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Alfred Komarek: Narrenwinter.

Roman.
Innsbruck, Wien: Haymon, 2006.
199 S.; geb.; Eur 17,90.
ISBN-10: 3-85218-510-6.

Link zur Leseprobe

Wenn keine Narren auf der Welt wären, was wäre dann die Welt? Diese Frage, einst von keinem Geringerem als Johann Wolfgang von Goethe formuliert, hat an Aktualität nichts verloren - gerade dann, wenn man Alfred Komareks neuesten Roman betrachtet. Komarek, der durch seine Polt-Krimis bekannt wurde, hat seit geraumer Zeit einen neuen Helden - oder eher Antihelden - erfunden: Daniel Käfer. Im Gegensatz zu Polt ist er nicht für die Gendarmerie tätig, sondern ein Journalist, der nunmehr seit drei Romanen auf Arbeitssuche ist.

Ein neues Buchprojekt führt ihn in "Narrenwinter" ins Salzkammergut. Wie der Titel bereits erahnen lässt, ist Winter und die fünfte Jahreszeit steuert auf ihren Höhepunkt zu. Daniel Käfer macht Bekanntschaft mit Faschingsmärschen und -briefen, "bunten Lumpengewändern, grotesken Holzmasken, skurrilem Kopfschmuck", allerhand Narren eben. Seine Freundin oder Nicht-Freundin Sabine - je nachdem, in welcher Verfassung sich Käfer gerade befindet - begleitet den Gestrandeten. Unter anderem auch, um sich selbst vom Faschingstreiben inspirieren zu lassen und um neue Fotos zu schießen (Käfers Freundin ist Fotografin).

Bereits kurz nach seiner Ankunft im Salzkammergut wird Daniel Käfer von einem alten Bekannten aufgesucht, der ihm ein verlockendes Job-Angebot macht. Er, Daniel Käfer, soll in Hamburg für einen großen Medienkonzern arbeiten, inklusive Spitzengehalt, eigenen Mitarbeitern und Geschäftswagen - und das nach seiner Pleite bei der von ihm gegründeten und mit ihm niedergegangenen "Intelligenzzeitung". Das Angebot erscheint verlockend, und obwohl Käfer weiß, dass dieser Konzern nicht selten zu rüden Mitteln greift, schlägt er alle Bedenken in den Wind und träumt von einem neuen Leben mit Sabine in Hamburg. Diese vergnügt sich derweil mitten im Faschingstreiben, wo Käfer sie beim Strippen erwischt. Und nicht nur Sabine zeigt sich bedenkenswert freizügig: auch die Schlömmers, Käfers Vermieter, üben sich in der Kunst des Kamasutra. Und dann ist da noch Henning Mertens, ein älterer passionierter Journalist, den Käfer aus den Tiefen seiner Existenz befreit und den er beruflich zu sich ins Boot holen möchte. Dieser scheint aber mehr den Alkohol und das weibliche Geschlecht im Sinn zu haben. Neue Freunde für Käfer werden zudem das Ehepaar Sepp und Christine Köberl, die ihm bei einem Unfall das Leben retten. Aber auch diese beiden sind irgendwie merkwürdig. Christine fühlt sich zu Daniel hingezogen und Sepp trägt ein Geheimnis vor sich her, das sich offensichtlich am Aschermittwoch lösen soll. Als Daniel Käfer schließlich noch von einem glatzköpfigen Schläger verprügelt wird, weiß er, dass hier irgendetwas nicht stimmt und dass mehr als die alljährliche "Narrerei" dahintersteckt.

Spannung will in Komareks neuestem Werk aber dennoch nicht so recht aufkommen. Daniel Käfers Motive, hinter die Geheimnisse der Bewohner zu kommen, erscheinen irreal und auch die verschiedenen Handlungsstränge mit den einzelnen Personen öffnen immer neue mögliche Türen, verwirren aber letztlich eher. Auch scheint Daniel Käfer keinerlei finanzielle Probleme zu haben, obwohl er doch schon bereits seit drei Romanen arbeitslos ist. Und die rührigen Gefühlsanfälle, die Käfer, einer Torschlusspanik nahe, immer wieder überkommen, will man der ansonsten sehr sympathischen Figur nicht wirklich abnehmen.

Was der Roman sehr gut kann, ist die Stimmung des winterlichen Fastnachttreibens zu vermitteln, das Chaos, die Narren, seinen Protagonisten mit eingeschlossen. Und er vermag ein treffendes Bild vom Salzkammergut und seinen Bewohnern zu zeichnen. Zwei weitere Romane mit Daniel Käfer sollen laut Alfred Komarek noch folgen. Man darf gespannt sein, welchem Genre er treu bleibt: dem Kriminal- oder dem Heimatroman?

 

Daniela Völker
20. November 2006

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

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