In Entebbe angekommen, hieß Krumpke acht Boys sich der Reihe nach aufstellen. Vier von ihnen in einer Linie, den anderen vieren wurde gesagt, sie sollen sich neben sie stellen. "Und jetzt hält jeder von euch vier eine Kokusnuß [sic] auf dem Kopf der anderen vier fest, und wehe, einer läßt eine Nuß herunterkullern", sagte Krumpke in leidlichem Suaheli. Sie verstanden, was er meinte. "Dreht euch von mir weg, schaut von mir aus, wenn ich anlege, in Richtung Zaun oder Himmel, damit ihr euch nicht in die Hosen scheißt. Und stellt euch so weit wie möglich weg."
Krumpke brachte sein Gewehr in Anschlag. Weiss damals zynisch: "Eine Probeexekution. Soll ich sie filmen?"
Krumpke winkte ab, lachte maliziös: "Eine Kokosnuß kann man verfehlen, einen Neger nie." Aus purer Angst hielten die Buben so still, als seien sie Altarkerzen, auf eiserne Dornen gesteckt, starr, deren Lebensflämmchen von jedem Luftzug hin und her geweht wird. Die Angst ließ sie halb sterben, als der erste Schuß knallte. Krumpke zerschoß alle Kokosnüsse mit einer Lässigkeit, als ging's um nichts. Gesichter und Oberkörper der Boys waren über und über mit Milch bespritzt. Zu ihnen gewendet, sagte der Meisterschütze: "So knackt der Kaiser von Österreich eure Kokosnüsse"; und zu Stackler: "Die brauchen ein bißchen Angst, dann laufen sie nicht nach jeder Strapaze gleich davon und scheißen sich in die Hose, wenn ein paar Nashörner zu rennen anfangen."
Stackler lachte, zugleich betrachtete er zwei, die fünfzehn oder sechzehn sein mochten. Sie hatten sich angebrunzt. Er deutete mit dem Kopf auf sie, und Krumpke, in dem er mit dem Handrücken mehrmals ein "Gemma! Gemma!" fuchtelte, verscheuchte sie mit den Worten "Hosenscheißer brauchen wir nicht, sie sollen sich schleichen." Stackler beobachtete vergnügt die Reaktion der Boys vor und nach den Schüssen.
(S. 39f)
© 2005, Residenz Verlag, Salzburg, St. Pölten.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
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