiel, in seine Fähigkeiten,
immer wieder neue Züge zu ermöglichen oder zumindest nahezulegen."
Burkhard Scherer in der "FAZ" (Nr. 138 vom 18. Juni 1999)
üer Brauns "Delhi":
"Marcus Braun legt viele falsche Spuren, die richtige, deren Entdeckung
beim Kriminalroman für vorherige Verwirrung entschädigt, zeigt
er nicht. Das macht aber nichts, weil das alles kunstfertig und mit großer
Leichtigkeit dargeboten wird (...). Ein Debüt mit einem Bonsai-Roman.
Der Autor hat nichts zu sagen. Aber zu schreiben. Und das kann er."
Kristina Maidt-Zinke in der "FAZ" (Nr. 91 vom 17. April 2000)
üer Marcus Brauns Roman "Nadiana":
"Was der Autor im Kopf hat, nötigt uns Respekt ab: seine literarische
Gelehrsamkeit und sein Zitatenrepertoire, sein mathematisch kalkulierender
Formwille und der heilige Ernst, mit dem er als Musterschüler der
Moderne die Zerstörung aller Gewissheiten (...) betreibt. Was diesem
Verrätselungs-Exzess fehlt, ist freilich der Lebensstoff, der einen
Zusammenhang zwischen der eifersüchtigen Erregung und der gefallsüchtigen
Gedankenakrobatik herstellen könnte (...)."
Wolfgang Schneider in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom
24. Januar 2004 üer Marcus Brauns Roman "Hochzeitsvorbereitungen":
"Der Stil entspricht dem Charakter der Hauptfigur: leicht üerkandidelt
und cool, lakonisch und gespreizt zugleich. (...) In diesem Stil könnte
man auf die Frage, ob dies ein exzellenter Roman sei, den man unbedingt
gelesen haben muss, antworten: nicht wirklich. Zeitweise hängt das
Buch durch, manches wirkt eher belanglos als lässig (...). Aber üerdurchschnittlich
ist 'Hochzeitsvorbereitungen' allemal. Marcus Braun hat die Gedankenblässe
üerwunden und sich dem wahren Leben zugewandt."
Wenn
sich Rausch mit Schwerkraft paart
Anmerkungen zu Marcus Braun - anlässlich einer Lesung in Mainz
Wie
spricht man in einer Diskothek eine Frau an, noch dazu im alkoholisierten
Zustand? Für Leon ist das eine elementare Frage. Leon, das ist der 19-jährige
Held des neuen Romans von Marcus Braun, den der in Berlin lebende Autor
im November 2003 in Mainz in der Reihe "LeseTIC" vorstellte. "Hochzeitsvorbereitungen"
- der Titel gibt vor, da habe einer den Endpunkt seiner Lebensplanung
bereits erreicht Weit gefehlt! Es geht um jugendliche Sehnsüchte und die
durchaus erträgliche Schwere des Seins, um quälende Eifersucht und nachpubertären
Selbsthass, um rastlose Orientierungssuche im Niemandsland der Gefühle.
Leon
hat es aus der Provinz in die Landeshauptstadt Mainz verschlagen. Nicht
ganz freiwillig: Der Staat bittet zum Zivildienst. Den leistet Leon in
einem Krankenhaus ab, in der Sterilisations-Abteilung. Pulsierendes Leben
sieht für Leon freilich anders aus. Die holde Weiblichkeit hat es ihm
angetan und er sucht sie vornehmlich dort, wo man ihr en gros begegnen
kann: in den Discos in und um Mainz, jenen faszinierend-lasziven Orten
"gemischtgeschlechtlicher Zusammenrottungen".
Die
Sinne beginnen zu tanzen, als die hübsche Natasha auftaucht. Dummerweise
ist die noch mit einem Miltärpolizisten liiert, der das Tête-à-tête seiner
Freundin mit Leon gar nicht gerne sieht. Und seinem Unmut schlagkräftig
Luft verschafft. Dem lädierten Leon bringt es immerhin die Erkenntnis:
Jeder Rausch löst sich in Luft auf. Frauen sind keine besseren Menschen.
Und: Manchmal sind es eben die Kleinigkeiten, die einen stören.
Leicht
und schwermütig zugleich kommt das alles daher, mit schnoddrigem Witz
und einer gehörigen Portion Selbstironie. Und: Mit einer Sprachgewalt,
die tief beeindruckt. Marcus Braun, Jahrgang 1971, kennt die Orte nur
allzu gut, von denen er so eindringlich zu erzählen weiß. Anfang der neunziger
Jahre hat er selbst seinen Zivildienst in Mainz absolviert, danach an
der Johannes Gutenberg-Universität einige Jahre studiert. Braun ist ein
Mann des leisen Vortrags. Vorsichtig, oft zaghaft fügt er die Sätze zusammen,
seine Blicke suchen nur selten das Publikum. Manchmal scheint es, als
wundere er sich selbst darüber, welch elegante Prosa ihm da gelungen ist.
Die Zuhörer jedenfalls wussten es zu schätzen und zeigten sich begeistert.
Vom aufregenden "Geruch des Rheins" spricht Braun am Ende der Lesung.
Schön, wenn der ihn noch öfter in die Domstadt lockt.
Holger
Dauer
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Alle Rechte vorbehalten
Eine gekürzte
Fassung des Artikels ist zuerst unter dem Titel "Natasha und die
unerträgliche Härte des Seins" in der "Allgemeinen
Zeitung", Mainz (Nr. 268 vom 18. November 2003, S. 18) erschienen.
Buchcover
(von oben nach unten):
1) Braun, Marcus: Hochzeitsvorbereitungen. Roman. Berlin: Berlin Verlag
2003.
2) Braun, Marcus: Nadiana. Roman. Berlin: Berliner Taschenbuchverlag 2003.
© Berlin
Verlag, Berlin
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