Ausgehend
von dem Gedanken der Familie als der "Ur-Gemeinschaft" realisiert
"Familysculpture" eine romantische, schlichte Idee:
Personen, die den Familiennamen der Künstlerin tragen, wurden
so zahlreich wie möglich
übers Internet recherchiert, angeschrieben (u.a. in Deutschland,
Großbritannien, Chile, Australien) und darum gebeten, ein Kleidungsstück
mit der dazugehörenden Geschichte zu schicken. Von den 280 kontaktierten
Personen reagierten über 70 positiv; sie sprechen mit ihren Verwandten
über das Projekt, schicken Emails, Kleider und Photographien und tauschen
sich in den Diskussionsforen auf familysculpture.de über
Stammbäume, mögliche Verbindungen und den Werdegang der
Familienskulptur aus. Die Künstlerin wird zur Moderatorin der Foren
und der entstehenden Gemeinschaft. Ein Dolmetscher übersetzt die
Forenbeiträge und Geschichten zu den Kleidern, so daß verschiedene
Nationalitäten miteinander kommunizieren können. Der virtuelle
Raum wird mit dem realen Raum verknüpft - die Kleider werden
zum Material, das die Künstlerin, inspiriert von den Geschichten
des Clans, inszeniert.
In
der ersten Ausstellung der "Familysculpture" (München, lothringer13/halle
im April/Mai 2001) entstand eine skulpturale Rauminstallation, ein
Raumgefüge aus Kleidern, das mit der Metapher der Verknüpfung
und des Netzes arbeitet. Mitglieder der Sippe, die sich vorher noch
nicht kannten, reisten an und begegneten sich
in der Familysculpture-Lounge. Per webcam und über die Foren
konnten sich die Familienmitglieder in der ganzen Welt in die Family-Lounge
zuschalten und an dem ersten "get together" der Familie
teilhaben - und auf diese Weise wieder Teil der Familienskulptur werden.
Derzeit
inszeniert die Künstlerin sich in photographischen Autoporträts
als Model mit den Kleidern, die ihr aus aller Welt geschickt
wurden. Das Projekt Familysculpture wächst weiter, es nimmt
in unterschiedlichen Phasen verschiedene Formen an. Sie alle werden
zu Teilen der sich verändernden Skulptur und zum Bild, zum
Ur-Bild von Gemeinschaft.
|