Kennen Sie das? Es schüttet draußen zum Gotterbarmen, der Himmel ist grau verhangen schon seit Tagen, unter der Garderobe geht der feuchte Fleck nicht mehr weg. Es ist so richtiges „Schietwetter“. Mehr als einmal wandert der Blick nach oben: Hoffentlich hält das Dach. Und da es nun auch schon früh dunkel wird, ist der Teekessel […]
Autor: 42er
Dorrit liest: Niq Mhlongo – Way Back Home
Wieder einmal konnte ich dank der wunderbaren Afrika-Reihe des Verlags Wunderhorn eine Entdeckung machen: den südafrikanischen Autor Niq Mhlongo. Er wurde 1973 in Soweto geboren, wuchs dort in Zeiten der Apartheid auf. Heute lebt er in seinem Heimatland, das Regenbogennation genannt wird. In Way Back Home spielen beide Zeiten eine Rolle. Kimathi, der Held […]
Dorrit liest: Gaël Faye – Kleines Land
Gaël Fayes Roman Kleines Land wurde 2016 in Frankreich sehr gefeiert und erhielt den Prix Goncourt des Lycéen – einen Preis, über deren Vergabe französische Schüler entscheiden. Davon wusste ich noch nichts, als ich es in die Finger bekam und meinte, ein irgendwie harmloses Buch über irgendwo in Afrika zu lesen. Schon der Prolog belehrte […]
Roman mit Playlist oder: Warum Musik in literarischen Texten durchaus eine Rolle spielen kann
Eine Playlist – die Auflistung von Musikstücken – in einem Roman? Was sich im ersten Augenblick merkwürdig anfühlt, ist im Grunde nichts Besonderes. So etwas gibt es gar nicht einmal so selten. Drei Beispiele dazu: Der niederländische Schriftsteller Maarten ’t Hart (* 1944), vielleicht eher durch seine Krimis bekannt, von denen einige auch verfilmt wurden, […]
Jürgen liest: Gerhard Augst – Der Bildungswortschatz
„Formen sind kein leerer Wahn.“ Dieser Satz ist ein Running Gag in dem Roman Der Untertan von Heinrich Mann. Dabei soll der Untertan Diederich Hessling lernen, dass er auch ohne Grips im Kopf ganz oben auf der sozialen Stufenleiter stehen darf, wenn er gewisse bürgerliche Umgangsformen einhält, zum Beispiel, wenn er eine Frau als ehrlos […]
Dichter und der Tod – Folge 1
An den Tod Wenns mir einst im Herzen modert, Wenn der Dichtkunst kühne Flammen Und der Liebe Brand verlodert, Tod, dann brich den Leib zusammen! Brich ihn schnell, nicht langsam wühle, deinen Sänger laß entschweben, Düngen nicht das Feld dem Leben Mit der Asche der Gefühle. Nikolaus Lenau (1802–1850) Sein richtiger Name war Nikolaus Franz […]
Jürgens Lieblingszeitschrift: Mad. Das vernünftigste Magazin der Welt.
Als ich letztens für meine Mutter den Koffer vom Speicher holen sollte, kam ich mit einem Stapel meiner geliebten Mad-Hefte wieder runter. „Was schleppst du denn für einen Scheiß an, würg!“, fragte Evi, meine Frau, und traf dabei genau den Ton von Mad, dem vernünftigsten Magazin der Welt. Das habe ich bis heute nicht verstanden: […]
In einem Satz auf den wahren Kasseler Herkules
Keine Ahnung, wie man bei 37 Grad im Schatten, wo es gar keinen Schatten gibt, die Treppen auf das Kasseler Herkuleswahrzeichen raufkommen soll, vielleicht ganz sinnig, Schritt für Schritt und mit Achtsamkeit für die Pumpe, indem man alles um sich herum vergisst, Raum und Zeit, die Arme rechts und links schlackern lässt und los, bis […]
Ein Tourist in der Stadt der Toten
Ein Beitrag von Jörg Lingrön Es ist der 28. Juni 2019. Während sich Berlin bei kühlen 24 °C von den heißen Tagen erholt, laufe ich bei 32 °C in Paris eine 300 Meter lange Mauer entlang. Fünf Jahreszahlen und tausende Namen stehen auf ihr. Ich denke an Verdun, an Erich Maria Remarque, und mir wird plötzlich bewusst, […]
Aus dem Schriftstellerleben: Über die Notwendigkeit der Recherche
Sagen Sie mal, Herr Schriftsteller, haben Sie das auch alles erlebt, was Sie da geschrieben haben? Diese Frage bekommen Autorinnen und Autoren nicht selten zu hören. Man will nicht akzeptieren, dass Belletristik der reinen Fantasie entspringt. Aber Sie muss doch wissen, was sie schreibt!, hörte ich einmal eine Dame auf einer Autorenlesung rufen, nachdem die […]