Leseprobe: Dieter Sperl - "Absichtslos."

Für heute sei seine Tour abgeschlossen. Der letzte Spritzer getrunken. Es sei ihm egal, er koche sich morgen einfach selbst die Waldviertlerknödel und esse sie alle auf einen Sitz weg. Für jeden komme irgendwann der Augenblick der Wahrheit, nach welchem die Zeit keine Wunden mehr heile. Dies sei jetzt der Fall. Dann öffnete er die Tür und ging. (S. 17)

Bob Dylan ist trotzdem der größte, auch wenn Eminem noch so gut ist. Ein Kandidat für den Literaturnobelpreis, ein durch und durch ängstlicher und fragiler Mensch, aber wenn der einmal auf der Bühne steht, für diese zwei, drei Stunden, dann verändert sich für ihn alles, dann ist er Sonderklasse, da spielt er in einer eigenen Liga!
Dieser schreibe die stärkste, wahrscheinlich die schönste, in jedem Fall aber die verknappteste Lyrik, sagte Judith, als sie gemeinsam aus dem Taxi stiegen, und Oswald, Kopf schüttelnd, bemerkte, dass es ihm schon eher absurd vorkäme, er aber gleichzeitig sehr froh darüber wäre, dass Georg Keppling ihn extra angerufen hätte, um ihm mitzuteilen, dass er von nun an nicht mehr in der Bank anzutreffen sei." (S. 38)

In den übervölkerten Straßen verschwindet jeden Tag ein kleines Stück und schlägt sich die Zeit tot. In Zukunft wird eine sechsspurige Autobahn schon von weitem zu sehen sein, ein ganzer Wald im Rohbau. (...) Ein Kuvert liegt auf dem Tisch, in dem kein Brief steckt, keine Anweisung, keine Erinnerung. Spritzt dir Wasser ins Gesicht, um die Bilder wegzuwaschen, mit denen du voll bist. Stürme, die ihre Segel zu weit ausspannen, sagst du dann, kommen nicht mehr zurück.
Es waren viele kalte Tage damals, die Windschutzscheibe seines Wagens oftmals vereist, und sein grünes Auto, als er es kaufte, fünftausend Schilling wert. Er erinnerte sich jetzt daran (...) (S. 67)

© 2007 Ritter Verlag, Klagenfurt-Wien.