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Leseprobe: Andrea Drumbl - Narziss und Narzisse

Draußen wurde es jetzt schon licht und immer lichter, ein neuer Tag ging auf, er sah nach Winter aus. Als kleiner Bub armer, einfacher Leute hatte Peter an solchen kalten Wintertagen die Eisblumen am Fenster zum Flur des viel zu schlecht geheizten Hauses, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, wachsen sehen. Es war nie richtig warm geworden in diesem Haus seiner Kindheit, und wenn Peter nicht hatte frieren wollen, hatte er durch die Räume laufen müssen, immer in Bewegung sein und in Bewegung bleiben. Damals war er sogar manchmal mit einem Pullover zu Bett gegangen, damit er nachts hatte schlafen können, wenn die Eisblumen auf der Fensterscheibe zum Flur immer größer gewachsen waren, tausendfach verästelt. Manchmal hatte er aber trotzdem nicht geschlafen, weil er Hunger gehabt oder weil er nebenan seine Eltern streiten gehört hatte. Sein Vater war ein Spieler gewesen und hatte wöchentlich fast das gesamte Geld verspielt, das er als Schlosser verdient hatte. Und das jahrelang. Peters Mutter war manchmal in öffentliche Gebäude putzen oder Klosetts reinigen gegangen, das war ihr durch eine Reinigungsfirma organisiert worden, bei der sie ab und an vorstellig geworden war. Die meiste Zeit war sie jedoch arbeitslos gewesen. Und mit ihrer gesamten Situation freudlos. Die Kälte hatte sie noch am besten ausgehalten, denn die einzige Heizung im ganzen Haus war in ihrem Zimmer gestanden, das zu betreten Peter jedoch streng verboten gewesen war. Wenn die Eisblumen auf der Fensterscheibe angefangen hatten, nicht nur größer, sondern auch dicker zu werden, war es für Peter am allerschlimmsten gewesen. Und er hatte die Eisblumen am Fenster täglich beobachtet. Am allermeisten hatte er sich dann immer gefreut, wenn es angefangen hatte zu schneien, denn dann war es zumindest nicht so kalt gewesen, draußen nicht und drinnen im Haus ebenfalls nicht. So richtig kalt war es erst geworden, wenn der Schnee aufgehört hatte, vom Himmel zu fallen und der Frost wieder eingesetzt hatte. Denn dann war ihm die Kälte bis unter die Fingernägel gekrochen, was ein vielfaches Kribbeln in den Fingern hervorgerufen hatte, das erst dann wieder verschwunden war, wenn er die Hände wie wild aneinandergerieben hatte, um keine Frostbeulen zu bekommen. Oder wenn er die Hände heimlich über den Herd in der Küche gehalten hatte, bis er draußen Schritte hatte kommen hören. Dann hatte er sofort die Herdplatte zurückgedreht und war aus der Küche verschwunden, um keine Schläge zu bekommen. Manchmal hatte er dann geweint und sich gleichzeitig für sein Weinen geschämt. Deshalb hatte er sich schon damals geschworen, später einmal, sobald er erwachsen war, ein blühendes Geschäft zu haben, vielleicht ein Geschäftsmann zu sein mit einer gut bezahlten Arbeit oder auch ein Banker, der direkt am Quell der Gelder arbeitete, jedenfalls hatte er unbedingt ein reicher Mann werden wollen, der genug Geld verdiente, um im Winter nicht mehr frieren zu müssen.

S. 103f.














































































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