(S. 210 f)
Lächelnd lehnte er sich zurück, die Grenze aus Licht schnitt seine Schultern entzwei. Die Zigarette der Kosigk lag auf dem Tischrand, Gabor genehmigte sich eine Henry Clay, gelblich quoll es unter dem Lampenschirm hervor, die Generalin trank Wein.
Der Leutnant gewann, verlor und gewann, die Richtung war noch nicht abzusehen; die Jetons auf seiner Seite nahmen zu, er macht sich nicht die Mühe zu zählen. Der Major pointierte hoch, zwei Bluffs mißlangen, nach einem Dutzend Spielen war er gezwungen, Papiergeld in die Mitte zu werfen. Seine Pechsträhne hielt an, die Scheine wechselten den Besitzer, glasig schaute er in die Runde, hasardierte und verlor. Hatte er zu Beginn mit beiden Währungen gespielt, waren es mittlerweile nur noch braune Scheine, lappig, mit verblichener Schrift.
In diesen Minuten, eingesponnen in die wechselnde Ordnung der Karten, ihren Einsatz und Tausch, dem Locken und Täuschen, begriff Alec, daß sein Vorgesetzter, der gierige Major aus Sheffield, nicht nur die Armee hinterging, sonder auch seine Spießgesellen. Mit ihnen hatte er den Krieg in ein Geschäft, das besetzte Deutschland in ein Absatzgebiet verwandelt. Nun betrog er die Witwe des Generals und den Schieber, der ihm alles beigebracht hatte, indem er beiden den "Zeitpunkt" verschwieg. Jeder hatte etwas gehört, wußte, daß die Veränderung kam, doch der Tag blieb geheim. Alec beobachtete den Dicken – auch wenn er Türme aus Papier verlor, würde er es kaum spüren. Daneben Marions unecht leuchtendes Haar, ihr Gesicht schimmerte weich, selbstvergessen manövrierte sie zwischen schwarzen und roten Kombinationen, Chips und Scheine wanderten ungeprüft auf ihren Haufen. Gabor legte rauchend den Kopf zurück, das glimmende Zigarrenende stand wie eine Fackel empor.
© 2007 Luchterhand, München.