"Guten Morgen!, sagt die Mutter.
"Wie spät ist es denn?", fragt Herbert.
"Zwei Uhr nachmittags", sagt die Mutter.
"Aha", sagt Herbert.
"Ja", sagt die Mutter.
"So was", sagt Herbert.
"Na ja", sagt die Mutter.
Und so ist Herbert aus seiner zweitägigen Erholungwärme wieder zurück ins Leben gefallen. Die Mutter hat ihm das Tablett neben das Bett auf das Nachtkästchen gestellt, hat sich über ihn gebeugt und ihm mit zwei Fingern langsam ein paar Haarsträhnen aus der Stirn gewischt. Herbert hat ihr in die Augen geschaut. Und in dem ganzen Hellblau hat er sich kurz selbst erkannt. Wo er herkommt. Wo er ist. Und wo alles hingehen wird. Nirgendwohin nämlich. Und da hat er wieder weggeschaut, zur Tapete hin. Die Mutter hat sich die Schürze glatt gestrichen und ist gegangen. Herbert ist eine Weile einfach so liegen geblieben. Die Festigkeit zwischen den Beinen war nur mehr eine Erinnerung. Und dann war auch die weg. Alles im Herbert war weg. Da war nichts mehr. Ruhig war es jetzt wieder im Zimmer. Nur im Aquarium hat es leise geplätschert. Georg hat sich auf den Grund trudeln lassen. Und ist wieder hochgestiegen. Einmal ist er hin und einmal ist er her geschwommen, dann hat er sich mit der Schnauze an die Scheibe gehängt und hat gar nichts mehr gemacht. Ja, hat sich Herbert gedacht, so ist das Leben. Genau so.
© 2008 Kein und Aber, Zürich
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