FEBRUAR 1526 Licht an. In der Stube drängen sich noch mehr Leute. Pfefferer, Pichler, Schnagerer und noch ein Bauer spielen am Tisch wieder Karten. Magdalena stillt ihr Kind. Gaismair schreibt an einem Stehpult an seiner Tiroler Landesordnung. SCHNAGERER: Sag amal, Michl, was schreibst denn da alleweil? PFEFFERER: A neue Landesordnung schreibt er uns. SCHNAGERER: Und die schickst dann dem Landesfürsten zur Unterschrift, oder was? (Rotzt auf den Boden.) GAISMAIR: Landesfürsten werd's keinen mehr geben. Sie starren ihn erstaunt an. PICHLER: Werd's koan mehr geben? GAISMAIR: Alle Menschen gelten das gleiche, keiner soll sich besser fühlen wie der andere. Keiner darf Herr sein über den andern. Und das fangt beim Landesherrn an. Sie starren ihn an. So etwas haben sie noch nie gehört. PICHLER: Ja, aber oaner muaß doch des Sagen haben. Des war immer so. GAISMAIR: Wir haben das Sagen. Wir. Das Volk. Wir werdn a Republik. Aber nit wie Venedig, wo in Wahrheit a nur die Patrizier regieren. A Volks-Republik werd ma. Des Volk regiert sich selber. Die Gemeinden regieren sich selber. Wucherischen Handel gibt's nimmer, den Waren- und Lebensmittelumschlag organisiert des Land. Der Kirche und dem Adel wird alles genommen. Grund und Boden gehörn den Bauern. Die Bergwerke gehörn dem Land, die Knappen werdn vom Land zahlt. Alle Burgen, Schlösser und Stadtmauern wern gschleift, weil keiner is dem andern feind, Mauern braucht's nimmer. In der Landesregierung sitzen die Vertreter der Bauern, Knappen und Handwerker, und außerdem studierte Leut, die sich auskennen. Sie schauen ihn alle erstaunt an. PICHLER: (nach einer Weile) Teifl, des gfallt ma. Na, i muaß sagen, des gfallt ma. (S. 66 f) ©2001, Haymon Verlag, Innsbruck. Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags. |