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Wolf Haas: Das ewige Leben.

Live-Mitschnitt einer Lesung in der Buchhandlung Leporello, Wien
3 CDs
210 Min.
ISBN 3 455-30321-8
Hamburg: Hoffmann und Campe, 2003

Hoffmann und Campe bietet seit neuestem das ewige Leben an. Man kann es sich wenigstens 35.000 Mal erkaufen, so die Pressestelle marktschreierisch. Nein, der Verlag ist nicht über Nacht von esoterischen Heilsbringern heimgesucht worden. Es ist Wolf Haas, der über ihn gekommen ist, denn der erfolgreichste Krimiautor Österreichs hat gemeinsam mit seinem Lektor Rowohlt verlassen und seinen sechsten und letzten Simon-Brenner-Streich im neuen Verlag veröffentlicht.
"Das ewige Leben", so der Titel des Buchs, bezeichnet paradoxerweise das Aus für den grüblerischen Expolizisten, dessen merkwürdigstes Charakteristikum ein ständig plappernder körperloser Schatten ist, der wie ein nervtötendes Damoklesschwert über ihm zu hängen scheint und den Leser mit neunmalklugen Lebensphilosophien zielsicher an den Rand der Verzweiflung führt.
Fünf zum Teil äußerst bizarre Kriminalfälle hat Simon Brenner bislang mit knapper Not überstanden - man denke an ein unter abgenagten Hühnerknochenbergen verstreutes Menschenskelett in "Der Knochenmann" oder an die leichenfleddernde Sanitätermafia in "Komm, süßer Tod". Zum würdigen Abschluss und Höhepunkt richtet Wolf Haas jetzt seinen mörderischen Blick auf Simon Brenner. Der Detektiv selbst wird zum "Fall", denn der Autor fantasiert da eine Leiche in seinen Keller.

"Das ewige Leben" ist ein Produkt, wie es sich ein Verlag nur wünschen kann, als Apotheose einer Erfolgsserie ein garantierter Bestseller.
Und perfekt inszeniert.
Man stelle sich das Arnold-Schwarzenegger-Stadion in Graz vor, es ist Kulturhauptstadtzeit. Auf dem riesigen Spielfeld nichts als ein Tisch, ein Sessel und ein Autor. Auf der Stadionanzeige blinken sein Name und der Buchtitel in riesigen Lettern. Die Lautsprecher knacken. Der Autor beginnt zu lesen. Das ist unübertrefflich, beinah kultig.

Die Hörbuchausgabe, die Hoffmann und Campe überraschend schnell dem Buch hinterher geschickt hat, greift nicht auf das Stadionevent zurück sondern auf eine knapp vierstündige Lesung des Autors in der Wiener Buchhandlung Leporello. Der erste Eindruck? Enttäuschend eigentlich ...
Ist's möglich?
Doch, es ist wahr, Wolf Haas ist kein besonders guter Interpret seiner eigenen Texte. Zum einen liest er wie die meisten Autoren zu schnell, zum anderen ist seine Stimme überraschend kraftlos, mit schleifender Artikulation und allzu eintöniger Modulation. Der Autor versucht dann gar nicht erst, seinen Salzburger Dialekt, aufgeraut und abgeschmirgelt von seinen Jahren in Wien, zu verbergen, da mag Simon Brenner tausendmal ein Steirer sein.

Irgendwann übernimmt jedoch der Text die Regie. Wolf Haas' idiosynkratische, augenzwinkernd kauderwelsche Satzkonstruktionen, seine verqueren, mal naiven mal klugen Einfälle entfalten ihr unverwechselbares Eigenleben, die für Fans zur Droge geworden sind. Die Geschichte selbst ist wie immer haarsträubend - Brenner und Co. haben als junge Polizeischüler einen Banküberfall mit tödlichem Ausgang begangen, ein ungesühntes Verbrechen, das jetzt, da der alternde Privatdetektiv in seine Heimatstadt Graz zurückkehrt, lange Schatten wirft. So steckt dann schnell eine Kugel in seinem Schädel und der an akuter Logorrhöe leidende Ich-Erzähler, Brenners Schatten, kann, mangelndes Lesetalent des Autors hin oder her, wieder einmal alle Register ziehen. Ob der Detektiv das alles überlebt oder überleben will, um sich doch noch eine Option auf ein siebtes Leben offen zu halten ... wer weiß.

Originalbeitrag

Anne Zauner
16. April 2003

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