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no. 2: sehnsucht -> roland barthes' l'empire des signes
 

Sehnsucht nach dem ganz anderen

Roland Barthes' L'Empire des signes -- eine Japan-Reise?

von Bettina Krüger

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Roland Barthes' L'Empire des signes entstand 1966 im Anschluß an eine Vortragsreise durch Japan. Mag der Text auf den ersten Blick eher unbedeutend im Gesamtwerk Barthes' erscheinen, so ist er doch bedeutsam als praktische Umsetzung des in den theoretischen Schriften formulierten Anspruchs an Literatur.

 

Roland Barthes L'Empire des signes entstand 1966 im Anschluß an eine Vortragsreise durch Japan. Mag der Text auf den ersten Blick eher unbedeutend im Gesamtwerk Barthes' erscheinen, so ist er doch bedeutsam als praktische Umsetzung des in den theoretischen Schriften formulierten Anspruchs an Literatur. "Quoi, aucun livre continûment réussi? -- Sans doute le livre sur le Japon."[Anm. 1]

Roland Barthes warnt seine Leser bereits im Klappentext vor: Wer erwartet, die landläufigen Klischeevorstellungen von Japan ein weiteres Mal bestätigt zu bekommen, wird enttäuscht werden: "Es wird weder von Kunst noch von Folklore noch selbst von 'Zivilisation' die Rede sein (das feudale Japan wird dem technischen Japan nicht entgegengesetzt)."[Anm. 2] Nicht um das dank mehrerer Japonismus-Wellen in Europa bis zur Erstarrung Rezipierte geht es Barthes,sondern um die kleinen unbekannten Dinge des japanischen Alltags: das Pachinko-Spiel, die Großstadt, Sumo-Ringer, das Essen. Und so wenig den Barthes'schen Beobachtungen ein festgefügtes Bild der japanischen Kultur zugrundeliegt, so wenig fügt sich der Text einem rhetorischen Organisationsprinzip. Mit geradezu spielerischer Leichtigkeit reihen sich kurze Abschnitte zu so unterschiedlichen Themen wie der japanischen Küche, der Großstadt Tokyo oder dem Puppentheater Bunraku aneinander. Diese Organisation in Fragmenten gleicht einem Einkreisen des unbekannten andern, einer Umschreibung dessen, was er ist, das dennoch gleichzeitig in dem Bewußtsein geschieht, das Gegenüber -- in diesem Fall Japan -- nie wirklich erreichen zu können.

Der erste Abschnitt mit dem Titel Là-bas Dort kann zwar als eine Art Einleitung gelesen werden, unterläuft die Funktion einer herkömmlichen Einleitung jedoch auf zweierlei Weise: zum einen wird dargelegt, daß die folgenden Ausführungen durchaus nicht den Anspruch erheben, das reale Japan zu beschreiben, sondern vielmehr "l'idée d'un système symbolique inouï, entièrement dépris du nôtre". Nicht um eine endgültige Beschreibung des anderen (die ohnehin stets an ihm vorbeizielt) geht es Barthes, sondern um unsere Wahrnehmung eines 'Außerhalb' unseres Systems. Indem Barthes L'Empire des signes von Beginn an nicht als einen Text über Japan, sondern über das, was Japan in ihm ausgelöst hat, vorstellt, beugt er dem Mißverständnis vor, Japan sei etwa ein anzustrebendes Ideal; denn das hieße nur, die alte Ordnung gegen eine neue einzutauschen. Vielmehr geht es ihm um die Darstellung dessen, daß erst durch die Begegnung mit etwas, das sich unserem System entzieht, dieses entlarvt wird und sich so die Möglichkeit eröffnet, vorher Selbstverständliches zu hinterfragen:

"Was wir in der Betrachtung des Orients anstreben können, sind keine anderen Symbole, keine andere Metaphysik, keine anderen Weisheiten (wenngleich diese doch recht erstrebenswert erscheint), sondern die Möglichkeit einer Differenz, einer Mutation, einer Revolution im Charakter der Symbolsysteme."[Anm. 3]

Zum zweiten führt Barthes bereits in Là-bas das zentrale Leitmotiv ein, das in den folgenden Fragmenten immer wieder wie ein Thema in Variationen umkreist wird: "le vide", die Leere. Die den Text begleitenden Photos -- das eines Sumo-Ringers, einer Buddhastatue, eines Wohnraumes -- 'illustrieren', so Barthes, das Geschriebene nicht, sie vollführen nur dieselbe Bewegung, ein Kreisen um das, was ungreifbar bleibt.

Dieses Verfahren gleicht der Annäherung eines Liebenden an die geliebte Person: so wie dem Liebenden (vgl. in Barthes' Fragments d'un discours amoureux den Abschnitt Tel) manchmal in einem winzigen Detail, einer Geste, einem Wort das ganze Wesen des andern blitzartig aufzuleuchten scheint, so hat Japan Barthes mit einer Vielzahl von Blitzen erleuchtet und schließlich in ihm eine "ivresse érotique"[Anm. 4] hervorgerufen.

Dieses Aufblitzen einer Art Wahrheit ist Barthes zufolge dem Erleuchtungserlebnis des Zen-Buddhismus, dem satori, vergleichbar, wie es in den japanischen Haikus nicht beschrieben, sondern erfahrbar gemacht wird. Dem in Europa nicht zuletzt dank zahlreicher Creative-Writing-Workshops bekannten und beliebten Haiku widmet Barthes insgesamt vier Texte, L'Effraction du sens, L'exemption du sens, L'incident und Tel (Der Einbruch des Sinns, Die Befreiung vom Sinn, Vorfälle und Solches). Die Lektüre eines Haiku bzw. das falsche (westliche) Verständnis dessen, was es sagen will, laden dazu ein, selbst solche Gedichte zu verfassen. Die dem Haiku unangemessene westliche Leseweise liegt Barthes' Ansicht nach darin begründet, daß das im Gedicht beschriebene Ereignis (meist eine Naturerscheinung) symbolisch verstanden wird und somit ein Sinn unterstellt wird. Die Intention des Haiku ist aber gerade, nicht auf einen mehr oder minder metaphysischen Sinn hinter den Worten zu verweisen, sondern vielmehr wieder Wort und Ding in eins fallen zu lassen. Auf diese Weise unterbindet es das "jeu obsessionnel des substitutions symboliques" (98) und ermöglicht statt dessen eine unmittelbare, nicht durch Sprache verstellte Wahrnehmung. Das satori -- und analog das Haiku -- ist ein Innewerden "de la chose comme événement et non comme substance" (101), nicht Ausdruck eines "mystischen" Schweigens im Sinne einer überfülle des Göttlichen, sondern eher eines Zustandes der Vorsprachlichkeit. So vergleicht Barthes das Haiku mit der Geste eines kleinen Kindes, das auf verschiedene Gegenstände zeigt und einfach nur "da, das!" sagt, jenseits allen vorgefertigten Wissens oder irgendeiner Art von Besitzergreifung, vergleichbar eben jenem "so, genau so" des Liebenden in den Fragments d'un discours amoureux oder dem Leser in Le plaisir du texte: "le texte ne peut m'arracher que ce jugement, nullement adjectif: c'est ça!"[Anm. 5]

Das Puppentheater Bunraku ist Gegenstand der drei Abschnitte Les trois écritures (Die drei Schriften), Animé/Inanimé(Belebt/unbelebt) und Dedans/Dehors (Innen/außen). Anders als im westlichen Marionettentheater wird im Bunraku in keiner Weise versucht, die Puppen menschlich, 'natürlich' erscheinen zu lassen. Zu jedem Zeitpunkt sind die drei Puppenspieler, die zusammen eine einzige Puppe bewegen, sichtbar. Seitlich von der Bühne befindet sich außerdem ein Pult für die Sprecher, die den Text rezitieren, und den Shamisen-Spieler, der durch "[die] leicht phasenverschobenen (und daher impertinenten) Schläge[n]" (71)[Anm. 6] auf seinem Instrument den Fluß der Rezitation stört. Auf diese Weise entsteht das, was Barthes als "les trois écritures" bezeichnet: die ausgeführte Gebärde, die ausführende Gebärde und die stimmliche Gebärde. Die Sprache, die das westliche Theater beherrscht, wird aus dem Zentrum herausgerückt und ist offensichtlich nicht Ausdruck eines inneren Erlebens:

" [...]die Stimmsubstanz [bleibt] geschrieben, [...] diskontinuierlich, codiert und einer Ironie unterworfen [...]. Auch ist das, was die Stimme nach außen bringt, letztlich nicht das, was sie trägt (die 'Gefühle'), sondern sie selbst [...]." (71)[Anm. 7]

Diese Zergliederung des Spiels in die drei "écritures" von Stimme, ausgeführter (durch die Puppe) und ausführender Gebärde (durch die Spieler) läuft dem westlichen Bemühen, wenn nicht eine Realität so doch eine Totalität darzustellen, gänzlich zuwider und kommt, wie Barthes bemerkt, dem Brechtschen Verfremdungseffekt nahe. Diese "trois écritures" entlarven ähnlich dem epischen Theater das als Artefakt, was das westliche Denken als natürlich gegeben annimmt, nämlich die Einheit der Person. Wird im bürgerlich-westlichen Theater der Anschein erweckt, die verschiedenen Stimmen oder Codes (écritures) besäßen ein Zentrum, nämlich eine Figur (hierin spiegelt sich die von Barthes kritisierte Metaphysik der Person wider), so gibt sich das japanische Puppentheater explizit als das zu erkennen, was es laut Barthes ist: Text. Und so wird in der Begegnung mit dem Anderen, dem japanischen Puppenspiel, Ideologiekritik möglich:

"Im Bunraku wird die Marionette nicht an Fäden gehalten. Keine Fäden und folglich auch keine Metapher und kein Schicksal mehr. Die Marionette äfft nicht länger das Geschöpf nach, der Mensch ist nicht mehr die Marionette in den Händen der Gottheit, das Innen beherrscht nicht länger das Außen." (86)[Anm. 8]

Auf diese Weise wird in Barthes' Augen die Hysterie des westlichen Subjekts von der Bühne verbannt, das ein Zentrum, einen Kern hinter der äußeren Erscheinung suggeriert. Im Bunraku ensteht der dargestellte Charakter aus der Verflechtung der verschiedenen Codes, darin einem modernen Text ähnlich, wie Barthes ihn in seiner strukturalen Textanalyse s/z darstellt. Die Codes -- oder Stimmen -- definiert Barthes dort als: Stimme der Empirie, Stimme der Person, Stimme der Wissenschaft bzw. kultureller Code, Stimme der Wahrheit oder Hermeneutik und die des Symbols. Durch das Zusammenspiel dieser verschiedenen Stimmen, die abwechselnd zu sprechen scheinen, entsteht dann der Text, dessen Ursprung (die Stimme des Autors) sich im Geflecht der Codes verliert. Ein solches textähnliches Subjekt läßt sich nicht mehr in Gegensatzpaaren wie 'innen/außen', 'beseelt/unbeseelt' fassen, und insofern wird in den so betitelten Fragmenten gerade die Unangemessenheit dieser Oppositionen beschrieben.

Das leere Zentrum, das hier anklingt, ist in den Essays über Tokyo, Centre-ville, centre vide (Stadtzentrum, leeres Zentrum) und Sans adresses (Ohne Adressen), über das Paket (Paquets), aber auch über die japanische Höflichkeit (Courbettes/Verbeugungen) das zentrale Leitmotiv. Anders als in den Großstädten des Okzidents befinden sich in Tokyos Zentrum nicht etwa eine Kirche, Bürogebäude, Banken oder große Kaufhäuser, in denen sich die Werte der westlichen Gesellschaft widerspiegeln, sondern es ist "spirituellement vide": Tokyos Zentrum ist der Kaiserpalast und die ihn umgebenden Gärten. Dieses Zentrum ist nicht der Ort eines gesellschaftlichen Lebens, sondern insofern 'ein weißer Fleck' auf dem Stadtplan als die Gärten nicht betreten werden dürfen und den Kaiser alltags niemand zu Gesicht bekommt, der Palast also unbewohnt erscheint. Die Funktion dieses leeren Zentrums besteht nicht darin, eine politische, wirtschaftliche oder auch geistige Macht auszuüben, sondern nur darin, die Bewegung der Millionenstadt zu lenken:

"Eine der beiden mächtigsten Städte der Welt ist also um einen undurchsichtigen Ring aus Mauern, Wassergräben, Dächern und Bäumen herum angelegt, dessen eigentliches Zentrum nicht mehr als eine flüchtige Idee ist; und diese Idee hat nicht die Aufgabe, Macht auszustrahlen, sondern lediglich den Zweck, einer ganzen städtischen Bewegung den Halt ihrer zentralen Leere zu geben [...]." (50)[Anm. 9]

Ebenso ist es mit Geschenken, die, aufwendig und mehrfach verpackt, eine Nichtigkeit enthalten -- da das Päckchen im Grunde nichts enthält, wird die Verpackung, die Verzierung zum eigentlichen Geschenk. Nicht ein materieller Wert wird ausgetauscht, mittels dessen zumeist ohnehin weniger dem Beschenkten eine Freude gemacht als der eigene soziale Status demonstriert werden soll; die 'Bedeutung' des Geschenkes liegt allein im Akt des Schenkens: Diese Eigenart des Schenkens in Japan steht Barthes' Ansicht nach in einem engen Zusammenhang mit dem östlichen Verständnis des Individuums. So zerfällt im Okzident die Person in eine gesellschaftliche und in eine 'innere', von der nur besonders Nahestehende Kenntnis besitzen -- insofern wird im Westen der Wegfall von gesellschaftlich festgelegten Umgangsformen, die 'Unhöflichkeit' als besondere Sympathiebezeugung verstanden. Anstelle dieser okzidentalen "Metaphysik der Person", findet sich statt ihrer im Orient eine "Leere der Person". Die japanischen Höflichkeitsbezeugungen sind deshalb frei von jeder Begierde, jeglicher Besitzergreifung: sie sind leere graphische Formen, so streng ritualisiert, daß sich jede Servilität darin verliert, weil sie eigentlich niemandem gelten -- sie sind Selbstzweck. In dem Essay Syntagme des corps (als Syntagma von Körpern versteht Barthes die Gesamtheit der Japaner) offenbart sich die Utopie einer friedlich(er)en Gesellschaft durch einen veränderten Subjektbegriff, aufgrund dessen sich in der Begegnung mit einem anderen nicht mehr die Frage nach Sieger oder Besiegtem stellt:

"Der japanische Körper geht bis ans Ende seine Individualität [...]; aber diese Individualität darf man nicht im westlichen Sinne verstehen: Sie ist frei von jeder Hysterie und sucht das Individuum nicht zu einem originellen, von den übrigen unterschiedenen Körper zu machen, wie das Werbungsfieber, welches den ganzen Westen bewegt, ihn hervorbringt. Die Individualität ist hier nicht Abschluß, Theater, übertreffen, Sieg; sie ist schlicht Anderssein, ist ohne jeden Vorzug von Körper zu Körper gebrochen." (135)[Anm. 10]

So wie die Höflichkeitsrituale, das Geschenk oder auch das Haiku zu einer "boucle gracieuse qui s'enroule sur elle-même" (111/112) werden, so versteht auch Barthes die japanische Kultur insgesamt als ein Netzwerk von aufeinander bezogenen kulturellen Phänomenen, als eine Bewegung, die nicht auf einen ihr zugrundeliegenden Sinn oder Ursprung zurückführbar ist. Diese strukturelle Ähnlichkeit zwischen einer Kultur in ihrer Gesamtheit und einem literarischen Text erlaubt es Barthes, seine Japanreise als Lektüre des Textes Japan zu verstehen. Dieser Kunstgriff, Japan, seine Bewohner und deren Gebräuche als Text anzusehen, erlaubt Barthes zweierlei: zum einen, sich üblicher Exotismen zu entledigen, die sich des anderen als fast schon eigenen bemächtigen, oder aber es als gänzlich unverständlich anderes von sich weisen.

Allzu schnell glaubt so mancher Japanreisende, nach der Lektüre des Reiseführers schon alles über Japan zu wissen. Begegnet ihm aber auf seiner Reise nicht ein Japan der Samurai und Kirschblüten, schlägt seine anfängliche Begeisterung womöglich ins Gegenteil um, und er lehnt aus Enttäuschung Japan als ein unüberwindbar Fremdartiges ab. Durch die Textmetapher dagegen hält Barthes das Bild des anderen stets in der Schwebe, seine verschiedenen Erscheinungsformen lassen sich nicht auf einen endgültigen Begriff festlegen. Die beim Lesen des Textes "Japan" empfundene Lust ('jouissance') wird in die Lust am Schreiben umgesetzt und im Leseprozeß wiederum für den Leser des Barthes'schen Textes erfahrbar. Denn indem Barthes das, was er wie ein Haiku 'liest', wiederum in der Manier eines Haiku beschreibt, wird das satori für den Leser nachvollziehbar; diese Parallele stellt sich nicht aufgrund dessen ein, was beschrieben wird, sondern vor allem dadurch, wie es beschrieben wird -- eben mittels des bereits erwähnten Kreisens um eine Leerstelle. In dem Glück des Schreibens und also auch des Lesens verliert sich jede (westlich verstandene) Identität:

"Das Schreiben ist jenes Neutrum, jene Vielfalt, jener Umweg, auf dem unsere Subjektivität sich verflüchtigt, das Schwarz-auf-Weiß, in dem sich jegliche Identität verliert, zuallererst die des Schreibenden selbst."[Anm. 11]

Hierin offenbart sich die Sehnsucht nach einem anderen Denken, einer anderen Gesellschaft, einer ungeahnten Freiheit:

"Indem das Schreiben sich weigert, einem Text (und der Welt als Text) ein 'Geheimnis' zuzuweisen, das heißt einen letzten Sinn, setzt es eine Aktivität frei, die man anti-theologisch, ja geradezu revolutionär nennen könnte, denn einen festgelegten Sinn zu verweigern, bedeutet letztendlich, Gott und seine Erscheinungsformen, die Vernunft, die Wissenschaft, das Gesetz, abzulehnen."[Anm. 12]

In der Begegnung mit einem anderen, mit Japan, mit einem Text wird etwas eigentlich Unmögliches möglich: aus den eigenen festgefahrenen Denkmustern herauszutreten und ein 'Außerhalb' zwar nicht festzuhalten, aber zumindest in einem Aufblitzen zu erfahren. Der einzige Ort, wo die Sehnsucht nach einem ganz anderen erfüllt werden kann, ist in der Rezeption eines Textes, in den satoris nicht nur des Schreibens, sondern auch des Lesens, in dem, was Barthes andernorts als "jouissance", als "plaisir du texte" bezeichnet. In diesem Sinne ist L'Empire des signes vielleicht Barthes glücklichster Text, da es die unmittelbarste Umsetzung dessen ist, was Barthes in seinen übrigen Schriften als Anspruch an Literatur formuliert. L'Empire des signes ist ein Text über die im Schreiben mögliche Befreiung von der als autoritär empfundenen westlichen Subjektivität. Und insofern ist L'Empire des signes nicht nur ein Text über das Glück -- es ist der Text als Glück.

 

autoreninfo 
Bettina Krüger, geboren 1970 in Lübeck. Studium der Germanistik und Romanistik in Tübingen und Aix-en-Provence, von 1998 bis 2007 in verschiedenen Unternehmensberatungen tätig. Seit 2007 Referentin Mitarbeiter- und Führungskräftekommunikation bei einer Versicherungsgesellschaft. Lebt seit 2001 in München.

 

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