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Leseprobe: Dietlind Antretter - "Immer wie immer."

Was ist das für eine Liebe

Jeffreys Stimme, inzwischen aus der anderen Ecke des Zimmers, klang noch immer ruhig, aber um eine Nuance schärfer, als er wiederholte: "Sie ist jung. Meistens sind sie jung. Was macht das schon für einen Unterschied!" [...] "Lass uns nachher darüber reden", bat er, "es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt", obwohl er doch wissen musste, dass es den nie gab, schon gar nicht für diese Frau, die so beharrlich nach ihm rief.

"Vielleicht sollten wir alle auf die Terrasse gehen", schlug Rena vor, aber niemand rührte sich. "Ich wollte dir ersparen, dass du es durchs Telefon erfährst", stieß Jeffrey plötzlich erregt hervor. Dann schwieg er eine Weile und lauschte. "Leg auf, ich bitte dich, leg jetzt auf oder sag mir, ich soll es als Erster tun, mein Gott, worauf wartest du?" "Schaut doch in die Sterne", sagte Rena. "Sie lachen."
"Sie lachen uns aus", erwiderte Saras Mutter bitter.
"Dawn", sagte der Dichter zu ihr gewandt, und noch einmal: "Dawn. Mein Morgenlicht."
Hör doch endlich einmal auf mit deiner Dichtung", fuhr diese ihn an. "Kommt dir das nicht irgendwie bekannt vor: 'Sie ist jung. Sie sind immer jung.' Auch in bin jung, falls du es nicht mehr weißt." Sie hielt Sara, die eingeschlafen war, in ihrem Schoß, und plötzlich, als würde sie sich besinnen, senkte sie den Kopf und klammerte sich an ihr Kind. Vor ein paar Stunden hatte sie eine Sonne unter ihrer Haut, dachte Jan.
"Probleme, wohin man schaut", erklärte Jürgen mit seinem deutschen Akzent, "aber es war ein netter Abend."
"Solange man über Hunde sprach", murmelte Jan.
"Ich liebe dich nicht mehr", sagte Jeffrey im selben Augenblick in sein Telefon. "Ja, so ist es wohl. Ich wollte es dir ersparen, ich meine, das so zu hören, aber ..."
Ich liebe dich nicht mehr.
Wie ein Echo schienen Jan die Worte widerzuhallen und sich in seinem Kopf zu vermengen mit anderen Sätzen und Stimmen, aber weil ich mir einredete, hörte er sich selbst aus alledem heraus, dass Liebe meistens nichts weiter ist als ein Irrtum, eine Ausflucht, Illusion, habe ich versucht zu vergessen, ich habe mich abgelenkt und mir aufs Neue etwas vorgemacht, da es doch nicht sein kann, dass sich letztlich alles darum dreht, habe mich belogen und betrogen, mehr noch als die anderen, und dennoch: zu sterben, sagte plötzlich etwas in ihm, mit dieser Leere in deinem Herzen, wo du sie endlich gesehen hast ..., ohne zu wissen ..., es ist mir unerträglich, in deinen Augen ..., Rena, diese Liebe, die ich nie fühlte und die mir nie galt ...

Jeffrey stand schweigend im Raum und starrte auf sein Telefon. Schließlich ging er aus dem Zimmer. Die Haustür fiel ins Schloss, und ein paar Sekunden später heulte ein Motor auf, knirschte der Kies, und sogleich, als wären alle diese Geräusche nur Einbildung gewesen, herrschte wieder Stille.
(S. 72, 74ff.)

©2005, Haymon Verlag Innsbruck-Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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