Unterm Kastanienbaum ist große Ruhe.
Ich bin mit Schauen ausgelastet, federe unter dieser Last gleichmäßig in alle Richtungen. Überall wächst das allmächtige Gras. Mit dem ersten Mähen fertig, zieht die Nachbarin los mit der Heugabel, und schon wirbeln die Halme durch die Luft.
Diese Gefasstheit im stillen Mittag – da die Grenzen menschlicher Kräfte in dieser Wärme, in diesem Schatten, in diesem sanften Wind, in diesem leisen Zwitschern derart merklich sind…
Das Haus glänzt vor Würde und Alter, abgeschabt hat die Zeit das Falsche.
Licht scheint herein, ich muss nicht gehen, ich komme dir näher, wenn ich bleibe.
Wenn ich da bin und es schön ist und die Gedanken sich regen und ich vieles ringsum wahrnehme…
Wenn ich im Wald ohne Menschen bin – wenn ich nicht dauernd angeherrscht werde...
Gestern konnte ich stundenlang den zwei Spechten beim Schnäbeln zusehen.
Sie verharrte auf schattigem Platz, er entfernte sich beständig, feierliche Kreise ziehend, suche sorgsam, Ast für Ast, den gesamten Birnbaum ab, schien ihr Essbares zu bringen.
Ich erschlage zutrauliche Fliegen.
Ich bin ja hier nicht einsam. Ich bin hier allem viel näher, als wenn ich dort im Getümmel bin.
Stehe unter dem Mondhimmel und putze mir die Zähne. Weiß nicht, wie mir ist.
Wie man es anfängt mit der Musik.
Wie man es nicht falsch anfängt mit ihr.
Wie man es anfängt mit jedweder Liebe, ohne sie im Keim zu ersticken.
Langsam wird es kühler. Ich weiß nichts von dir. Nichts von dir ist zwar nichts, aber doch von dir.
Ein Glühwürmchen fliegt übers Dach fort, fliegt mir über den Kopf, schwebt die Wiese hinunter.
Der Anfang trug die Last der Verwünschung – warf sie ab – und dann?
Traten wir aus der Höhle ins Freie?
Zu freudig, zu traurig fortan für alles, außer dafür, zusammen zu sein, zusammen zu arbeiten?
Wir ist ein seltsames Wort für uns.
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© 2011 Literaturverlag Droschl, Graz.