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Etwas Gutes haben ausgesprochen mittelmäßige Hollywoodverfilmungen herausragender Romane dann doch: Sie sorgen zuweilen dafür, dass lange Vergriffenes endlich wieder erhältlich wird. So im Fall von Richard Mathesons Roman Ich bin Legende von 1954, bei dem es sich - punktum - um einen der wichtigsten SF-Romane überhaupt handelt. Die Geschichte ist schnell zusammengefasst: Robert Neville wird in seinem Haus von den degenerierten Vampirwesen belagert, in die sich der Rest der Menschheit offenbar verwandelt hat. Nur Neville scheint immun gegen die bizarre Seuche. Bald wird die tödliche Bedrohung zum lähmenden Alltag, und als endlich ein anderes lebendes Wesen bei Neville auftaucht, ist er bereits kaum noch in der Lage, die Bedeutung dieser Begegnung zu erfassen ...
Man muss zuerst einmal Mathesons klaren, eindrücklichen Stil loben, sein gelassenes, aber perfektes Erzähltempo und die verstörenden Vignetten, die er in seine Geschichte einflechtet. All das zeigt, dass der Autor sein Handwerk versteht und mit einem Gespür fürs Abseitige und für überraschende Wendungen aufwarten kann. Doch diese Feststellung kratzt nur an der Oberfläche von Ich bin Legende. Es handelt sich um einen Konzeptroman, der mit seltener Scharfsichtigkeit die Grenzen zwischen Rationalität und Glauben, SF und Horror, Menschlichkeit und Monstrosität ausforscht; um ein zutiefst ethisches Buch, einen beunruhigenden, aber auch leise hoffnungsvollen Versuch über das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft; und nicht zuletzt um die dringend nötige und bis heute einflussreiche Generalüberholung des Vampirmotivs, das bereits vollkommen im Dracula-Romantizismus zu versacken drohte. Mathesons Roman respektiert keinerlei Genregrenzen und bewegt sich so unbefangen zwischen Literatur, SF und Horror wie nur wenige andere Werke - insofern muss man Ich bin Legende durchaus auch als Vorläufer neuerer ungewöhnlicher Phantastikwerke wie Neil Gaimans American Gods oder Hal Duncans Vellum sehen.
Robert Neville ist ein Rationalist, der keine übernatürliche Erklärung für die Existenz der zerlumpten Vampire, die ihn jede Nacht plagen, zulassen will. Mit seiner wissenschaftlichen Herangehensweise verbucht er durchaus Erfolge und kann auch die Sympathien der Leser gewinnen. Umso ernüchternder ist die Art, wie der Rationalismus in Mathesons Roman an seine Grenzen stößt - nicht an den äußeren Rändern des unerklärlichen, sondern im menschlichen Innern. Nevilles Vernunft wird zum rationalisierten Mordwerk. Wenn ihm am Ende dieses Romans der Spiegel vorgehalten wird, handelt es sich um eine der kraftvollsten, erhellendsten und herzzerreißendsten Szenen der Literatur des 20. Jahrhunderts. Ich bin Legende ist die Art von Roman, die auf knapp zweihundert Seiten mehr vermittelt als so manche philosophische Abhandlung des doppelten Umfangs. Und - worin das eigentliche Kunststück besteht - ohne jegliche Anstrengung. Das schwerste an diesem Buch ist der tiefe, lange Atemzug, mit dem man es am Ende zuschlägt und seiner Berührung nachspürt. --Jakob Schmidt
Kurzbeschreibung
Der Roman zur lang erwarteten Blockbuster-Verfilmung mit Will Smith in der Hauptrolle
Robert Neville lebt als letzter Mensch auf Erden in einer Welt von Vampiren. Nachts verbarrikadiert er sich in seinem zu einer Festung ausgebauten Haus, tagsüber durchstreift er das Land der Toten auf der Suche nach Nahrung und Waffen. Doch die Vampire können warten ... Die Neuausgabe des legendären Vampirklassikers jetzt mit zehn zusätzlichen Geschichten.
Meine Meinung:
Nur zwei Wörter: unbedingt lesen
Das ist die Geschichte, die mich bei meinem kleinen Streifzug durch das Horrorgenre dieses Frühjahr am meisten beeindruckt hat. Von Matheson könnten sich alle anderen mal ein paar Scheiben abschneiden.
"Ich bin Legende" ist eine wahnsinnig gut geschriebene Novelle und die Auflösung, hm, hab schon gehört, dass sie mies wäre, ich finde sie nur klasse. Es ist die Antwort auf die Frage, die ich mir über die ganzen drei Stunden des Lesens gestellt habe: Wie schafft man es, zur Legende zu werden, wenn man der letzte Mensch auf Erden ist?
Aber Achtung: Ich bin Legende geht nur über die Hälfte des Buchs, der Rest sind Kurzgeschichten von unterschiedlichster Qualität.
Aber die erste Hälfte lohnt die Investition.
Verlag: (Heyne) 2008
Seitenzahl: 398
Preis: 8,95 €