Cordula setzte sich neben Alfred auf die gepolsterte Bank. Schon stand der Livrierte neben ihr, angesichts ihrer strahlenden Blondheit war er kurz davor, sich vor Galanterie zu überschlagen.
"An Kaffeee, die Daaame?"
"Ach ja, bitte, einen Verlängerten mit einem Schuss Milch, ohne Zucker."
"An Verlängerten braun, bittschön, die Dame."
Schon war er wieder weg. Hätte nur noch ein "G'schamster Diener!" gefehlt, dachte Alfred. Cordula griff sich eine von Alfreds Tageszeitungen und blätterte darin herum. "Schon wieder ein Fall von Polizeiübergriffen in Wien", murmelte sie. "Wieder gegen Ausländer. Ein Nigerianer soll im Stadtpark von Polizisten schwer verprügelt worden sein."
Alfred zuckte die Achseln.
Cordula blickte ihn an: "Mehr hast du dazu nicht zu sagen?"
"Welche Zeitung liest du?"
Cordula hob sie.
"Ach so, der Morgenkurier. Na, die werden gerade eine Kampagne gegen die Polizei reiten. Wahrscheinlich wollte sich der Polizeipräsident nicht mit dem Herausgeber auf ein Achterl und ein Hintergrundgespräch treffen."
(S. 21)
"Sie sind ein Nazi!", zischte Grünsteidl. Leider ziemlich laut. Ein paar Gäste drehten sich um und schauten interessiert herüber. Cordula sah erst Grünsteidl, dann Alfred mit offenem Mund an.
"Ich werde Ihnen das Handwerk legen! Ihnen und Ihrer Nazi-Sippschaft!" Grünsteidl schrie jetzt. Richard Blumenauer tauchte auf und trat zu ihrer Gruppe. Pokorny eilte ebenfalls heran. "Da kommt ja auch das Ober-Nazischwein", begrüßte ihn Grünsteidl lautstark.
"Ich glaube, Sie gehen jetzt besser", zischte Blumenauer und fasste den völlig außer sich Geratenen von hinten kräftig an den Armen.
"Tun Sie ihre Dreckspfoten weg! Sie gehören auch dazu. Ich habe Sie durchs Haus schleichen gesehen." Grünsteidls Stimme überschlug sich.
Zwei Männer vom Sicherheitsdienst näherten sich. Blumenauer schob Grünsteidl Richtung Ausgang. Doch der entwand sich seinem Griff und rannte zurück zu Pokorny. Er hob sein halbvolles Weinglas und warf es ihm ins Gesicht." (S. 171)
© 2009 Haymon Verlag, Innsbruck-Wien.