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Im Herbst schwillt die Stadt kurz an vor Intelligenz und kommt in den roten Bereich des Denkens, aber kurz nach Allerheiligen ist das unsterblich ausdauernde Niveau der Marke Medium wieder erreicht. Nicht etwa, daß die Stadtregierung eine Extraportion Hirn ausfassen würde, die zäh versucht, mit der Hundertgrammportion an Fleischkäs über den Winter zu kommen, aber im Herbst tauchen aus den entlegensten Gebieten des Gebirges sogenannte Studenten auf und wollen etwas studieren. - In Innsbruck kannst du nur Theologie studieren oder Provinz! - Dann nehme ich die Provinz, denn damit kann ich überall auf der Welt etwas anfangen. Absolventen des Innsbrucker Provinzstudiums stecken oft ein Leben lang im eigenen Karrierestau, es beginnt schon damit, daß die klassischen Berufsfelder alle verstopft sind. Die jüngsten Lehrer sind fünfundvierzig und unterrichten dann mit Vorliebe Taxikonversation und Allradgetriebe im Nachttaxi. So ein Lehrer hat vor allem eines, Erfahrung als Taxifahrer. Viele wissen daher nicht, was sie studiert haben, wenn sie sich wieder einmal an einer Schule vorstellen sollen. - Praxis in der Provinz! Darunter lässt sich genau das zusammenfassen, was niemanden interessiert, aber jeder irgendwie kann.
(S. 104)
© 2004, Kyrene, Innsbruck. Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
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