Wo ist der Sumpf?

Also zu dem Thema habe ich doch etwas zu sagen.^^
Hi Ichigo
Von "müssen" und "dürfen" beim Schreiben zu reden halte ich für falsch, da es suggeriert, es gäbe ein Richtig und ein Falsch beim Schreiben, doch das ist Humbug. Durch Sprachwandel und regionale Sprachvarietäten gibt es nicht einmal noch
die eine richtige Grammatik oder Rechtschreibung, ein "Richtig" ergibt sich immer situationsabhängig.
Wir alle sind Individuen, die unterschiedlich aufgewachsen und erzogen sind, woraus sich unterschiedliche Eignungen in unterschiedlichen Situationen ergeben. Es gibt mMn keine Menschen, die sich zum Schreiben "eignen", sie eignen sich vielmehr das Handwerks des Schreibens an und schaffen optimale Voraussetzungen, um dieses anwenden zu können.
Um auf deine Frage zu antworten: Nein, mitnichten.
Ich schreibe an mehreren Projekten, die sich in ganz unterschiedlichen Stadien befinden. Ein Roman ist zu 99,9% fertig, ein anderer zu, sagen wir mal, 95%, da fehlt noch der Feinschliff. Dann gibt es andere Romane, die auf den ersten aufbauen, die teilweise nur als Notizen bestehen oder sich auch schon im fortgeschrittenen Stadium befinden. Da ist nur das Problem, dass ich mich noch nicht zu sehr ins Ausformulieren konkreter Szenen stürzen will, da sich gewisse Nuancen im Plot noch verändern können, solange die Teile davor nicht geschrieben sind. Meine Datei, die für diesen Romankomplex die meisten Notizen beinhaltet (aber auch nicht ganz vollständig ist, weil ich sie stückweise aufdrösle und an anderer Stelle fortführe), hat an die 140.000 Wörter. Hier haben sich in den letzten Jahren alle Ideen, Dialogfetzen, Szenenbeschreibungen etc. gesammelt.
Aber warten Sie, es gibt noch mehr!
Immer wieder kommen mir neue Ideen, die sich für eine eigenständige Geschichte eigenen würden. Im Groben skizziere ich sie, damit ich, sollte mich die Lust für dieses eine Thema packen, damit arbeiten kann. Ich muss dazu aber auch sagen, dass, je umfangreicher diese Projekte sind, desto größer ist meine Hemmschwelle, mich darauf einzulassen. Bevor ich etwas ganz Neues beginne, möchte ich lieber bereits laufende Projekte weiterentwickeln. Das oben beschriebene ist, ist so umfangreich, dass für jede Tagesverfassung eigentlich eine Szene darauf wartet, geschrieben zu werden.
Einen Moment, es kommt noch mehr!
Wenn gar nichts geht, schreibe ich Kurzgeschichten, bei denen ich mich auf fremdes Terrain begebe, indem ich neue Genres, Schauplätze, Figuren etc. ausprobiere. Ich muss sagen, dass der Unterschied zwischen einem Roman und einer Kurzgeschichte sehr spürbar ist, aber es hilft mir ungemein, Szenen, die ich vor Jahren geschrieben habe, neu zu bewerten und zu verbessern.
Es gibt nichts Schlimmeres, um dich vom Schreiben abzuhalten, wenn du schreiben willst, als dieses "eigentlich solltest du ja ..." Wenn dir danach ist, das eine Projekt heute anzufangen, aber du morgen mit deinen Gedanken bei einem anderen bist, dann ist das okay. Hauptsache, du schreibst, egal wie und was. Solange du keinen Abgabetermin bei einem Verlag hast, bist du ungebunden und kannst schreiben, wie es in deinen Fingern juckt. Oft hilft es sogar, sich kurzzeitig aus einem Projekt auszuklinken und in ein anderes hineinzuschnuppern, weil es dir eine neue Perspektive verschafft und du auf neue Ansätze stößt, wie du dieses oder jenes Problem lösen kannst, vor dem du zuvor ratlos gestanden bist.
Wenn man durchgehend an einem Projekt durchschreibst, ist mMn die Gefahr größer, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen und im eigenen Kopf zu versinken, will heißen, du schaffst es nie, die nötige Distanz aufzubauen, um auch nur im Ansatz nachempfinden zu können, wie dein Text auf andere wirkt, die nicht über dein Hintergrundwissen verfügen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn es sich richtig anfühlt, dann ist es das höchstwahrscheinlich auch. Egal, welche Methode du wählst, die die dich am Ball bleiben lässt, ist die, die zu dir passt.