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Christian Futscher, Uwe Schloen: Die Möpse bellen aus der warmen Hütte.

oder von Radviliskis nach Siauliai.
Wien: Das Fröhliche Wohnzimmer, 2000.
80 S., brosch.; öS 100.-.
ISBN 3-900956-50-2.

Link zur Leseprobe

Das Jahr 2000 wird ein ertragreiches Jahr für den in Vorarlberg gebürtigen, in Wien lebenden Autor und Heurigenwirt Christian Futscher. Nach seinem unlängst bei Deuticke erschienen Einsamkeitsdialog Soledad steht für den kommenden Herbst die Urlaubsgeschichte "Nidri. Urlaub total" beim Verlag Droschl auf dem Programm. Und da es bis dahin noch etwas dauert, ist in der Zwischenzeit in der Edition Das Fröhliche Wohnzimmer seine Gemeinschaftsarbeit mit dem deutschen bildenden Künstler Uwe Schloen erschienen: "die möpse bellen aus der warmen hütte oder von radviliskis nach siauliai".

Im "Wohnzimmer" veröffentlichte Futscher vor wenigen Jahren bereits die geniale Stricherlpoesie "Schau der kleine Vogel!" und den visuellen Glückswurf "was mir die adler erzählt", beides Paradebeispiele für einen geglückten poetischen Bild-Witz. Auch in "die möpse bellen ..." werden die Texte von Zeichnungen der beiden Autoren ergänzt, ohne jedoch zum stimmigen Gesamtbild der genannten Vorgängerbände zu finden, genauer gesagt: finden zu wollen. Die Literaturfähigkeit des Mopses trotz vokalischer Degeneration hat ja bereits Ernst Jandl unter Beweis gestellt. Futscher und Schloen treten nun einen weiteren Beweis an, dass die überzüchteten Hundsviecherln nach wie vor für heilsame literarische Entfremdungsprozesse sorgen können.

Das ca. 80 Seiten starke, unpaginierte Buch ist eine Sammlung von sprachlich gebrochenen Kurzbeschreibungen, die mit "Das Meer" beginnen und über Themen wie "Die Lust" und "Die Kindheit" sowie einigen Städte- und Länderbeschreibungen schließlich recht willkürlich zu "Das Fieber" und "Der Vater" führen. Dabei werden die vorgestellten, scheinbar klaren Begriffe durch Sinn-Umkehrungen und syntaktische Crash-Verfahren verfremdet. Pate standen Sprach-Experimentatoren der zweiten und dritten Generation wie Dominik Steiger/, Paulmichl und Hansjörg Zauner. Auf sehr leichtfüßige Weise streben die Texte an, das Klare, Vertraute in Frage zu stellen, sprich: die eigene warme Hütte zu verlassen, um zu einem Gedankentrip abseits der literarischen Touristenpfade anzutreten. "DAS ABENTEUER hat einen beigeschmack bekommen, der die touristen in aller welt in die ödnis lockt. uns ist ein abenteuer ein strich zum beispiel, ein kritzikratzi juckt uns mehr als das geschwafel von entbehrung, überlebensdings und richtigen männern [...]," (S. 13) halten Futscher und Schloen der gängigen Wirklichkeitswahrnehmung und Bestsellerliteraturauffassung ästhetisch entgegen. Ergänzt werden die Texte des Bandes durch lockere Stricherl-Illustrationen mit sexueller Schlagseite, Anekdoten, die ins Groteske übersteigert sind, und absurde Gedankenspiele. "Der Frisör schnitt mir die Haare. Es war so traurig, meine Haare auf dem Boden zu sehen. Ich sagte: Sie verdienen eine Tracht Prügel! Er sagte: Bitte?" (S. 64)

Christian Futscher und Uwe Schloen, die 1998 gemeinsam mit dem Maler Georg Janthur die Künstlergruppe "Die Neopathetiker" gegründet haben, planten seit geraumer Zeit ein Projekt, bei dem ausgetauschtes Text- und Bildmaterial gemeinsam bearbeitet werden sollte. Aus Zeitgründen wurde schließlich 1999, während Schloen im Rahmen des Daniel Spoerri-Stipendiums in Seggiano weilte, zumindest eine Sparversion des Projektes realisiert, zu der Futscher den größten Teil der Texte und Schloen die Mehrzahl der Illustrationen beisteuerte, die zum vorliegenden Buch zusammengestellt wurden. "Manchmal wein' ich dem ursprünglichen Konzept schon eine Träne nach", meint Futscher. Nichtsdestotrotz ist der Autor überzeugt, "dass uns da ein herrliches, fröhliches Durcheinander gelungen ist".

Für weitere Gemeinschaftsprojekte ist auch schon gesorgt. 2001 wollen die Neopathetiker in Tunesien auf den Spuren von Paul Klee und August Macke künstlerisch aktiv werden. Das expressionistische Leitmotiv dieser Erkundungen stammt von Macke: "ES GIBT NUR EIN ANDERSSEIN!"

Werner Schandor
3. Mai 2000

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