Die Hocke, in der sie verharrte, klemmte ihr das Blut in den Kniekehlen ab und machte die Beine taub. Jetzt einen kurzen Augenblick aufstehen, dachte sie.
Sie lauschte angestrengt auf jeden Laut, denn das Pochen des Blutes im Ohr machte ihr zu schaffen.
Das oberste Gebot der Heckenschützen, sagte die Mitarbeiterin des Waffenhändlers, die ihr das Gewehr aushändigte, ist die Geduld. Stundenlang in einer Position zu verharren. Auf den Moment des Schusses hinwartend. Darin sich die Geduld in Genugtuung entspannen würde.
Irgendwann tritt Langeweile auf, und Langeweile mache unvorsichtig. Ein Auftrag ist ein Befehl, den es aufzuführen gilt. Gleichgültig wie lange man dazu braucht. Egal ob einem der Druck in der Blase den Schweiß auf die Stirn treibt, oder ob einen der Hustenreiz quält oder der Durst.
Es geht um Präzision. Um die perfekte Beherrschung der Technik von Zieloptik und Schießvorrichtung. (S. 6)
Sozusagen zwischen Tür und Angel übergab ein Sekretär des Landesgerichtes in La Paz dem Untersuchungsrichter Jesus MarÃa Quiche ein Telefax, aus dem hervorging, daß in den Abendstunden des gestrigen Tages ein Linienflugzeug der Aztek-Airlines in der Nähe der Hauptstadt abgestürzt sei. Eine Nachforschung über den Verbleib wäre einzuleiten, eine Suchmannschaft sofort in das Unfallgebiet zu entsenden. Das Innenministerium.
Quiche warf seine Tasche auf den Schreibtisch, nahm das Kännchen mit dem Wasser und goß seine Zimmerpflanzen auf dem Fensterbrett; er würde in jedem Fall zuerst seinen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und darüber nachdenken. (S. 49)
(c) 1998, Edition Löwenzahn, Innsbruck.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.