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Leseprobe: Claudia Erdheim - Zwölf Frauen und ein Mann

Welche stat haben die jiden gebaut in zeit wen sei gewen knecht in mizraim? Wos is di namen fun di frau von josef? Wos is di namen fun der zweite son fun jehuda ben jakob? Oif wem hat jakob aroif gelegt sein linke hant wen er hat gebentscht di kinder fun josef?

Ein Kinderspiel in Jiddisch. Mentschen un plezer in tora. 288 Fragen. Für Kinder ab 9 Jahre. Für die Kinder in Mea Shearim. Für die Kinder, die den ganzen Tag nichts anderes tun als chumesch studieren. Die Kinder, die im Sommer bei 33 Grad dicke Wollstrümpfe tragen und langärmlige Leiberln und Jäckchen darüber. Die größeren Mädchen in dunkelblauen Faltenröcken, hellblauen Blusen und dunkelblauen Wolljackerln. Wie Klosterschülerinnen in den 50er Jahren. Die Buben in dunkelgrauen langen Hosen, manchmal dreiviertellang, aber mit Kniestrümpfen und in dunkel karierten Hemden. Die kleineren Buben haben ein Kindergartentäschchen umgehängt, nur die Buben. Wenn sie in die Talmud-Thora-Schule gehen. Die kleinen Mädchen dürfen nicht lernen. Mea Shearim, hundert Tore. Und Isaak säte in seinem Lande und erntete in jenem Jahre hundertfach, denn der Herr segnete ihn. Mea Shearim, wo man lebt wie im Stettl, wo die Zeit 200 Jahre stehen geblieben ist.
(Seite 67)

 

Warum sind wir hierher gefahren? Wir sind ja in Russland. Alles auf Russisch. Moroschenoje Eis, knigi Bücher, rasprodascha Ausverkauf, schuby Wintermäntel – und das bei der Hitze, Café Arbat, Restaurant Odessa. Russische Tücher, Frauen, die auf der Straße Pirogen verkaufen. Man hört nur Russisch. Nur dass wir in Brighton Beach sind, am untersten Ende von Brooklyn, nicht weit von Coney Island. (…) Und die Exkursionen werden natürlich auf Russisch sein. Hätte ich gar nicht so viel Englisch lernen müssen. Der Taxifahrer ist gar kein richtiger Taxifahrer, er ist ein Bekannter von Ira und war in Lemberg Zahnarzt. (…) Er hat auch so einen großen Bauch, eine Glatze geschnitten und vorne ganz kaputte Zähne. Nur mehr einen Schneidezahn und der ist ein schwarzer Stummel. Er lädt uns noch auf einen Tee zu sich nach Hause ein. Er wohnt ganz in der Nähe vom Hotel. Eine kleine Zweizimmerwohnung. Schaut auch irgendwie sowjetisch aus, sogar das Haus erinnert mich ein bisserl an Russland. Es wohnen auch nur Russen in dem Haus. (…) Wir gehen ins Restaurant. Die Speisekarte ist auf Russisch und die Speisen auch. Also gibt es am ersten Abend in Amerika Borschtsch und Seljedki. Bin gespannt wie das weiter geht. Der Borschtsch und die Seljedki sind aber tatsächlich ausgezeichnet.
(Seite 91-93)

© 2010 Löcker Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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