Glanz@Elend
Magazin für Literatur und Zeitkritik
© by Herbert Debes & Kurt Otterbacher

 

Volk ohne Traum IV

 


Germania sucht Gralsritter







Ein Statement von Uve Schmidt


Traumlosen Schlaf gibt es nicht, denn die von Hypnotika herbeigeführten traumfreien Nachtruhen sind eben keine natürlichen Zustände, und wann immer wir behaupten, traumlos geschlafen zu haben, besagt es, daß unser Erinnerungsvermögen versagte. Ergo können nur Wunschträume gemeint sein, die das Schicksal als gute Fee erfüllt, oder jene Erwartungen, welche wir uns mit mehr oder weniger Ehrgeiz selbst zu erfüllen trachten.
Was für Träume die Deutschen umtreiben, seit das Wünschen nimmer hilft, weiß Gott allein, denn die Demoskopen wollen es so genau nicht wissen, was wir wirklich wünschen, Hauptsache, die Umfrageergebnisse sind agitabel im Sinne der Auftraggeberwünsche. Daß Frau Noelle-Neumanns Gewerbe im schlechten Rufe steht, hat viele Gründe, am wenigsten die gefürchtete Wahrheit, welche allseits bekannt ist oder Bestandteil des Herrschaftswissens und deshalb nicht von siebengescheiten Meinungsforschern neu erfunden werden muß. Und was brächte es, wenn die Bergführer in der Wand ihre Höhenangst offenbaren?
Seit einiger Zeit erwarte ich eine einfache Umfrage: “Können Sie sich vorstellen, daß ein starker Mann die Probleme Deutschlands schneller und besser lösen könnte, als unsere Parlamente?“ Falls diese Volksbefragung überhaupt genehmigt und niemandes Meinung namhaft gemacht würde, wäre das Resultat so oder so beunruhigend. Und wie dann weiter? Auch Hinterwäldler, die über ihre Trinkgewohnheiten befragt werden, erkundigen sich hernach, wann denn nun der alte Dorfgasthof wiedereröffnet werde. Was aber finge die CDU/CSU mit einem Blankoscheck an, demnach 75% der Deutschen den Eisernen Besen begrüßen? Das Problem von Lotto- Millionären ist ja nicht, wunschlos glücklich gewesen zu sein, sondern ihr Leben ab sofort, denn gerade größere Summen bereiten mehr Sorgen, als sie Sorgenfreiheit automatisch herstellen. Wie stellt es eine Großfamilie an, den Gewinn zu verschweigen und dennoch ihren Lebensstandard merklich anzuheben? Könnte Deutschland nach seiner rein theoretischen Entscheidung für einen Wohlfahrtsstaat mit Guillotine und Rückführungsbeauftragtem noch hoffen, daß die Weltbank und ein internationaler Freundeskreis unsere Schulden übernehmen?? Keineswegs geringer wäre das Problem, einen unverwundbaren Retter aufzutreiben.
Die meisten europäischen Volkstribunen leben nur deshalb noch, weil sie gesund sind und Nutznießer parlamentarischer Demokratien, in denen sie von den Linken als Popanze benötigt und von den bürgerlichen Rechten als Koalitionäre akzeptiert werden. Indes, Hitler hier und heute fände weder eine Kongreßhalle, noch Finanziers, auch wenn er Müller hieße, keinen antisemitischen Schwerpunkt hätte und keine Privattruppen, keine Gebietsforderungen und nur eine Abneigung gegen Zigeuner. Fazit: Wir haben die falschen Träume, weil wir die falschen Träumer sind.
Ein Volk, das seinen bewährten Untertanengeist gleichsam sich selbst ausgetrieben hat mit lausbübischer bis soziopathischer Unbotmäßigkeit gegen alle Vertreter der Staatsmacht und der behördlichen Bürokratie, eine deutsche Jugend, die mehrheitlich den Wehrdienst ablehnt, und dies mehrheitlich nicht aus Pazifismus oder NATO-Aversion, sondern aus astreinem Egoismus, Eltern, die ihre Kinder mißhandeln, verwöhnen oder quasi ignorieren, doch unisono ausrasten, wenn sie an ihre gesetzlichen Aufsichtspflichten etc. erinnert werden, Staatsbürger, die weder im Straßenverkehr, noch bei der Steuererklärung soziale Haltung bewahren, Landsleute, die am 17. Juni, am 3. Oktober oder in der Woche der Brüderlichkeit absolut unbewegt bleiben, aber nix dagegen hätten, wenn die Regierung ein islamisches Weihnachten im Juni installierte, arbeitsfrei für alle und für die Blutsdeutschen mit Toleranzzuschlag, Menschen, die sich eher um einen Parkplatz prügeln, als einem fliehenden Straßenräuber ein Bein zu stellen, autochthone Deutsche, die aus Angst, ein KZ leiten zu müssen, auf sogenannte Sekundärtugenden pfeifen und sich regieren lassen von Männern und Frauen, für welche die Vaterlandsliebe ein Unwort ist und nicht dasselbe wie Patriotismus - diese demoralisierte Ureinwohnerschaft befindet sich in der eindeutigen Hanglage, als Staatsvolk abzustürzen und so die unsern Ultra-Europäern verhaßte Nation qua Lebendgewicht plattzumachen. Natürlich steht mir ein intelligenter Neger näher, als ein deutscher Fußballplatzidiot, meinte Karl-Heinz Deschner um 1960, doch für Überraschungen sind beide gut. Ich zögere, wen ich als Bettnachbar bevorzugen würde in  der Bartholomäusnacht...
„Wer nicht träumt, stirbt“, sagt ein Sprichwort, was insofern stimmt, weil Schlafentzug tötet; ein Synonym für Wunschtraum heißt Illusion. Es ist kein Aberglaube, auf ein Neues Jahr diverse Hoffnungen zu setzen – die Natur wird uns wie gewohnt verblüffen, u.a. mit vielen neuen Türklein. Mit besseren Deutschen rechne ich nicht, noch nicht. Uve Schmidt


 
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