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Special: Rezensionsprojekt Winnweiler (2006) > Rezensionen > Hammerschmitt, Marcus: Das Herkules-Projekt |
Marcus Hammerschmitt:
Das Herkules-Projekt.
Das Mädchen Paula ist Mitglied einer dreiköpfigen Piratenbande und neigt dazu, unüberlegt zu handeln und sich somit immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen. So auch diesmal, als sie bei dem Versuch, eine Lovebox mit illegalen Daten zu stehlen, von der Datenpolizei SecurAG in Gewahrsam genommen wird und ihre Körpernetzlöschung, d.h. der Verlust ihrer Identität, kurz bevorsteht. Paulas Lage erscheint aussichtslos und sie schämt sich, dass sie die Warnungen ihrer Freunde einfach übergangen hat. Als dann ein groß gewachsener Polizist namens Baumann den Raum betritt, befürchtet Paula das Schlimmste, doch es kommt alles ganz anders. Der vermeintliche Polizist, der sich später als resignierender Aussteiger herausstellt, handelt unerwartet ganz anders: Er ermöglicht Paula die Flucht und steckt ihr dabei einen Zettel zu. Erleichtert kommt Paula bei ihren Freunden Menno, dem anerkannten Anführer der Bande, und Flex, dem intelligenten Computerexperten, an. Beide äußern sich höchst misstrauisch gegenüber der Hilfsbereitschaft des fremden Polizisten, dennoch entscheiden sie sich, das auf dem Zettel vorgeschlagene Treffen wahrzunehmen. Auf diesem als Personenkontrolle getarnten Treffen erfahren sie von Baumanns Absicht, den Polizeidienst zu quittieren um mit Hilfe einer neuen Identität weiterleben zu können. Überzeugt von den Fähigkeiten der jungen Hacker, bittet er sie deshalb um Hilfe. Trotz der Zweifel, die seine Freunde an Baumanns Glaubwürdigkeit hegen, arrangiert Menno unüberlegt ein weiteres Treffen in dem Versteck der Piratengang. Was die Piratengang dabei nicht bedacht hat, ist, dass Baumann nicht so harmlos ist, wie er scheint und in Wahrheit ein falsches Spiel treibt. Er führt weit mehr im Schilde, als sich nur von den Fängen seiner gehassten Arbeitgeber zu befreien. So erfüllen die drei Jugendlichen dann auch Baumanns Forderung und geben ihm die neue Identität als Peter Müllers, indem sie sein körpereigenes Netz umprogrammieren. Als Gegenleistung erhalten sie ein Datenpaket, das die neueste Musik, Filme und Spiele enthalten soll und angeblich von einer französischen Piratengruppe stammt, die einen Deal mit ihnen eingehen will. Als sich die Drei am darauf folgenden Abend bei Flex treffen, trauen sie ihren Augen nicht, als sie das Material des Datenpakets auspacken. Es enthält unveröffentlichtes Musik- und Dokumentationsmaterial ihrer Lieblingsband Saints sowie das brandneue Stealth Warrior-Spiel. Ihr Abend ist gerettet und sie verbringen die Nacht damit, das Material auf ihre Rechner und Netzwerke hochzuladen. Früh am Morgen wird Paula von Flex und Menno geweckt. Alles erscheint ihr wie im Traum, die zwei Jungen scheinen Geister zu sein. Doch was folgt, ist realer, als sie es sich erträumen könnte: Hektisch animiert Flex sie, ihnen zu folgen und sie bahnen sich ihren Weg durch die Kanalisation zu einem von Flex präparierten Versteck. Er fürchtet, die SecurAG könne ihnen auf den Fersen sein, da das Material von Baumann nicht sauber war. Zur gleichen Zeit geben sich Baumanns Auftraggeber zu erkennen und beauftragen ihn, die drei Piraten aufzufinden. Dazu haben sie ihm die Fähigkeit eingepflanzt, die Piraten über Kilometer hinweg aufspüren zu können. Den Datenpiraten steht eine schwere Zeit bevor. Sie müssen die Zeit in einer stickigen Nische verbringen und sind vollständig von der Außenwelt und somit auch ihren Familien, die sich mittlerweile große Sorgen machen, abgeschnitten. Nach einiger Zeit bemerken sie nun auch den Grund für ihr Unwohlsein, dass sie seitdem sie mit den Daten von Baumann in Berührung gekommen sind, empfinden. Es scheint, als hätten sie sich mit einem Virus infiziert, der ihnen ein neues Programm namens Crossover installiert hat, dass einem Menschen Zugriff auf alle verschieden Körpernetze ermöglicht und die anderen körpereigenen Netze unnötig macht. Allerdings birgt dieses Programm Gefahren, da es noch nicht perfekt entwickelt ist. Nun ist ihnen klar, dass es durchaus finstere Gestalten als die SecurAG sein müssen, die hinter ihnen her sind. Es beginnt eine Flucht der drei Jugendlichen vor dem eiskalten Baumann, der nicht davor zurückschreckt, Menschenleben zu opfern, um sein Geld für die Auftragserfüllung zu bekommen. Auf ihrem Weg erhalten sie Hilfe von den Türkboys und dem König der Piratenszene Easy, der ihnen mit entscheidenden Hinweisen und Tricks versucht weiterzuhelfen. Er ist es auch, der letztendlich die Verursacher dieses skrupellosen Menschenversuchs ausmacht: Eine Gemeinschaft, die sich für nichts anderes als "Das Herkules Projekt" verschrieben hat. Markus Hammerschmitt gelingt es mit diesem Buch, Science-Fiction und Wirklichkeit miteinander verschmelzen zu lassen. Obwohl die Veränderungen der Menschheit von heute bis 2030 relativ übertrieben scheinen, wirkt es doch grundsätzlich relativ realistisch. Als Leser kann man sich sehr gut in diese spannungsgeladene Handlung hinein versetzen und durch genaue, detaillierte Beschreibungen, sich das Geschehen auszumalen. Durch die vielen Perspektivwechsel von den drei Jugendlichen zu Baumann erfährt man alle Facetten dieses Jugendbuchs, das aber auch für Erwachsene gut lesbar und interessant gestaltet ist. So erscheint es auch nicht weiter schlimm, dass das Buch für Jugendliche ab 13 Jahren gedacht ist. Wir können das Buch all denen weiterempfehlen, die für kurze Zeit in eine für uns "noch" fremde Welt eintauchen und sich ein eigenes Bild von den möglichen Gefahren der Zukunft machen wollen. Michael Kuntz, Christoph Lichtenberger © TourLiteratur
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