Ich war gerade frustriert, weil alle Verlage meinen Roman abgelehnt hatten, und konzentrierte mich zur Abwechslung auf mein Studium, wo ich eine Arbeit über den historischen Wandel temporaler zu kausalen Konjunktionen schrieb, wenn mich nicht gerade die Laute aus dem Nebenzimmer auf andere Gedanken brachten. Dieses für die meisten Menschen sehr trocken klingende Thema der Entwicklung temporaler zu kausalen Satzverbindungen übt bis heute einen großen Reiz auf mich aus, und es begleitet mich das diffuse Gefühl durch mein Leben, dass man damit alles Mögliche erklären könnte. Vereinfacht gesagt ist es so, dass alles, was wir als einen kausalen Zusammenhang verstehen, vorerst einmal nur ein zeitlicher Zusammenhang ist. Wir sind überzeugt davon, dass wir etwas tun, weil dies und das. Und doch tun wir es nachweislich einmal nur, während oder nachdem dies und das.
Ursprünglich stellte weil nur einen zeitlichen Zusammenhang her. So lautete das Sprichwort: Man muss das Eisen schmieden, weil es heiß ist. Es hieß: Weil der Hund bellt, frisst der Wolf das Schaf. Oder: Sie legte die Trauerkleider nicht wieder ab, weil sie lebte.
Dass weil einmal eine zeitliche Satzverbindung war, erkennt man heute noch ganz einfach am englischen while. Oder an der deutschen Weile. [UND VOR ALLEM AN DER LANGEWEILE DIESER ERKLÄRUNGEN. STREICHEN!!! EVTL. IN DIALOG MIT DER BAUM EINBAUEN.]
Weil mein Zimmernachbar Tag und Nacht stundenlang seine aus England mitgebrachte Freundin bumste, kam ich mit meiner Arbeit gut voran.
Weil ich versuchte, den Wandel von temporalen zu kausalen Konjunktionen zu analysieren – man denke auch an die interessante österreichische Eigenart, weil durch nachdem zu ersetzen –, bumste Benjamin Lee Baumgartner munter die Frau, die er aus England mitgebracht hatte.
Weil die Wände wackelten, tippte ich die Fußnoten in meine Arbeit.
Nachdem ich den ganzen Tag am Schreibtisch saß, konnte ich mir das stundenlange Gebumse anhören.
Nachdem sie stundenlang bumsten, enthält die Frage, wie sich temporale Satzverbindungen mit der Zeit in kausale wandeln, für mich bis heute eine starke erotische Komponente.
(S. 63f)
© 2012 Hoffmann & Campe, Hamburg.