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Leseprobe: Armin Baumgartner - Die Wucht des Banalen.

Ich bleibe stehen, greife in meine Tasche nach meinem Tabak, rolle mir mit klammen Fingern eine Zigarette und stecke sie an. Die Glut knistert mir leise entgegen. Ich nehme einen tiefen Zug, und die kalte Luft schneidet sich gemeinsam mit dem noch warmen Rauch in meine Lunge. Die Bänke entlang des Weges sind alle leer, zu unwirtlich ist das Wetter zum Verweilen. Vor mir erstreckt sich ein Panorama von Inzersdorf über Mödling und den Anninger hinüber nach Alt-Erlaa in der Dämmerung. Die Ebene ist durchwachsen von den Schneisen der Südautobahn und ihren weitläufigen Abzweigungen, Verästelungen. Die Autos fahren bereits mit Licht, ziehen mit ihren Scheinwerfern leuchtende Fäden in grellem Rot in der einen und in ebenso grellem Weiß in der anderen Richtung. Ich setze mich auf eine der Bänke. Die Bank ist nun der Spielplatz meines Blickes. Hier lasse ich ihm den Auslauf, den er so nötig hat. Das Schauen in eine Ferne hat etwas Beruhigendes, bremst den Hochgeschwindigkeitsdatenfluss im Kopf. Ich schaue den Wienerberg hinunter, streife mit dem Blick die Baumkronen, krieche über den eingezäunten Hundespielplatz, streichle die dunklen Wellen im Teich. Die Zigarette ist ausgegangen. Ich entzünde sie abermals. Bald wird es ganz dunkel sein.
Jetzt vernehme ich wieder ein Knirschen im Kiesel. Bedächtige, ein wenig unregelmäßige Schritte werden immer lauter, kommen näher. Es sind die Schritte eines Mannes, dessen Konturen sich nun aus dem Dunkel lösen. Er scheint Mitte fünfzig, hat schon ein wenig graues Haar, Halbglatze, trägt eine weiße Flanelljacke mit blauen Streifen an den Ärmeln, eine graue Anzughose, braune Schlüpfer, in jeder Hand einen Plastiksack, in dem leere Glasflaschen klimpern. Nur er und ich, denke ich, wir sind jetzt hier allein auf der Anhöhe des Wienerbergs. Kein Mensch weit und breit ist zu sehen.

(S. 34 f.)

© 2012 Kitab Verlag, Klagenfurt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




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