Glanz@Elend |
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Volk ohne Traum XVII |
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Tatsächlich stößt die öffentliche Diskussion eine Thematik an, welche nach den Landtagswahlen keineswegs vom Tisch ist und in ihrer umfassenden Bedeutung noch gar nicht angesprochen wurde: Die soziale Selektion. Während ein geeignetes Einwandererchecking nur einer klugen Redaktion bedarf, stellt der Erwerb von Führerscheinen unter den futurologischen Gesichtspunkten der Verkehrsplanung, des Umweltschutzes und der Exportindustrie uns vor eine einschneidende Problematik: Wer darf in Zukunft ein Auto lenken, wer darf privat oder professionell Kraftwagen besitzen, welche und wieviele Autos werden zugelassen?? Und: Sollten wir auf diesem Wege nicht das Verkehrsaufkommen radikal reduzieren?! Versteht sich, dass statt Marcels knitzigem Bekenntnis („Niemand beherrscht alle Verkehrsregeln, aber die meisten Menschen bestehen die Prüfung, weil sie vom Fahrlehrer entsprechend vorbereitet wurden.“) künftig ein unbeeinflusstes Testat verlangt wird und natürlich müssen dann erheblich verschärfte Prüfungsbestimmungen auch rigoros angewandt werden und die Durchgefallenen höchstens zweimal sich erneut bemühen können. Entscheidend aber sollte sein, dass geistig und charakterlich zweifelhafte Individuen von der aktiven Teilnahme am motorisierten Straßenverkehr grundsätzlich ausgeschlossen bleiben, nachdem in einem speziellen Eignungstest ihre Minderbefähigung festgestellt wurde. Daß unumkehrbare Geisterfahrer und unaufhaltbare Raser – beide der Tollheit oder des menschengefährdenden Selbstmordversuches verdächtig – erst finalisiert und dann protokolliert werden, versteht sich leider nicht von selbst… Selbständige und Freiberufler meiner Altersgruppe sind es zumeist, denen beinahe täglich unverlangt Fragebögen zugestellt werden, in denen wir u.a. zum Themenkreis Freizeit, Hobbys und Bildungsreisen ausgefragt werden. Sowas kommt mit der Post und kann deshalb nicht wie vulgäre Reklame abgeschreckt werden, und die meisten dieser Lockbotschaften sind derart pfiffig oder imposant, dass nicht wenige ältere Herrschaften darauf eingehen, bis ein falscher Afghane über ihrem echten Perser liegt. Wer schützt uns davor?! Null Chance auf Schutz der Postkunden, solange die Post daran verdient, okay, aber was nützt es dem Staat und seinen Organen, den Ländern und Gemeinden, der Volksgesundheit und der Volksbildung, dem Landfrieden und dem Religionsfrieden, dem Arbeitsmarkt und der Forschung, dem Kulturbetrieb und dem Breitensport, den Genussmittelkonsumenten und den Biobauern, den Kindern und der Bundeswehr, was nützt es unserer Sicherheit in allen ihren Erscheinungsformen und gefühlten Zuständen, wenn wir eine de facto durch Nötigung und Erpressung dem Staatsvolk aufgezwungene Einwanderungspolitik ohne öffentlich abgesegnete Richtlinien und Auswahlverfahren in der Praxis der Einbürgerung durchziehen?! Reich-Ranicki meint, wir bräuchten „ja auch Putzfrauen und Portiers“ und die müssten nicht unbedingt wissen, was Caspar David Friedrich auf Rügen gemalt hat. Wohl wahr, aber Putzfrauen müssen nicht unbedingt deutsche Staatsbürgerinnen sein, um unsere deutschen Romantiker abzustauben, und unsere allerheiligsten Pförtnerlogen an naturalisierte Haremswächter abzutreten, kann nur einem semipolnischen Papst einfallen. Dennoch melden sich weiterhin sogar führende CDU- Politiker, um das Verfahren bereits in der Diskussionsphase zu kippen, weil sie glauben, wir bräuchten Einwanderer, um Deutschland vor dem demographischen Suizid zu bewahren. Ich glaube, man fürchtet den Fragebogen als plebiszitäres Instrument, begänne man auf diese Weise den großen Grundübeln beizukommen durch vorbeugende Maßnahmen mittels Feststellung der Fortpflanzungswürdigkeit und Ehefähigkeit (wobei nicht der Sex, sondern der soziale Konsens im Vordergrund steht), der wirklichen Geschäftsfähigkeiten und vollen Verantwortungspotentiale, der Loyalitäten und der Anpassungsfähigkeiten, welchletztere zu durchleuchten nicht erst dann von gesellschaftlichem Nutzen wäre, wenn der Nahkampf um die Deckplätze auf der Arche Noah bereits entbrannt ist. Es war noch niemals in der Menschheitsgeschichte sichergestellt, dass es gerecht zuginge zwischen Weibern und Männern, Jägern und Sammlern, Pflanzern und Hirten, Alten und Jungen. Es war schon immer so, dass alle sozialen Systeme – von den Jägertafeln der Steinzeithorde über das Almosenwesen der Weltreligionen bis zur kapitalistischen Versicherungswirtschaft – erst dann versagten, wenn alles andere versagte (z.B. in Folge biblischer Plagen) oder ein asozialer Virus die Welt heimsuchte, wie es derzeit geschieht, und es bedarf keiner wechselseitigen wissenschaftlichen Verarschung, sondern allein der Wahrheitsliebe, um uns zu versichern: Die richtigen Antworten erhält nur, wer die richtigen Fragen stellt. Alles andere ist Talkshow… |
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