logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

FÖRDERGEBER

   Bundeskanzleramt

   Wien Kultur

PARTNER/INNEN

   Netzwerk Literaturhaeuser

   arte Kulturpartner
   Incentives

   Bindewerk

kopfgrafik mitte

Adelheid Dahimène: Buttermesser durch Herz.

Fügungen.
Klagenfurt, Wien: Ritter, 2005.
126 S.; brosch.; Eur 13,90.
ISBN 3-85415-375-9.

Link zur Leseprobe

Langsam entwickelt sich Bild um Bild, die Konturen schärfen sich wie Fotopapier im Säurebad. Da sind eine Frau und ein Mann, eine Begegnung findet statt. Geschichten fangen oft so an. Auch bei Adelheid Dahimènes neuem Buch "Buttermesser durch Herz" ist es nicht anders. Wir folgen dem Blick einer namenlosen, sitzenden Frau von Foto zu Foto, bis ihr darin ein Mann gegenübersteht. Sie scheint den Augenblick des Aufeinandertreffens hinauszögern zu wollen, quälend ist die Langsamkeit ihres Blicks. Man hält den Atem an. Dahimène lässt offen, ob der Mann zurückkommt, alte Wunden aufreißend, oder ob er geht, neue zufügend. Wir erfahren nichts über die Frau und noch weniger über den Mann. Der Autorin geht es nicht um epische Breite sondern vielmehr um in Worte destillierte Stimmungen, um eingefangene Augenblicke, Gefühl in Sprache gebannt.

Mit "Buttermesser durch Herz" legt Adelheid Dahimène, die sich auch als Kinder- und Jugendbuchautorin einen guten Namen gemacht hat, nach "Meine Seele ist eine schneeweiße Windbäckerei" und "Gar schöne Spiele" ihr drittes Buch für Erwachsene vor.
"Fügungen" heißt es stimmig im Untertitel, denn das Wechselspiel von Begegnungen, das eine schier unendliche Zahl von Aufeinandertreffen ermöglicht, interessiert die Autorin brennend. Die Themen sind nicht neu: Liebe, Hass, Nähe, Distanz, Sehnsucht, Einsamkeit. Doch Adelheid Dahimène beherrscht die Kunst, sie in ein neues Sprachkleid zu hüllen. Der Stil ist eigenwillig, spröde und ganz und gar individuell. Ihre Variationen allein von "Ich schaue" lassen den Leser sprachlos werden. Einmal heißt es: "Schon konnte sie die kleinen Blicke zu sich nehmen löffelweise", an anderer Stelle: "In den Augen ist ihr drei Lidschlägelang rot zumute", oder: "Die Facetten der Augen trugen mehrfach gebrochen die Sonne zur Schau, was sie blendete da keine Erinnerung mehr Schatten spendete um die erweiterte Nacktheit ihrer Pupillen zu verhüllen."

Vieles bleibt bewusst im Rätselhaften, Vagen. Antworten interessieren Dahimène nicht, Variationen dagegen sehr. Es ist eben alles eine Frage des Blickwinkels. "Sichtweise I" und "Sichtweise II" heißen zwei der in Skizzenpaaren angeordneten Texte, ein anderes Paar: "Im Bilde I" und "Im Bilde II".

"Buttermesser duch Herz" besticht durch die Kraft der heraufbeschworenen Bilder. Sie strömen im Überfluss aus den Seiten. Aber das Buch ist alles andere als leichte Lektüre und gestattet dem Leser nicht, über sie hinwegzufliegen. Es braucht Geduld und Zeit, wie sie auch die Autorin selbst aufbringen musste. "Ich sitze da, brüte halt so herum und habe irgendwann eine Idee", hat sie in einem Interview gesagt und dass sie das Experiment als Herausforderung liebe - es dürfe dann auch ein wenig verrückt sein. Mit "Buttermesser durch Herz" stellt sie sich dieser Herausforderung und geht an die Grenzen ihres sprachlichen Könnens. Sie wagt sich weit hinaus, umschifft geschickt Unwegsamkeiten und zieht eine poetische Spur aus bruchstückhaften Eindrücken. Mit eigenen Worten gesprochen: "Und zwischen den tausend auseinanderstiebenden Teilen des Meermannes taumeln Worte in Scherben auf den Bodensatz des Wassers."

Anne Zauner
22. Dezember 2005

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

 

 

 

 

 

Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt

Mo, 05.02. bis Mi, 07.02.2018, 15.00–19.00 Uhr Dreitägiger Schreibworkshop für...

Verleihung der Übersetzerpreise der Stadt Wien 2016 & 2017

Do, 08.02.2018, 19.00 Uhr Preisverleihung & Lesung Der mit € 3.700 dotierte Übersetzerpreis...

Ausstellung

Tipp
flugschrift Nr. 22 – Paul Divjak

Mit Rebranding flugschrift greift der Autor und Künstler Paul Divjak das Thema von...

Incentives – Austrian Literature in Translation

Neue Beiträge zu Clemens Berger, Sabine Gruber, Peter Henisch, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Barbi...