Leseprobe (S. 47)
Manchmal war das Leben schmerzhaft wie eine Intimrasur mit stumpfer Klinge. Zum Beispiel dieser Freitag. Natascha war kurz nach halb sieben aufgestanden, hatte geduscht, eine Tasse lauwarmen Rührkaffee getrunken und eine halbe Tafel Schokolade gegessen, sich angezogen und den Inhalt ihres Rucksacks geprüft. Taschenlampe, Messer, Drogentests, Handschellen, eine Packung Tampons, eine Fünfzigerpackung Neunmillimeter Hirtenberger Para, der Spiderman-Notizblock von ihrem Bruder samt Kuli, alles drin. Dann war sie in ihre Klamotten geschlüpft, hatte ihre Glock 19 eingesteckt und war zum Flughafen hinausgefahren. Der Verkehr war erträglich gewesen und sie hatte die halbe Stunde dazu benutzt, mit Hilfe einer CD ihr Spanisch aufzupolieren. Schließlich hatte sie ihren weinroten BMW ins Parkhaus, das sie hunderfünfzig Euro im Jahr kostete, gestellt und war kurz vor acht im Büro erschienen. Und da war es dann gleich losgegangen.
© 2007 Haymon Verlag, Innsbruck-Wien.
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