Leseprobe:
Simon schwamm brav seine Runden. Und Mike hatte währenddessen wieder ein bisschen weitergelebt. Er sortierte zum wiederholten Male seine Notizen, die er in einer Flügelmappe sammelte. Vorne auf der Mappe stand in feinsäuberlich gemalten Blockbuchstaben »Torsten«. Nachträglich hatte er auch noch ein »quasi« und ein »jedenfalls« in seiner Handschrift ergänzt, so, als wären es Vornamen. Zwanzig Minuten war Torsten jetzt schon über der vereinbarten Zeit. Er war auch nicht am Handy erreichbar. Nach weiteren zehn Minuten kam er an, etwas außer Atem: Sorry, aber ich hab noch schnell etwas besorgen müssen. Torsten stellte eine Tasche vorsichtig auf den Schreibtisch und hob mit beiden Händen ein Glas heraus. Das ist Garfunkel. Ich hab ihn gegen fünf Silberfischchen eingetauscht. Was sagst du? Ich hab nämlich gehört, Goldfische brauchen unbedingt Gesellschaft, sonst werden sie depressiv. Jetzt erst bemerkte Mike Torstens Wollkäppi, das er dann auch die ganze Zeit über aufbehalten sollte.
Wow, grandios, bedankte sich Mike, ich geb ihn gleich zum Simon rein … Schau … ich glaub, die mögen sich. Aber sag, deutete Mike auf Torstens Käppi, machst du jetzt auf DJ Ötzi? Torsten tat so, als hätte er es nicht gehört, und reckte sein Gesicht nah an das Goldfischglas. Dabei fuhr er mit dem Zeigefinger und einem neckisch geflüstereten »guckguck« über das Glas: Haben Fische eigentlich ein Gehör?
(S. 63-64)
© 2016 Verlag Wortreich, Wien.