Es läutet.
Steinek öffnet die Tür. Dahinter die Frau, die am Vormittag die Wohnung im fünften Stock über der seinen bezog und bald danach kam und sieben Eier erbat. Angeblich deshalb störte sie den Nachbarn. Indes ein Funke sie antrieb, dessen Vorschau sein Heraustreten auf einen Balkon war, als sie, während eines ersten Streifgangs durch das Wohnviertel und auf der Suche nach einem sonntags geöffneten Lebensmittelgeschäft, zur darüber liegenden Terrasse ihrer Wohnung hinaufsah. Nun steht sie zwei Stunden später wieder vor ihm. Ihr ihm gesagter Name ist versickert. Seiner steht an dem Messingschild an der Tür. Während der Frau das zurückweichende Türblatt Steineks Gestalt entblößt, streckt sie auf einem Teller einen kanarigelben Guglhupf vor.
"Er ist noch warm", sagt sie und hebt den Teller an und vor ihren Blick. Steinek ist nackt. Barfuß auch, verzeichnet ihre auf die Sisalmatte vor der Türschwelle hinabgesunkene Aufmerksamkeit. Ihre Zehen stecken in Pantoffeln aus blauem, glatten Leder. Ein wenig weiter oben bemerkt sie seine glatten, durchäderten Schenkel, weiter oben den tiefen, unbehaarten Nabel. "Perfekt", sagt er, hebt ihr das Kinn hoch, erfasst ihren Blick und zieht sie über die Schwelle.
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© 2005, Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten.