Was weiß ich also von dir? Sicher bin ich mir nur über die Art, wie du dich bewegt hast. Dein Auftreten, deine Gelassenheit, eine schwebende Balance; zugleich aber lag auch etwas Beherztes und Entschiedenes darin: das Gewicht, das du an die Knie innen und auf die Ferse legtest, während du wie auf einer Bühne standest und vortrugst. Das Lachen fiel dir nicht allzu leicht (jetzt bin ich mir dessen gar nicht mehr so sicher). Wie du von Scharlatanen sprachst - und ich, der es so verstand, als hätte ich an Boden gewonnen. Wie du den Faden vom gestrigen Tag wieder aufnahmst. Trotz allem die Natürlichkeit, die an dir war; der Tonfall, der jedes Wort traf, kein einziger Blick, der zu mir hergewandert wäre, meine große Verwund(er)ung darüber. Etwas Strenges auch: leutet die Alarmglocke, blaset ihr Winde, brandtschatzet, mindest sterben wir & haben einen Harnisch angehabet.
Ich übertreibe, ich weiß, doch nur, um die Lücken auszufüllen. Idealisierungen sind nun einmal, was sie sind: auf Ideen beruhend. Dies mitgedacht, bleibt nicht viel, um dich als Ganzes zusammenzusetzen. Trotzdem immer noch genug. Eine Ähnlichkeit. Und deshalb wünschte ich, es gäbe etwas, was ich dir schenken könnte, nichts, was mit Worten zu tun hat, etwas, das nicht offensichtlich und doch selbstverständlich wäre. Es wird mir schon noch einfallen.
© 2001, Hanser, München.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.