Der Buckel drehte meinen rechten Arm hinter meinen Rücken, dass es schmerzte, wirklich schmerzte. Ich ließ es mir nolens volens gefallen, weil ich mit Pfeifenberger ins Gespräch kommen wollte. Der ehemalige Zeitsoldat des österreichischen Bundesheeres war in Harland seit einigen Jahren der unbestrittene Marktführer für alles, was Gott einst verboten hatte, vor allem für Prostitution, Menschenhandel und jene Drogen, welche die Prostituierten einnahmen, um ihren ekelhaften Job länger als ein paar Wochen durchzuhalten. Fast jeder Hiesige wusste, dass er einen gelben Ferrari fuhr und dass er praktisch jeden Tag im "Feinkost Feininger" in der Kremser Straße zu finden war, wo er unter anderem das echte englische Roastbeef und die Lachssteaks für seine Schäferhunde kaufte. Außerdem war er für seine Eleganz in Sachen Style bekannt, für sein Feinschmecker- und Weinkennertum, und er betätigte sich regelmäßig als Sponsor für diverse lokale Kunstausstellungen. Der Mann, dachte ich, war mit knapp vierzig am Höhepunkt seines Lebens, ein anerkannter, erfolgreicher, fast schon bürgerlicher Krimineller, der hier in Harland wenn nicht schon zur Gesellschaft, so doch sicherlich zur lokalen Folklore gehörte. Sein Buckel dagegen war einfach ein riesiger Brocken Fleisch mit Drachen- und Teufelstätowierungen auf den Händen und am Hals. Den Rest der Haut des Monstrums verdeckte ein mittelmäßiger, beiger Anzug, den ihm sein Chef wohl als Dienstkleidung zur Verfügung gestellt hatte.
"Kaufen Sie Ihre Avocados eigentlich immer unter Bedeckung?", keuchte ich.
Pfeifenberger, eine mittelgroße, geschleckte Erscheinung im feinen, dunkelblauen Maßanzug, kam lächelnd näher. Als er ganz nahe war, griff er unter mein ausgewerngeltes Sakko und angelte sich geschickt die Brieftasche aus der Innentasche.
"Die Welt ist schlecht, mein Lieber. Und in meiner Position ist es immer besser, ein bisschen Rückendeckung zu haben", bemerkte er, während er mein Portemonnaie durchsuchte.
(S. 176 f.)
© 2010 Haymon Verlag, Innsbruck-Wien.