Aber wir steckten nicht nur in der Scheune. Wir hatten ein gemeinsames Vorhaben für unser Leben draußen: die Schwimmlehrerprüfung. Mit sechzehn legten wir beide sie ab, jeder zwei Hälften, ich zweimal die Theorie, er zweimal die Praxis, insgesamt ergibt das für jeden eine Prüfung; das nenne ich komplementäre Zwillingshaftigkeit. Tommy plagte sich in der Schule, ich war sein ständiger Einflüsterer. Und ich war seit dem Tod meines Vaters nicht mehr wasserfest. Also schwamm er für mich, und ich sprach für ihn. Das war harte Arbeit für mich gewesen: Ich hatte mir einen schweizerdeutschen Akzent antrainieren müssen, aber das machte mich noch mehr zu seinem Zwilling. Was hatte ich geübt: Kurskosten, Kurskoschten, Kurschkoschten, Churskoschten, Kurschoschten. Oder bis ich das gekonnt hatte: Wännsiewändsoguetsii. Das sagte sein Vater bei jeder Gelegenheit zu den Badegästen. Wir schafften es! Dass unsere Badehosen vorne – wie soll ich sagen? – anders gefüllt waren, ist ja Gott sei Dank niemandem aufgefallen ...
Und seit damals bilden Baumann und ich ein Schwimmlehrertandem.
Bis vor Kurzem zumindest war das so.
Ich bin für die Schwimmtheorie zuständig und er für die Praxis. So war das jedenfalls.
Auf diese Weise konnte ich – im Zweierpack – das Vermächtnis meines Vaters antreten.
(S. 87-88)
© 2010 Wieser Verlag, Klagenfurt