Irgendwann habe ich versucht, etwas von ihm zu lesen. Aber das ging nicht. Mir war das zu langweilig. Dieser Wälzer über irgendwelche mittelalterlichen Helden und Burgen und Fehden. Oder diese unsägliche Geschichte über irgendeinen Heinrich, der eine Natalie nicht kriegt, weshalb seitenlang über das Wesen der Wissenschaften, Vögel, Wiesen und Felder und das Unterrichten und Ähnliches geredet wird. Und ein Gustav kommt auch noch vor. Das Spannendste in dieser Geschichte sind die Beschreibungen eines Altars und einer Rosenhecke. Mir ist das alles zu bieder, zu beschaulich, konservativ und katholisch, auf eine seltsame Art fast Kitsch, fast reaktionär. Irgendwie klingt das alles wie Sprüche, die Großmütter auf Tücher sticken und an die Wand hängen.
Eine Freundin hat mir vor kurzem ganz begeistert vorgeschwärmt, sie hätte etwas von diesem Mann gelesen und mir gesagt: Stell dir vor, der hat das einem Gustav gewidmet, weil er mit dem durch Wälder, Wiesen und Felder gestreift ist, Steine, Blumen, alles Mögliche sammelnd. Das hat mich dann doch neugierig gemacht. Und so habe ich gelesen, dass er diesen Gustav zufällig kennen gelernt und lieb gewonnen und dieser ihm wie einem Vater vertraut hätte, und dieser Gustav hatte Freude an Spielereien, so wie er auch gleich einem Mädchen Naschwerk liebte und, wenn er bei mir zu Tische war, auch stets bekam. Als wäre der ein Hündchen, das Männchen macht, auf dass ihm das Herrchen Häppchen zuwirft.
(S. 171 f.)
© 2005, Picus Verlag, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
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